Bierkränzchen

Bierkränzchen

Frauen pflegten zu Bier seit Menschengedenken schon eine Beziehung zum Bier und dem Brauen. Die ersten Brauer in Ägypten waren tatsächlich Frauen. Während die Männer auf der Jagd waren und sammelten, waren die Frauen da, um das flüssige Gut herzustellen. Im Mittelalter wurde die Beziehung der Frauen zum Bier noch stärker. Sie standen meistens am Herd, um die flüssige Nahrung herzustellen. Bier war zu diesen Tagen, wegen seiner heilenden Wirkung hoch angesehen. Durch das kochen des Wassers und die heilenden Kräuter war Bier in einem hygienisch besseren Zustand als Wasser.

Der Braukessel war für die damalige Frau, eine wertvolle Mitgift. Eine unverheiratete Frau war dadurch umso beliebter bei der Männerwelt. So war es auch nicht verwunderlich, dass die Frauen auch für ihren eigenen Gebrauch brauten. Hatte eine Frau ein Bier gerade frisch gebraut, wurde zum Bierkränzchen eingeladen. Dabei wurde sich über den örtlichen Klatsch und Tratsch ausgetauscht und auch Brot serviert, dass man ins Bier tunkte.

Eine härtere Variante des Bierkränzchens heisst „Weiberzeche“. Dabei handelte es sich um Kneipen bei denen nur Frauen zugelassen waren und dort ausgiebig Bier tranken. Im 18. Jahrhundert gehörten die Bierkränzchen zum guten Ton und waren Teil des Alltags der Oberschicht. Dabei versammelten sich nicht nur Frauen, sondern auch Verwandte und Bekannte zu einem gemeinsamen Umtrunk. An schönen Tagen wurde daraus ein Picknick oder eine Landpartie.

Auf den britischen Inseln lief die ganze Emanzipation anders ab, dort führten die Alewives ihre Bierpubs. Sie brauten nicht nur Bier, sondern schenkten es auch aus. Die furchtlosen und bierbesessenen Frauen zogen das Ansehen der Männer auf sich, doch der Klerus war damit alles andere als einverstanden. Die Kirche ließ Wandbilder malen, mit in der Hölle schmorenden Alewives und die Gerüchteküche verkündete, dass die Alewives jedes erdenkliche Gesetz brachen, billiges Bier ausschenkten und falsch geeichte Gefässe benutzten. Die Diskrimierung der Frauen war plötzlich zur Tagesordnung geworden und steigerte sich mehr und mehr. Ende des 16. Jahrhunderts fanden die Brauerinnen leider das Ende ihrer Brauzeit vor und mussten sich leider.

Fakten aus dem Buch „Bier“ von Markus Raupach.