Bierpersönlichkeiten

 

Dr. Markus Fohr

Bierpersönlichkeiten - Dr. Markus Fohr

Wir sind wirklich glücklich den neuen deutschen Meister der Biersommeliers Dr. Markus Fohr interviewen zu dürfen. Unter den 7 Finalisten konnte sich Dr. Markus Fahr in einem spannenden Kopf-an-Kopf-Rennen erfolgreich durchsetzen. Neben dem Fachwissen über die einzelnen Biere, über ihre Entstehung und Herkunft, mussten er auch Angaben zum Bierstil und der Sensorik machen. Die Präsentation von Dr. Markus Fohr war ein voller Erfolg und er konnte nicht nur durch seine Bühnenpräsenz, sondern auch durch die emotionale und wirklich spannende Beschreibung des Bieres punkten. Aber wir wollen zunächst weiter bis zu den Anfängen zurückgehen und uns über seine Vita ein Kleins Bild machen, bis wir zu den aktuellen Themen kommen.

Herr Dr. Markus Fohr erzählen Sie uns doch mal, wo kommen Sie her und wie sind Sie aufgewachsen?
Geboren am 4. Juni 1969 und aufgewachsen bin ich im schönen Lahnstein am Rhein, dort wo die Lahn in denselben fließt. Zwar habe ich genauso wie alle anderen Menschen erstmal Grundschule und Gymnasium besucht und im Anschluß meinen Wehrdienst geleistet – doch das Bier war seit Geburt irgendwo immer dabei. Meine Familie braut seit 1667 in nunmehr der zehnten Generation ununterbrochen Bier und so durfte ich schon als Kind Brauereiluft schnuppern oder in den Ferien in der Brauerei mithelfen – alles aber mit Maß und Mitte. Meine Familie hat mich auch nie unter Druck gesetzt Brauer zu werden. Es war meine Entscheidung zuerst eine Ausbildung zum Brauer und Mälzer zu absolvieren, anschließend ein Studium Brauwesen und Getränketechnologie in Weihenstephan. Nach eineinhalb Wanderjahren bei der Bitburger Braugruppe trat ich 1999 zunächst als Assistent und Stellvertreter meines Vaters in unsere Lahnsteiner Brauerei ein, die ich dann 2007 von ihm übernahm. 2011 folgte die Ausbildung zum Biersommelier und seit 2014 die am Institute of Masters of Beer.

Was für eine Rolle spielt Bier in Ihrem Leben?
Eine gewaltige, da man Beruf und Berufung kaum trennen kann. Das Schöne ist dass es für uns Brauer und Biersommeliers natürlich ist dass wir uns auch Arbeit mit nach Hause nehmen. Auch in den Ferien schauen wir uns gerne mal eine Brauerei in einem anderen Land an oder besuchen Kollegen. Aber ich lasse die Brauerei auch gerne mal hinter mir, am liebsten zusammen mit meiner Familie, den Laufschuhen, dem Motorrad oder einem schönen Buch.

Welcher Bierstil gefällt Ihnen am Meisten und warum?
Jeder der 150 Bierstile weltweit hat seine Schokoladenseiten, seinen optimalen Anlass oder Genussmoment. Wenn ich mich für einen entscheiden müsste dann für ein Imperial IPA. Es ist unglaublich vielseitig und intensiv im Geschmack, besitzt Hopfenaroma und Hopfenbittere im Überfluß genauso wie Vollmundigkeit und Malzkörper, ein aromatischer Überschallknall sozusagen.

Dr. Markus Fohr

Sie sind ja ausgebildeter Brauer und Getränketechnologe. Was war ihr erstes selbst gebrautes Bier?
Gute Frage. Das dürfte etwa 35 Jahre her sein, als mich Martin Seil, damals Braumeister der Lahnsteiner Brauerei, erstmals mit zum Brauen nahm. Wahrscheinlich war es ein Pils, damals wie heute unsere Hauptsorte.

Gab es denn ein Bier, was mal so richtig daneben gegangen ist?
Ja, gab es. Vor vielen Jahren haben wir mal ein Weizenbier mit einer Hefe angestellt die ungebetene Gäste in Form von Milchsäurebakterien mitgebracht hat. Das Bier war selbst im frischen Zustand sehr sauer. Wir mussten dann einen kompletten Sud von 150 hl vernichten. Nicht witzig – kommt aber in den besten Häusern vor.

Wie sind Sie auf den Biersommelier gekommen?
Als Kind der Branche habe ich schon früh andere Bierstile in anderen Ländern kennen gelernt und mich für das Produkt Bier an sich eingesetzt. Über die Fachmedien habe ich dann vom ersten Kurs 2004 an die Entwicklung verfolgt und mich 2009 entschlossen selbst Biersommelier zu werden – 2011 war es so weit.

Was ist Ihr Geheimnis? Warum sind Sie so gut darin Biere zu beschreiben?
Wie immer steckt viel Arbeit dahinter. Was mir sicher hilft ist dass ich früh gewohnt war vor Menschen zu sprechen, dies vor Besuchergruppen in unserer Brauerei oder als Dozent in Weihenstephan. Am besten ergründen Sie das „Geheimnis“ selbst in einem der vielen Bierseminare die ich in Lahnstein und dem Rest der Welt gerne veranstalte. Termine unter Lahnsteiner-Brauerei.de

Was motiviert Sie täglich und woher kommt diese Leidenschaft mit der Sie an das Thema Bier herangehen?
In der Branche herrscht eine unglaubliche Dynamik wie nie zuvor. Als ich vor 30 Jahren meine ersten Gehversuche in der Branche machte musste alles immer gleich sein und gleich schmecken. Heute können wir proBIERen, experimentieren, mit neuen Malz-, Hopfen- oder Hefesorten brauen, historische Bierstile wie das Grutbier, das Honigbier oder das Kirschbier neu beleben, Bierkeller einrichten, Bierkulinarien abhalten, Bier stacheln, Eisbock ausfrieren – diese Liste können wir endlos fortsetzen. Und Bier ist ein unglaublich positives Element, es bringt Menschen zusammen, es lässt sie miteinander sprechen, macht sie lustig – und schmeckt unglaublich gut.

Was halten Sie von dem Thema Bier und Frauen?
Das Bier ist viel fraulicher als Mann und Frau meist wissen. Insbesondere gilt das für die 149 Bierstile außerhalb des Pils. Frauen sind viel experimentierfreudiger und proBIERen gerne auch mal ein Bier mit Aromahopfen, ein Kräuterbier, ein Fruchtbier oder ein Sauerbier. Frauen haben großen Spaß am Bierbrauen selbst, am Kochen mit Bier, an der Kombination von Bier und Speisen. Die Vielfalt die das Bier besitzt haben wir in der Vergangenheit viel zu wenig kommuniziert. Pikanterweise schreibe ich diese Zeilen übrigens gerade während meine Frau und unsere Monika Zaun 20 Geschlechtsgenossinnen zum Damenbierseminar begrüßen…

Was halten Sie von der sogenannten Bierveredelung?
Kaum zu glauben dass man ein so schönes Produkt noch veredeln kann. 2002 haben wir begonnen hier ein eigenes Sortiment aus Craftbieren und bierigen Delikatessen wie Bierlikör, Biernudeln, Bier-Essig, Büchern wie „Besser leben mit Bier“ und vieles mehr aufzubauen.

Haben Sie noch einen Tipp für uns, wie man ein Bier am Besten beschreiben kann?
Ganz wichtig: Sich Zeit für das Bier nehmen! Es ganz in Ruhe anschauen, riechen, schmecken. Und dann mit noch mehr Ruhe das passende bildhafte Vokabular zurecht legen, um es zu beschreiben und die passenden Genussmomente dazu zu paaren.

Vielen lieben dank an Dr. Markus Fahr für diese wertvollen Antworten. Gleichzeitig möchten wir noch zum Thema Bier und Veredelnung auf die Delikatessen im Shop der Lahnsteiner-Brauerei hinweisen. Hier gibt es nicht nur veredelte Biere, sondern auch leckere Speisen mit Bier und Hopfen. Dr. Markus Fohr wünschen wir auf dem weiteren Weg viel Glück und drücken die Daumen für die Biersommelier Weltmeisterschaft.