Brian Trauth von Bräugier
Brian Trauth von Bräugier
Brian Trauth, den CEO von Bräugier haben wir auf dem Craft Beer Festival in Karlsruhe kennenlernen dürfen und die Connection hat sofort gestimmt.
Es geht um den maximalen Geschmack, Vielfalt und jede Menge frisches Bier. Bräugier braut zu viert leckere Biere in Berlin ein und reist damit in der Nation umher, um die tollen Geschmacksvarianten zu präsentieren. Es geht dabei nicht nur um ein Kulturgut der Menschheit, sondern um Innovationsgeist, Diversität und Offenheit – Bräugier eben. All diese Eigenschaften haben wir bereits schon auf dem Festival in Karlsruhe kennenlernen dürfen. Was ist aber mit den Bieren? Wo kommen sie her, woher kamen die Ideen und warum schmecken sie so lecker? Wir sind den fragen auf den Grund gegangen.
Was ist euer Hintergrund und wie habt ihr Euch gefunden?
Obwohl meine professionelle Erfahrung mit Bier vor BRÄUGIER sich auf mehr auf das internationale Geschäft bezog, ist deutsches Bier schon immer eine Leidenschaft von mir, nicht zuletzt aufgrund meiner deutschen Wurzeln und mehrerer Aufenthalte in Deutschland. Vor 3 Jahren war ich dann so unzufrieden mit meiner Corporate-Karriere, dass ich meiner Leidenschaft gefolgt bin, eine Brauerei in Deutschland zu gründen. Die Authentizität der deutschen Brautradition und die hervorragende Qualität sind die Kernstücke unserer Philosophie. Daher wusste ich, ich brauchte einen gelernten deutschen Brauer/Braumeister als Mitgründer. Darauf habe ich Johannes während seinem Masterstudium im Fachbereich Brauwesen an der TU-Berlin lustigerweise auf LinkedIn gefunden. Seine Qualifikationen (Ausbildung in einer Großbrauerei, Bachelor Lebensmitteltechnologie, Master cand. Brauwesen) neben seiner Offenheit und Experimentierfreude durch Hobbybrauen und Arbeit in Kleinbrauereien waren schon beeindruckend. Während ein paar Treffen war es klar, dass wir eine ähnliche Philosophie und Vision hatten und gut harmonierten. Damit war BRÄUGIER geboren und unmittelbar danach fingen die ersten Testsude an.
Was ist die Aufgabe der einzelnen Mitglieder?
Als Startup muss sich jeder um bestimmte Aufgaben kümmern. Als Mitgründer besprechen Johannes und ich alle Themen, egal ob Geschäftssachen oder Braudinge, bevor wir größere Entscheidungen treffen. Ich kümmer mich um den Vertrieb in Berlin, neben allgemeinen Themen. Johannes wohnt in Köln und ist ständig bei Kunden in ganz Westdeutschland unterwegs. Axel ist gelernter Brauer und Braumeister und ist zuständig für unsere Kleinbrauerei, in unserem BrewPub am Prenzlauer Berg (Eröffnung Ende März/Anfang April). Meine Frau Dasha übernimmt die Design- und Kreativarbeit von den Etiketten, Interior Design im BrewPub, Social Media bis hin zu individualisierten Werbematerialien, die oft von unseren Kunden angefragt wurden.
Woher kommt euer Name und was bedeutet er?
Wir haben uns mehrere hunderte Namen überlegt vor diesem. Es gab sehr viele Ideen, aber sie haben irgendiwe nicht richtig gepasst. Daher haben wir ein neues Wort – die BRÄUGIER erschaffen. Es steht einerseits für die Gier nach Bier und dem Brauen, anderseits durch das Wortspiel mit Neugier auch dafür, immer neue Biere zu kreieren und mehr über Bier zu lernen. Für uns passt das Wort perfekt zu unserere Philosophie und wir fordern jeden Biertrinker mit unserem Leitspruch dazu auf uns zu folgen: Still Deine BRÄUGIER!
Wo kommen eure Zutaten her?
Wir kaufen von vielen verschiedenen Lieferanten, von bekannten Firmen wie Barth Haas, Hopsteiner, Weyermann, oder Rhön Malz, sowie kleineren Bauern und Zulieferern in unserem Umfeld. Für uns ist die Hauptsache, die besten Produkte für unsere Bier zu bekommen.
Wie definiert ihr euch mit den Eigenschaften Innovationsgeist, Diversität und Offenheit?
Wichtige Frage. Diese Eigenschaften sind die wahre deutsche Brautradition. Bevor industrielles Pilsner den Markt erobert hat, waren deutsche Brauer immer am Experimentieren mit neuen Zutaten, Stilen, Technologien sowie neuen Mälzungs- und Brauverfahren beschäftigt. Die Deutschen Brauer arbeiten seit Langem verteilt auf der ganzen Welt. Sie integrieren die deutschen Biere in die dortigen Märkte und bringen viele neue Stile und Braumethoden nach Deutschland wieder zurück. So gab es schon früh eine riesige regionale Vielfalt. Daher mag ich es nicht, wenn Leute sagen, dass “Craft” neu ist, “Craft” aus den USA kommt, oder „Craft“ ein Trend ist. Wenn man das Große und Ganze im Blick hat, ist der Trend vom gleichschmeckenden Industriebier schon lange fort und die Tradition von über hundert Jahren deutscher Braukunst geblieben. Vor Allem durch den Innovationsgeist, die Diversität, und Offenheit machen wir im Grunde nichts Neues, helfen aber etwas verloren gegangenes zurück zu bringen.
Was hebt eure Bier aus der Masse heraus?
Diese Frage höre ich oft und ich finde sie eine irrelevante Frage, vor allem wenn Leute damit meinen „es gibt mittlerweile so viele Craftbier-Marken, warum sollte ich euer Bier anstatt einer anderen Craft Marke trinken.“ Das ist unserer Meinung nach die falsche Einstellung, weil wir nicht im Wettbewerb mit anderen Craftbrauern sind. Sie sind nicht unsere Konkurrenz. Sondern Craftbier im Allgemeinen unterscheidet sich vom Industriebier. Wenn die Craftbrauer gegen einander kämpfen, haben wir schon verloren. Wenn mehr Leute Craftbier trinken (egal ob BRÄUGIER oder etwas anderes) gewinnen wir alle. Craftbier hat vielleicht 2% Marktanteil in Deutschland. Daher heben sich alle guten Craftbrauer aus der Masse der Industriebrauereien heraus. Nichtdestotrotz kann ich sagen wofür wir stehen, damit die Kraftbier0711 Leser sich auch begeistern können dafür, BRÄUGIER Biere zu probieren.
An erster Stelle steht die Qualität, von der alle Craftbrauereien reden, aber sehr wenige über den ganzen Weg bis zum Kunden umsetzen können. So investieren wir in eine kalte Lagerung, sowie in eine ebenso kalte Auslieferung unserer Biere bis zu unseren Kunden. Danach konzentrieren wir uns auf leckere, trinkbare Biere und nicht auf Trends, um Lob auf Untappd/ Ratebeer zu bekommen. Wir versuchen langsam, langfristig und nachhaltig immer mehr Leute zu überzeugen gutes Bier zu trinken. Wir bekommen so viel positives Feedback auf Festivals wie zum Beispiel:„geil, dass ihr zwei untergärige Biere im Sortiment habt“. Dadurch gewinnen wir neue Craftbiertrinker, da wir den Leuten zeigen können, dass auch „normale“ Lagerbiere interessante sein können, wenn man sie verstanden hat.
Was bedeutet für Euch Craft Beer?
Craft Beer is an ATTITUDE. Es ist eine Geisteshaltung, eine Philosophie, eine Lebensweise. Das bedeutet fundamental, dass die Bierqualität und die Transparenz zum Kunden, die Leitbilder unserer Brauerei sind. Nichts anders.
Man kann eine kleine Brauerei sein, aber ohne diese Werte ist es meiner Meinung nach kein richtiges Craft. Man kann mit der Zeit größer werden, wie Sierra Nevada, Stone Brewing oder BrewDog, aber solange diese Attitude bleibt, bleibt es Craft.
Wo seht ihr die Trends aktuell in Berlin und Deutschland?
In Berlin habe ich das Gefühl, dass es jede Woche eine neue Craftbrauerei gibt. Auch deutschlandweit merken wir auf Festivals oder im Vertrieb den Wachstum immer neuer Brauereien auf dem Markt. Das finde ich super für die gesamte Entwicklung der Craft-Community. Im Umkehrschluss bedeutet es auch, dass sich immer mehr Leute für Craft interessieren. Die meisten neuen Brauereien sind offen und verstehen, dass wir uns als Craftbrauer gegenseitig unterstützen müssen.
Natürlich gibt es immer die andere Seite der Medaille und ein wachsender Markt zieht auch reine BWL-Brauer an. Sie sehen Craft nur als eine Geldgelegenheit und fangen an neben manchen etablierten „Craft“-Marken, ihr Bier sehr billig zu vertreiben. Das wird den Markt fürher oder später kaputt machen, noch bevor er sich richtig entwickeln kann. Wenn man ein sehr billiges „Craftbier“ sieht, bedeutet das entweder dass die Qualität nicht stimmt, die Zutaten minderwertig oder dass die Margen sehr gering sind. Natürlich ist Preiskampf der einfachste Weg Marktanteile zu gewinnen. Aber er zeigt auch, dass sie nicht verstehen, warum Deutschland Craftbier braucht.
Dieser Kampf für Marktanteile ist ein sehr großer Grund, warum einst gute deutsche Biere mit der Zeit schlechter geworden sind. Nachdem dieser Unterbietungwettlauf begonnen hat, mussten die Brauereien ihr Produkt nach und nach immer billiger anbieten, um mithalten zu können. Am Ende wurde Bier zum Rohstoff gemacht. Deutlich schwieriger ist es, Konsumenten zu erklären warum gutes Bier mehr kostet. Aber genau dafür setzen wir uns ein. Den Leuten zu zeigen wie faszinierend Bier ist. Mit nur ein bisschen Information über Bier wird die BRÄUGIER im Konsumenten geweckt. Und wir werden da sein, sie zu stillen.
Was ist bei Euch alles Handarbeit?
In unserer neuen kleinen Brauerei sind ein paar Sachen elektronisch gesteuert, wie die Regelung der Temperatur oder der Pumpengeschwindigkeit, aber sonst ist alles Handarbeit. In den Räumlichkeiten müssen Malz und volle Fässer im Keller gelagert werden. Das Einlagern in den Keller, über die steile Treppe ist immer sehr spaßig! Bei unseren Lohnbraupartnern für große Chargen und Flaschenfüllung ist viel automatisiert. Aber wir sind immer dabei die Einstellungen so anzupassen, damit das Produkt möglichst konsistent bleibt. Auch da gibt es noch viel Handarbeit bei zum Beispiel dem Dry Hopping, dem Malzschrotten und natürlich bei Abfüllung und Etikettierung.
Was komm als Nächstes, wo geht die Zukunft hin?
Unser Fokus in Berlin liegt momentan auf der Eröffnung unseres BrewPubs am Prenzlauer Berg, innerhalb der kommenden Wochen. Die Bau- und Ingenieurarbeit hat ein ganzes Jahr gedauert. Viel Zeit, Schweiß, Geld, und Liebe sind hier reingeflossen. Wir freuen uns darauf, einen Ort zu haben, wo wir neue Biere entwickeln können und wo wir jeden Tag mit Gästen im Austausch sind. Das bietet uns die tolle Gelegenheit, nicht nur unsere Leidenschaft und Botschaft zu kommunizieren, sondern auch von unseren Gästen zu hören, was sie mögen und was wir besser machen können.
Parallel dazu sind wir dieses Jahr noch mehr auf Festivals untewegs als letztes Jahr, weil die Missionsarbeit neue Leute für Craftbier zu begeistern genauso wichtig ist, wie Bier in hoher Qualität zu brauen. Wir hoffen euch Leser auf einem dieser Festivals persönlich kennenzulernen. Kommt vorbei!
Lieben Dank an Brian und das ganze Bräugier Team für die Insights und die leckeren Biere. Macht weiter so und bis bald!