Besuch im Hopfenforschungszentrum Hüll

Besuch im Hopfenforschungszentrum Hüll

Wir wurden zu einem wunderbaren Hopfentag im Hopfenforschungzentrum in Hüll bei Wolnzach eingeladen. Um 7 Uhr ging es mit dem Auto von Stuttgart los. Als wir 10 Uhr in Hüll ankommen, duftet es schon nach frischem Hopfen und wir öffnen die Fensterscheiben, um einen tiefen Atemzug zu nehmen. Dann beginnt der Hopfentag erstmal mit einer kleinen Schulungssitzung und einer Präsentation, was das Institut denn so macht.

Das Hopfenforschungsinsitut

Der Verein wurde 1926 gegründet und wird mittlerweile von einigen Bundesländern, sowie großen Bier Institutionen unterstützt. Warum? Ganz einfach. Hier wird über Hopfen geforscht. 86% aller deutschen Hopfensorten entstammen aus diesem Zentrum. Der Vorstand besteht aus 4 Angehörigen der Bauwirtschaft, einem Vertreter aus Bayern, ein Angehöriger aus dem Hopfenhandel und einem Hopfenpflanzer. Der Beirat wiederum besteht aus Mitgliedern von AB InBev bis zur Brewers Association.

Im wesentlichen geht es darum, den Hopfen für die Zukunft nachhaltig zu züchten und ihn resistenter gegen die Umwelteinflüsse zu machen. Dabei sollte er auch noch gut schmecken und seine Eigenschaften für die Bierwelt weiterentwickeln. Darum wird hier nach angepassten, gesunden Sorten geschaut. Aber auch die Umgebung, sowie die Zucht und Haltung von Hopfen werden hier entwickelt. Das kommt vor Allem den Bauern in der Landwirtschaft zu Gute, denn diese müssen sich in Zukunft auf immer mehr Stolperfallen einstellen. Und er Vergangenheit hat der Verein schon eine tolle Arbeit geleistet und konnte so die Pestizide senken und gleichzeitig den ertrag erhöhten, sowie die Bauern einlernen, wie sie ihre Felder und Flächen optimal nutzen können. Das wohl größte Problem zur Zeit ist die Verticilliumwelke. Dabei handelt es sich um einen Pilz, der sich in die Pflanzen, aber auch Wasserweg und Gestänge einnistet. Er überlebt bis zu 5 Jahren dort und verteilt seine Sporen auf allen Pflanzen. Dagegen ist fast kein kraut gewachsen. Daher wird in Hüll geforscht, wie man dem Pilz zu Leibe rücken kann.

Es ist schon extrem spannend, dass so eine neue Hopfensorte 100 Kreuzungen im Jahr erfährt, 100.000 Sämlinge braucht und 12 Jahre Wachstum, bis sie überhaupt zugelassen werden kann.

Die Hopfenbonitierung

Als nächstes geht es nach einem kühlen Frühschoppen Bier in den Garten des Grundstücks zur Hopfen Bonitierung. Was ist das? Man nimmt quasi den Hopfen in die Hand und riecht an ihm, bewertet seine Blattgröße und seine Pollenanzahl. Ist der Hopfen von oben gesehen viereckig? Oder hat er extrem lange Blätter. Wir lernen hier auch, dass die längeren Blätter zum Schutz für die mit Pollen besetzten Blätter dienen. Auch kann man manche Hopfen mit extrem langen Blättern sehen, dann sind die fast ihn Pollen und meist mit einem kleinen Kern. Das bedeutet der Hopfen wurde befruchtet. Männliche Sorten würden den Untergang in einem Hopfenfeld bedeuten. Denn die männlichen Samen befruchten die Weiblichen und damit blüht die weibliche Pflanze und kann keine Dolden ausbilden.

Aber beim Hopfenbonitieren kommt es nicht nur oberflächlich auf den Hopfen an, sondern auch auf den Geruch und die Bitterkeit. Das Auge bewertet auch die Gesundheit des Hopfens. Wichtig zu wissen ist, dass man den Alphasäureghalt, der für die Brauer immens wichtig ist, beeinflussen kann bei der Ernte. Erntet man den Hopfen Fürher, so ist der Gehalt deutlich geringer. Manche Brauer haben darum auch direkte Beträge mit den Hopfenbauern und schauen sich während der Erntezeit, die Hopfen genau an, um den richtigen Moment abzupassen. Die Erntezeit ist ja auch nur 3 Wochen im Jahr.

Auf der Busch Farm

Anheuser Busch hat neben dem Institut eine eigene Hopfen Farm gebaut. Diese besichtigen wir, um die Hopfenproduktion von Nahem zu betrachten. Ferdinand Weingarten, selbst Brauer und einer der Verantwortlichen auf der Busch Farm führt uns herum. Wir sehen die Hopfenpflücker, beim einsortieren der Hopfenranken in die Rüttelanlage. Dort werden die Hopfendolden vom Rest getrennt und kommen auf ein Förderband, wo die kleinen übrigen Pflanzenteile aussortiert werden. Der Hopfen landet danach auf einer Darre und wird nach ABInBev Angaben mit 64°C geheizt. So trocknet er leicht und in diesem räum ist ein Klima, wie in einer Sauna. Wenn man zu lange hier verbringt dann spürt man die freigesetzten Hopfenöle auf der Haut und in den Augen brennen. Weiter geht es in die großen Lagerhallen. Dort wird der hopfen getrocknet und abgekühlt. Sollte er nicht genug Feuchtigkeit aufweisen wird er mit Wasser besprüht. Die Brauereien haben hier klare Vorgaben, mit welcher Feuchtigkeit sie den Hopfen verwerten möchten.

Das Forschungszentrum

Nach der Busch Farm geht es zu der im kleinen Stil arbeitenden Forschungseinrichtung. Hier sind wir vom Gewächshaus mit den Versuchssorten der letzten Jahre sehr begeistert. Denn die Sorten sind die Überlebenden von vielen Versuchen und werden hier auf Dolde und Stamm getestet. Weiter geht es dann in die kleine Anlage, wo wir die Hopfenmaschinen im kleinen Mass zu sehen bekommen. Für die Forschung sind sowohl die Hopfendolden, als auch die Überreste der Ranken nötig. Denn so lassen sich Umwelteinflüsse, Schädlinge oder weitere interessante Ergebnisse testen. Da die Erntezeit stressig ist, werden erst im Verlauf des Jahres die Erkenntnisse gewonnen.

Der Abschluss

Zum Schluss gibt es noch ein schönes Zusammensitzen. Wir dürfen hier 2 Biere probieren mit einer gängigen und einer neu entwickelten Hopfensorte. Die Ergebnisse unter den Kandidaten fallen geteilt aus. Denn je nach subjektivem Geschmack ist die eine oder andere Sorte besser. Wir entscheiden uns für die neue Sorte, denn diese schmeckt deutlich breiter und bitterer. Aber wie gesagt, das ist Geschmacksache.

Zu Guter Letzt erfahren wie, dass es im Hopfenforschungszentrum auch ein Craft Brauer Summit gibt. Hier dürfen die Brauer einmal im Jahr den Versuchshopfen brauen und die neue Sorten direkt im Bierer ausprobieren. Aber auch für den Hobbybrauer gibt es die Möglichkeit hier Hopfenpellets zu erhalten. Wir selbst bekommen 3,5kg vom Amrum, Ariana und Callista Hopfen mit. Die Bedingung ist aber, dass man damit auch braut und ein Feedback gibt, wie sich der Hopfen verhält und entwickelt.

Wer sich für Hopfen und die neusten Forschungsergebnisse interessiert, kann sich hier im Verein für 25€ im Jahr anmelden.

Zu Anmeldung >

Danke für die Einladung liebe Mareike von Feinerhopfen und an Walter König Geschäftsführer der Gesellschaft für Hopfenforschung e.V. für die tolle Führung und den wunderbaren Tag.