Bierpersönlichkeiten

 

Elisa Raus

Bierpersönlichkeiten - Elisa Raus

Wir hatten die Ehre, die neue Biersommelier-Weltmeisterin Elisa Raus, von der Brauerei Störtebeker, interviewen zu dürfen. Elisa hat als erste Frau in der Geschichte des Bieres die 6. WM der Biersommeliers in Rimini gewonnen und ihre 80 Mitkonkurrenten hinter sich gelassen. Sie ist bereits seit 2016 Biersommelière und hat jetzt für zwei Jahre den Auftrag bekommen, die Bierkultur in die Welt hinauszutragen. Ein große Ehre und ein natürlich eine noch größere Aufgabe.Wir wollten wissen, wie sie das anstellt und was ihre Werte und Ziele sind.

Was fasziniert Dich an dem Thema Bier?

Seine Vielseitigkeit. Zu jedem Anlass, jedem persönlichen Geschmack, jedem Essen lässt sich für jeden Menschen das passende Bier finden. Auch wenn jemand der felsenfesten Überzeugung ist, dass ihm oder ihr Bier nicht schmeckt, antworte ich: Dann hast du noch nicht das richtige Bier für dich gefunden.
Bier bleibt immer spannend, es entwickelt sich jeden Tag neu. Und es lässt sich wunderbar über Bier reden!

Wie siehst Du das Thema Bier und Frauen?

Leider ist man als Frau in der Bierbranche noch immer in der Minderheit. Gerade in meiner Anfangszeit in der Branche bin ich des Öfteren auf Skepsis und Vorurteile gestoßen, wenn ich als blonde junge Frau alteingesessenen Biertrinkern etwas übers Bier erzählen wollte.
Das ist sehr schade. Gerade in der heutigen Zeit sollte es doch egal sein, ob man männlich oder weiblich, jung oder alt, weiß oder schwarz ist. Umso stolzer bin ich, als erste Frau in der Geschichte den Weltmeistertitel geholt zu haben. Ich hoffe, dass ich durch meine Arbeit und meine Leidenschaft noch viele andere Frauen vom Bier begeistern kann, damit das Thema „Bier und Frauen“ zukünftig nicht mehr für Skepsis sorgt.

Was muss man tun, um perfekt für so einen großen Wettbewerb gerüstet zu sein? Wie hast du Dich darauf vorbereitet?

Eine gute Vorbereitung ist das A und O für so einen Wettbewerb. Für die Weltmeisterschaft habe ich gemeinsam mit meinem Kollegen Christoph Puttnies intensiv trainiert. Knapp drei Monate lang haben wir uns zweimal in der Woche getroffen und Bierstile sowie Off-Flavour geübt. Dazu kamen auch Bierpräsentationen vor kleinerem oder größerem Publikum. Gemeinsam mit dem restlichen deutschen Nationalteam haben wir uns darüber hinaus zu drei Trainingslagern getroffen. Hier haben wir nicht nur die Sensorik und die Bierpräsentation geschult, sondern auch spannende Vorträge und Workshops zu Rhetorik und den verschiedenen Rohstoffen besucht. Nicht zu vergessen die eigene, persönliche Weiterbildung: neue und unbekannte Biere probieren sowie Artikel und Bücher rund ums Thema Bier lesen.

 


Wie geht es nun weiter, jetzt wo sich der Trubel etwas gelegt hat? Wie bringst du Privatleben und Weltmeistertitel unter einen Hut?

Das klappt momentan ganz gut, muss ich sagen. Der Weltmeistertitel ist eine riesige Chance, bei der ich alles mitnehmen möchte, was geht. Das Schöne ist, dass ich sowohl von der Firma als auch von „Zuhause“ Freiraum bekomme bzw. wir Kompromisse finden, wie sich alles vereinen lässt.

 

Wie wirst Du das Thema Bier in der Welt vorantreiben?

Die große Aufgabe als Weltmeisterin ist es, das Kulturgut Bier international zu repräsentieren. Ich hoffe sehr, dass ich alle Chancen hierfür ergreifen und meinen Beitrag leisten kann, Bier zukünftig stärker den Stellenwert zu geben, den es verdient. Hier kommt mir mein Job als Pressesprecherin und das Netzwerk zugute, das ich in den letzten Jahren aufbauen konnte. Wir müssen weiterhin stärker über Bier reden und zeigen, welches Potenzial Bier hat. Das hat uns zum Beispiel der Wein ein paar Jahre voraus.

Welche Funktion hast du bei Störtebeker genau und wie wirst Du die Marke nun mit Weltmeistertitel weiter managen?

Seit 2013 bin ich Pressesprecherin der Störtebeker Braumanufaktur, kümmere mich also um den Kontakt zu Medien aller Art und verfasse Berichte und Texte rund um die Manufaktur und ihre Kreationen. Seit der Ausbildung zur Biersommelière 2016 ist das Aufgabengebiet noch etwas gewachsen und ich darf auf verschiedenen Events Biere vor kleinerem oder größerem Publikum vorstellen. Bei der Teilnahme und Vorbereitung für die WM hat mich Störtebeker unterstützt, wofür ich sehr dankbar bin. Für die Braumanufaktur ist es natürlich auch ein schöner Erfolg, dass einer ihrer Mitarbeiter den Titel tragen darf und damit in den Medien oder auf Veranstaltungen präsent ist.

 

Braust Du selbst?

Ich finde es sehr spannend, wie man auch mit kleinen Mitteln zu Hause selbst Bier brauen kann, doch leider fehlt mir dazu momentan die Zeit. Während der Biersommelier-Ausbildung habe ich natürlich gemeinsam mit meinen Kursteilnehmern ein Bier gebraut – ein Bockbier mit Tonkabohnen, von denen ich sogar noch ein paar Flaschen sichergestellt habe. Auch im Kolleginnenkreis haben wir bereits ein Bier in der Störtebeker Braumanufaktur gebraut. Ich hoffe sehr, dass sich bald wieder die Chance ergibt.

 


Welcher ist Dein Lieblingsbierstil und welches Dein Lieblingsbier?

Die Frage nach einem Lieblingsbierstil oder gar Lieblingsbier lässt sich für mich nicht beantworten. Dafür gibt es viel zu viele tolle Biere weltweit! Je nach Anlass, Tages- oder Jahreszeit wechselt bei mir die Bierauswahl. Ich trinke sehr gern sowohl knackig-herbe IPAs als auch tiefschwarze Stouts und Porter. Sauerbiere dürfen bei mir ebenfalls nicht im Bierkeller fehlen. Die Liste könnte ich noch lange weiterführen.

Was denkst Du über das Thema Craft Bier? Gibt es sowas überhaupt noch oder muss es einfach nur gutes Bier heißen?

Ich muss zugeben, dass Craft Bier für mich als Begriff schwer zu definieren ist. Die ursprüngliche Definition aus den USA ist nicht auf deutsche Craft Biere übertragbar. Was ist noch Craft und was ist schon nicht mehr Craft? Schlussendlich zählt doch, ob ein Bier gut schmeckt – und das entscheidet jeder für sich. Für mich spielt es keine Rolle, ob ein Bier nach deutschem Reinheitsgebot oder mit besonderen Zutaten wie Gewürzen oder Früchten, in einer Garage oder einer großen Brauerei gebraut wurde. Die Hauptsache ist, dass es für mich in diesem Moment den perfekten Genuss bringt.

Vielen Dank an Elisa Raus für das klasse Interview. Wir werden Deine Karriere weiterverfolgen und freuen uns schon, dich irgendwann mal bei einem Tasting oder Event zu treffen. Viel Erfolg und Spaß weiterhin!