Bierpersönlichkeiten

 

Hans Wächtler

Bierpersönlichkeiten - Hans Wächtler

Wir haben Hans Wächtler, den gelernten Brauer und Mälzer, Biersommelier und Dozent bei der Bierbotschafterausbildung (IHK) Doemens interviewen dürfen, über seinen Werdegang, über die Ausbildung zum Bierbotschafter und einiges mehr. Das Hans Wächtler Projektmanagement und die Marke „Bierbegeisterung®“ arbeiten mit der IHK und mit Doemens in Kooperation zusammen.

Fangen wir erstmal ganz vorne an. Herr Wächtler, wie kamen Sie zum Bier?

1977 nach der Hauptschule wollte ich einen Beruf erlernen und bin so zum Brauer und Mälzer gekommen. Und dafür bin ich wirklich dankbar .

Was machen Sie alles mit Bier?

Das ist eine gute Frage.
Ich lebe Bier, ich lebe vom Bier.
Ich trinke Bier und kombiniere es zu Speisen.

 

Was ist ihr Lieblingsstil oder das Lieblingsbier?

Das ist Export.

Was macht ein Bierbotschaferausbilder bei der Akademie Doemens genau?

Doemens bildet die Biersommeliers aus!
Die Bierbotschafter-Ausbildungen werden durch das GBZ (Gastronomische – Bildungs – Zentrum) der IHK durchgeführt.
Aber auf die Frage zurückzukommen, was ein Bierbotschafter-Ausbilder macht. Er bringt den Menschen, die Bier interessiert sind, das Bier mit allen Sinnen näher. Er lernt den Teilnehmern Biere zu beschreiben, die Aromen eines Bieres, die aus den vier unterschiedlichen Rohstoffen kommen, zu benennen und gibt dazu die passende Essenzempfehlung.

Hans Wächtler 1

Warum gibt es die Bierausbildung zum Biersommelier überhaupt? Was macht diese Berufung besonders?

Die Ausbildung zum Biersommelier gibt es, um den Kunden, sprich Biertrinker, das Bier in all seinen Aromen näher zu bringen. Das heißt „ Bier ist nicht gleich Pils“, sondern wir haben Biere, die bis zu 2.500 unterschiedliche Aromen haben können. Und das Ganze innerhalb des Reinheitsgebots mit nur vier Zutaten. Diese unterschiedlichen Aromen herauszuarbeiten ist Aufgabe des Biersommeliers. Der Braumeister ist für die technologische Umsetzung der Bierherstellung verantwortlich und dafür, dass die Biere ihrem Stil entsprechen und ohne Off-Flavor auf den Markt kommen. Der Biersommelier ist dazu da, den Genuss nach vorne zu bringen und die Möglichkeiten mit Bier zu zeigen. Und da sind wir auch schon bei dem, was die Berufung ausmacht! Ich persönlich denke, dass es wirklich eine Berufung ist. Wer Bier und Speisen in seiner großen Möglichkeiten des Genusses lebt, lebt Berufung.

Wie sieht der Tagesablauf eines Biersommeliers, bzw. Ausbilder so aus?

Jeder Tag ist anders. Angefangen bei den Bieren, den Menschen und den Themen ist kein Tag gleich.
Was ich so sehr liebe an meinem Beruf ist dass ich jeden Tag etwas Neues dazu lerne, da wir immer wiede rmit anderen Menschen zu tun haben.

Kann man mit der Biersommelierausbildung wirklich Geld verdienen?

Na klar. Ich lebe ja schließlich davon. Das Gute ist, dass man verschiedene Herausforderungen vor sich hat und auch unterschiedliche Tätigkeiten ausüben kann. Es gibt Biersommeliers, die in der Gastronomie arbeiten, welche die im Marketing tätig sind und welche die direkt im Verkauf im Groß- und Einzelhandel aufgestellt sind. Die Einsatzgebiete sind vielfältig. Ebenfalls gibt es Biersommelier Kollegen die auch im Umfeld der Produktentwicklung sind.

Aromalehre kann man nicht von einem Tag auf den anderen lernen. Aber wie würden Sie einem Anfänger empfehlen sich in das Thema einzuarbeiten?

Das ist eigentlich ganz einfach. Es ist genauso ähnlich wie mit einer Sportart. Die Übung macht den Meister. Wer von klein auf lernt Geruch, oder besser gesagt Aromen, mit Bildern zu verknüpfen, der kann die Biere oder ihre Aromen auch perfekt beschreiben. Also meine Empfehlung ist relativ einfach. Einfach natürliche Lebensmittel wie: Apfel rot/grün und Zitrusfrüchte (da gibt es viele unterschiedliche) kaufen, in kleine undurchsichtige Gläser geben und trainieren. Man kann dazu wöchentlich wechseln und die Aromen des Hopfens trainieren. In der nächsten Woche nimmt man sich dann das Malz vor. Es macht Spaß, ist einfach und natürlich.  Es emfpiehlt sich das ganze auch mit Freunden und Familie zu einem Gesellschaftsspiel machen, bei dem jeder mitmachen kann. Sie werden sich wundern, wie unterschiedlich die Wahrnehmungen sind.

Angenommen Sie würden gerne für Freunde ein Tasting anbieten – wie würden Sie dabei vorgehen?

Das wiederum ist nicht so einfach zu beantworten. Da kommt es auf das Bierwissen der Freunde an. Sind es welche die nur Pils kennen oder schon welche, die gerne Spezialbiere trinken. Sind es vielleicht auch Profis, die ich dann lieber in die Welt der belgischen Trappisten Biere entführen möchte? Grundsätzlich kann man sagen, dass es nicht mehr als fünf bis max. sieben Biere am Abend sein sollten. Weniger ist oft mehr bei Einsteigern. Ich persönlich geh immer, egal von welchen Freunden wir sprechen, auf die Aromen und die Rohstoffe ein. Natürlich darf dabei die Historie des Bieres und der Brauerei nicht fehlen. Als kleines Schmakerl zwischendurch kredenze ich immer etwas Fingerfood dazu, das harmonisiert die Geschmäcker und regt zu Diskussionen an.

Hans Wächtler 2

Sie sagen ja Bier passt zu Allem. Wo sehen sie aber die größten Herausforderungen für ein Foodpairing mit Bier? Wo sind die Grenzen der Paarung.

Ja, das ist meine Aussage. Jedoch ist jeder Einzelne in seiner Art und Empfindung anders als der Andere. Zum Beispiel empfindet jemand, der zu einer Tasse Kaffee drei Stück Zucker nimmt, die Süße anders als jemand, der keinen Zucker im Kaffee trinkt. Und so ist es auch mit dem Kombinieren von Bier und Speisen. Was für den einen harmonisch ist, ist für den anderen ein Kick-off, oder eine Herausforderung. Die Grenzen für mich persönlich sind da, wo die Haptik im Mund unangenehm wird.

Gibt es generell Gesetzte, dass salziges zu bitteren Bieren passt, oder süßes zu Dunkelbieren?

Jetzt komm ich an meine Grenzen. Denn für mich persönlich gibt es technologische Entwicklungen, die sich über hunderte von Jahren ergeben haben. Zum Beispiel das Pils. Wo liegt die Wiege des Pils Bieres? Wie bekannt ist liegt sie in Pilsen. Was war/ist in Pilsen anders als an München oder Dortmund? – Das Wasser. Das Wasser hat in Pilsen eine niedere Wasserhärte. Die Folge dieser Wasserhärte ist also, dass man Biere brauen kann, die mit viel Hopfen sehr angenehm zu trinken sind. Hopfenbittere und Salz können resultieend daraus also nicht unbedingt gut zusammen harmonieren. Es ist aber auch möglich, dass ich fsalsch liege, aber das kann jeder ja auch für sich alleine Zuhause testen. Dazu nehme man eine gute Prise Salz in den Mund und trinke dann ein sehr stark Hopfen betontes Bier. Die meisten Menschen werden nach kurzer Zeit sicher eine gewisse metallische Note feststellen und diese Empfindung als unangenehm beschreiben. Es gibt aber sicher auch andere, die das super finden. Süß und süß geht sicher in einen bestimmten Bereich. Es geht aber auch süß und salzig oder süß und sauer. Die Aufgabe eines Biersommeliers ist es diese Kombinationen richtig zu verknüpfen und die Biertrinker in ein neues Zeitalter, des Genusses zu entführen.

Da der Trend immer mehr zum Alkoholfreien oder zu leichteren Bieren geht. Kann man diese genauso leicht in ein gutes Tasting einbinden, wie die alkoholstärkeren Biere?

Aber klar doch, das kommt gnur auf die Speisen an.

Wie beurteilen Sie die Einstellung zu Bier in Deutschland generell. Muss hier noch viel Aufklärungsarbeit geleistet werden?

Beurteilen möchte ich es nicht. Aber ja, wir müssen noch viel mehr Aufklären.

Was genau ist ihr Beitrag zur Begeisterung für Bier in Deutschland?

Die Vielfalt der Aromen in den Bieren abzubilden und das ganze zu kombinieren.

Wie sieht es in Zukunft mit dem Biermarkt aus. Was sind ihre Prognosen aus der heutigen Sicht?

Ich denke wir werden wieder zurück zur Regionalität kommen.

Vielen lieben Dank für das spannende und interessante Interview und die vielen tollen Tipps.