Bierpersönlichkeiten

 

John Holl

Bierpersönlichkeiten - John Holl

Wir hatten die Ehre mit John Holl, dem vielfach ausgezeichneten Journalisten und Bierliebhaber ein Interview führen zu dürfen. Der Autor von „Drink Beer, Think Beer“, „The American Craft Beer Cookbook“ und „The Oxford Companion to Beer“ und vielen weiteren spannenden Büchern und Artikeln in Magazinen, hat uns ein paar Einblicke in sein Leben mit Bier gegeben. Da er nicht nur über die Brauereien schreibt, sondern über das Verständnis von Bier und seine Entwicklung in der Gesellschaft, war es für uns ein echtes Anliegen mit ihm einmal darüber zu sprechen.

John erzähl uns doch ein wenig über Dich. Wie bist Du zum Bier gekommen?

Ich bin seit 1996 Journalist und habe früher für diverse Zeitungen gearbeitet. Ich habe hauptsächlich über harte Fakten, wie Kriminalität und Politik berichtet. Während dieser Zeit begann ich, gutes Bier für mich zu entdecken, und fing an, darüber zu schreiben und die Brauer zu interviewen. Aus der anfänglichen Entdeckungsreise wurde nicht nur eine Leidenschaft für gutes Bier, sondern es erfüllte mich auch mich mit den Brauern auszutauschen und über sie zu schreiben.

Was passierte danach?

Bis heute habe ich für verschiedene Magazine gearbeitet und war selbst Herausgeber einiger davon. Zusätzlich habe ich noch ein paar Podcasts aufgenommen wie „Steal this Beer“ oder „Drink Beer“. Das Thema Bier ist einfach genial. Mich hat es unter Anderem dazu gebracht Beer Judge an Wettbewerben zu werden und mit vielen Brauern und Bierliebhabern abzuhängen. Ich lerne dabei viel über die neusten Zutaten und die verschiedenen Biere und es macht mir zunehmend mehr Spass darüber zu schreiben – mehr als über politische Themen. Im Grunde geht es mir darum den Leuten beizubringen, wie Sie ihren eigenen Geschmack für Bier entwickeln. Denn nicht Jedermann mag den gleichen Hopfen oder die gleichen Zutaten.

Ich hatte in meinem Prozess der Sensorik viel Glück, da ich sehr gute Lehrer und Freunde hatte, die mir halfen meine  Geschmacksknospen zu entwickeln. Sobald ich in der Lage war die verschiedenen Geschmäcker zu isolieren, wurde Biertrinken eine geniale Erfahrung für mich. Nachdem ich Bier endlich richtig verstand, habe ich angefangen Bücher zu schreiben. Mit dieser neuen Motivation entstanden die Bücher „The American Craft Beer Cookbook“ und „Drink Beer, Think Beer“.

Was machst Du heute genau mit dem Thema Bier?
Wir machen aktuell einen Podcast und gehen in den verchiedenen Folgen jedem Bier voll auf den Grund. Uns begeistert das Wissen darüber, wie das Bier genau schmeckt und was es ausmacht, bzw. herausstechen lässt. Gleichzeitig bin ich Redakteur beim „All About Beer Magazine“ und schreibe Artikel für diverse weitere Biermagazine. Nebenher betreibe ich die Website Beeredge.com. Bei dieser Webseite handelt es sich um einen Newsletter den ich mit meinem Bierkollegen Andy Crouch ins Leben gerufen habe. Dazu bin ich noch Bier Redakteur im „Wine Enthusiast Magazin“ und schreibe hier über die Grundlagen von gutem Essen in Kombination mit Bier.

Was genau sind die Grundlagen in der Kombination von Bier und Essen eigentlich?
Es geht darum immer wieder Geschmacksbrücken zwischen Bier und Essen zu finden. Also wenn das, was auf dem Teller perfekt zum Bier passt, dann ist die Geschmacksbrücke gelungen. Das bedeutet, wenn Du ein Steak vom Grill nimmst, welches durch den Grillvorgang schon etwas süß und schmackhaft geworden ist, dann kann ich mir besonders gut die dunklen Bieren, wie Porter oder Stouts dazu vorstellen. Beide haben eine gewisse Röste, vielleicht schmecken sie auch etwas verbrannt oder rauchig, aber sind dennoch im Abgang süsslich.

Wenn Du jetzt etwas weiter denkst und zum Beispiel die Zitrone, als Zutat herausnimmst, welche oft mit Fisch oder Garnelen kombiniert wird, dann passt dazu ein Weißbier oder ein American Wheat Ale perfekt, da es meiner Meinung nach genau auf den Zitronengeschmack anspricht.

Gibt es für das Foodpairing also Deiner Meinung nach bestimmte Regeln?

Nein, ich denke wenn man diese Ähnlichkeiten entdeckt und zu kombinieren weiss, ist das eine tolle Möglichkeit ein gelungenes Foodpairing zu gestalten. Aber wenn man ein bestimmtes Bier sehr mag und ein Gericht toll findet, lassen sich beide Komponenten auch gut kombinieren. Hier gibt es für mich keine harten Paarungsregeln. Solange der Gast sich wohl fühlt und sein Bier zum Essen genießt, passt das für mich.

 

Was speziell magst Du als Foodpairing Kombination?

Ich liebe zum Beispiel ein IPA mit ein bisschen Blauschimmelkäse oder Gorgonzola zu kombinieren. Aber auch zu scharfem Thai Essen lässt sich das IPA perfekt kredenzen.

 

Und was ist zum Beispiel eine kleine Kuriosität für Dich im Foodpairing?

Da fällt mir ein Dessert ein – Karottenkuchen. Dazu ein American West Coast IPA und fertig. Aber es kommt natürlich auch auf die Vorlieben des Biergenießers an.

Wie siehst Du den aktuellen Stand von Bier in Amerika? Ist der Biermarkt am wachsen?

Ich glaube schon das Bier immer wichtiger in der Lebensmittelindustrie wird. Ich hoffe aber auch das es immer mehr in den Köpfen und auf den Tischen in der Gastronomie in Erscheinung tritt. Dennoch hat Bier in den letzten 50 Jahren hingegen zu Wein, Cocktails und Spirituosen etwas an seiner Stellung einbüßen müssen. Bier war aber auch oft sehr fad in der Vergangenheit. Heute ist es mehr und mehr ein Protagonist in der Verbindung mit Essen. Die Brauer werden immer furchtloser und stecken alles mögliche ins Bier hinein. Die neusten Biere sind höchst experimentell und versuchen Lebensmittel eher nachzuahmen, als dazu zu passen.

Was sind aktuell die genauen Trends in den USA?
Es gibt einige Brauer, die mit Mangold brauen und versuchen den erdigen Geschmack des Gemüses nachzuahmen. Dafür benutzen Sie frische Kräuter und Mais. So finden nicht nur die Zutaten des Essens einen Weg in das Bier, sondern können auch als Essen passend dazu angeboten werden. Daraus wiederum kann sich eine tolle Kombination von Essen und Bier ergeben.

Ein weiterer Trend sind die ESB Biere (Extra Special Bitter). Aber auch hier ist es schwierig zu sagen, wie lange dieser Trend sich halten wird und zu welcher Bierkategorie er gehört. Bier ist so vielfältig, dass es generell schwer zu kategorisieren ist. Mal schauen, ob sich der Trend mit den handwerklich gemachten Bieren einstellen wird oder nicht.

Was gibt es sonst noch für Trends?
Ich denke der Biermarkt entwickelt sich gerade weiter. Man geht über die normalen Biere hinaus und versucht mit Cocktails, Kaffee oder anderen Geschmäckern zu experimentieren. Auch mit Hefen und ausgefallenen Zutaten, wie wir schon zuvor besprochen haben. Die Geschmäcker sind so verschieden, dass sich der Markt danach anpassen muss. Jeder versucht mit dem Tempo Schritt zu halten, aber auch gleichzeitig sich selbst von den anderen zu diversifizieren. Natürlich ohne die traditionellen Werte und die Geschichte des Bieres oder eines Bierstiles aus dem Auge zu verlieren. Das kann schon manchmal ein echter Drahtseilakt sein.

Wie sieht die Zukunft von Bier für Dich aus?
Ich glaube, dass das Bier wieder an seine Wurzeln zurückkehren wird. Die traditionellen Biere werden wieder auf den Plan kommen und die IPAs und Laktose gefüllten cremigen Biere zurückgehen. Meiner Meinung nach ist die Zukunft des Bieres groß. Zusammengefasst werden Tradition und Kreativität bleiben.

Ein etwas größeres Thema aus meiner Sicht ist die aktuelle Internet Kultur für Bier. Dieser muss der snobiistische Zahn gezogen werden. Einfach andere zu kritisieren, nur dafür, dass ihr Bier subjektiv gesehen, nicht schmeckt, macht keinen Sinn. Bier kennt keine Politik, hat kein Geschlecht und ist am Ende ein tolles Getränk. Bier bringt uns zusammen und das ist es was es ausmacht.

Danke für Deine weisen Worte John und lieben Dank für die tollen Tips und Tricks, sowie den Einblick in die Trends der Bierindustrie und Deine Meinung zum Bier. Wir sind da voll bei Dir, wenn es um das Thema Bier und Snobismus geht. Bier ist dafür da, Leute zusammenzubringen und Spass zu haben. Cheers!