Dieter Schmid von Waldhaus Bier
Dieter Schmid von Waldhaus Bier
Waldhaus Bier, eine der bekanntesten Brauereien aus dem Schwarzwald, bekannt für bodenständige und hochwertige Biere, kam neulich auf uns zu. Die Brauerei stellt mehr als 10 verschiedene Biere her. Mit der Devise „Qualität braucht Zeit“, wird hier nicht im Schnellverfahren Bier erzeugt, sondern mit Liebe und handwerklichem Geschick. Die Zutaten dafür kommen aus kontrolliertem Anbau und selbst die Hefe kommt aus einer biologischen Reinkulturzüchtung aus dem eigenen Haus. Das Brauwasser wird aus den fünf eigenen Quellen im Schwarzwald gewonnen und sorgt mit den anderen Zutaten für den unvergleichlichen Geschmack. Wir durften aus gegebenen Anlass Dieter Schmid, den Geschäftsführer der Waldhaus Privat-Brauerei, einmal direkt interviewen.
Herr Schmid, was ist Ihr Werdegang und wo kommen Sie her?
Ich habe das große Glück die Privatbrauerei Waldhaus in vierter Generation in eine erfolgreiche Zukunft zu führen, sodass meine beiden Kinder vielleicht einmal Spaß daran finden werden, in meine Fußstapfen zu treten. Ich selbst war schon als Jugendlicher vom Bierbrauen begeistert und habe deshalb auch direkt nach dem Abitur eine Brauer- & Mälzer-Lehre in der Brauerei Hoepfner in Karlsruhe gemacht. Als ausgebildeter Geselle zog es mich ein Jahr um die Welt, um voller Motivation meinen weiteren Werdegang in Richtung „Brauereichef“ anzugehen. Es folgte ein Studium an der Fachhochschule für Wirtschaft in Pforzheim im Fachbereich Absatzwirtschaft, das ich als Diplom Betriebswirt abschloss, um dann anschließend mein Wissen mit dem Studium zum Diplom Braumeister an der Technischen Universität München/Weihenstephan zu vervollständigen. 1997 begann ich dann als Geschäftsführer in Waldhaus.
Als Diplom Braumeister und Betriebswirt, sind Sie perfekt geeignet für diesen Job. Was bringt so eine Position als Geschäftsführer einer großen Brauerei noch mit?
Ich glaube, dass die zwischenmenschliche, soziale Kompetenz eines der wichtigsten Eigenschaften ist, die jede Person in leitender Funktion haben sollte. Dazu gehören vor allem hoher Respekt und absolute Wertschätzung gegenüber allen Kolleginnen und Kollegen. Zudem bringt mich sehr wenig aus der Ruhe, da ich durch meine vielen Reisen in viele Länder dieser Welt gesehen habe, wie gut es uns in Deutschland geht. Deshalb bin ich auch ein durchweg positiv denkender Mensch.
Würden Sie Waldhaus schon als Großbrauerei bezeichnen oder eher als mittelständiges Unternehmen?
Wir ticken wie eine kleine Craft-Brauerei und sind im Grunde extreme Qualitätsfanatiker, wenn es um unsere Biere geht. Auf der anderen Seite stellen wir uns aber in vielen Bereichen ebenso hochprofessionell auf wie eine Großbrauerei. Im Sudhaus zum Beispiel haben wir zwar ein Prozessleitsystem, dass vollautomatisch unsere Biere einbraut, aber wir schwören auf unsere echten Kupferkessel (nicht nur äußere Optik) und würden niemals unsere Biere in einem Edelstahl-Gefäß einbrauen. So was ist für eine Großbrauerei undenkbar! Wir werden im kommenden Jahr das Sudhaus um ein Vormaischgefäß erweitern – dies wird nicht in Edelstahl, sondern in Kupfer ausgeführt werden. Ich vermute, dass wir hier Exoten sind – übrigens genauso bei der Verwendung von 100% Naturhopfendolden (kein Extrakt, keine Pellets).
Wie stark ist Ihre Verbindung zum Bier und zur Brauerei und was macht diese Verbindung aus?
Ich bin direkt neben der Brauerei aufgewachsen. Die Brauerei war sozusagen mein Abenteuerspielplatz. Auch heute lebe ich nur 100 Meter von der Brauerei entfernt und liebe den Duft, wenn unsere Brauer die Würze kochen. Bier war und ist mein Leben. Ein Unternehmen zu leiten, das ein so sexy Produkt herstellt, ist doch das Schönste, was man sich vorstellen kann. Stellen Sie sich mal vor, wir müssten Schrauben verkaufen! 😉
Was ist die Philosophie von Waldhaus, außer den schon oben genannten Punkten?
Warum Waldhaus vor allen anderen Bieren? Unsere Vision ist es, mit unserer Arbeit, unseren Bieren und unserer Marke allen Menschen, die damit in Berührung kommen, ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Dies erreichen wir nur, wenn wir tagtäglich voller Leidenschaft und Herzblut unserer Arbeit nachgehen. Egal. ob es der Staplerfahrer, Bierbrauer, Vertriebsmann oder der Chef ist. Und genau das macht mein Team und Waldhaus so besonders.
Gibt es ein Bier von Ihnen, das Sie am liebsten trinken? Was ist Ihr Lieblingsbierstil?
Nein, das gibt es tatsächlich nicht. Ich liebe alle meine Biere und stehe 100 Prozent hinter jeder einzelnen Sorte. Je nach Jahreszeit, Stimmung oder Anlass trinke ich verschiedene Biersorten; manchmal allerdings tatsächlich eine Sorte über mehrere Wochen.
Wir finden ja das Design der Flaschen super mit der umschließenden Folie. Aber natürlich ist das auch nicht ganz nachhaltig und eventuell ungewöhnlicher heutzutage. Wer entscheidet über solche Designs?
Unsere Aluminiumfolie ist tatsächlich ungewöhnlich und eckt auch immer wieder bei manchen Kunden an. Staub- und Manipulationsschutz sind allerdings nicht von der Hand zu weisen. In der Zwischenzeit hat sich diese Folie, die ja bei jeder Biersorte eine andere Farbe trägt, allerdings auch zu unserem Markenzeichen entwickelt. Unsere Kunden bestellen sehr oft nur nach Farben. Solche wichtigen Dinge entscheidet bei uns immer das Team der sogenannten Waldhaus Spielführer (= Abteilungsleiter).
Apropos entscheiden, wer entscheidet bei Ihnen über ein neues Bier. Gibt es da ein Team oder wird das von Ihnen entschieden?
Wer ist involviert und kann man als einfacher Mitarbeiter auch Ideen in den Pool werfen? Eine der entscheidenden Spielregeln in Waldhaus ist, dass jeder Mitarbeiter sein Knowhow allumfassend einbringen soll. Es spielt also keine Rolle, für welche Arbeit der Mitarbeiter zuständig ist oder in welcher Abteilung er arbeitet. Ob dann die Ideen umgesetzt werden, entscheidet wiederum der Kreis der Spielführer.
Zum Thema Nachhaltigkeit. Wie denken Sie über Nachhaltigkeit in der Braubranche heutzutage? Und was macht die Waldhaus Brauerei mit diesem Thema?
Es ist schon interessant, dass das Thema Nachhaltigkeit auf einmal in aller Munde ist. Für ein Unternehmen, das von der Qualität der natürlichen nachwachsenden Ressourcen abhängig ist, ist die ökologische Nachhaltigkeit schon immer ein integrierter Bestandteil des Unternehmenszwecks. So haben wir, um nur zwei Punkte zu nennen, unsere eigene Photovoltaik-Anlage und beziehen für den zusätzlichen Strombedarf ausschließlich Naturstrom aus 100 % Wasserkraft aus Südbaden. Aber Nachhaltigkeit bedeutet für uns noch mehr. Wir lassen uns jedes Jahr freiwillig durch das Deutsche Institut für Nachhaltigkeit & Ökonomie prüfen. Das in Münster ansässige Institut bescheinigt uns seit Jahren eine vorbildlich absolvierte Nachhaltigkeit in den Bereichen Qualität, Zukunftsausrichtung sowie ökologischer und sozialer Verantwortung.
Wir sind große Craftbeer Fans und haben gesehen, dass Sie ebenfalls ein schickes Hopfenbierchen mit dem schönen Namen Hopfensturm entworfen haben. Gibt es noch weitere Ideen oder Schritte in diese Richtung?
Oder bleiben Sie da lieber bei den bodenständigen Bieren, die man gut und gerne eben trinkt? Wir waren wahrscheinlich eine der ersten Brauereien in Deutschland, die den Craftbeer Trend mit der Kreation eigener Craftbeer-Spezialitäten aufgenommen haben. So gab es bei uns schon sehr viele sogenannte Editionsbiere, wie zum Beispiel ein IPA, Pale Ale, Red Pale Ale, der Hopfenzauber, der Hopfensturm oder ganz aktuell ein Single Hop IPA, das wir Marilyn nennen, da ausschließlich der Aromahopfen „Monroe“ bei der Hopfung zum Einsatz kommt. Ja, es macht uns also riesig Spaß, hier die neuesten Bierkreationen zu erfinden. Eins steht allerdings bei unseren Bieren immer im Vordergrund. Die sogenannte „Drinkability“, das heißt, die Lust nach dem ersten auch noch ein zweites und drittes Bier zu trinken.
Wie stehen Sie zu dem vermeintlichen Trend Craftbeer? Kann man in einer so großen, mit Sicherheit sehr digitalgesteuerten Brauerei überhaupt davon sprechen?
Naja, groß ist ja relativ. In den USA, woher der Craftbeer Trend ja kam, dürfen sich Brauereien nur als Craftbeer-Brauereien bezeichnen, wenn sie „klein“ sind, was einer Jahresproduktion von maximal 7 Millionen Hektolitern entspricht. Selbst die größte deutsche Großbrauerei gilt nach dieser Definition als „kleine Craft-Brauerei“. Craftbeer heißt ja genau genommen nichts anderes als handwerklich gebrautes Bier. Und das finden wir und viele Brauereien in Deutschland klasse und leben dieses Prinzip seit Jahrhunderten. Neu ist allerdings sicherlich die neue Experimentierfreudigkeit bei den Biersorten, die durch den Craftbeer-Trend nach Deutschland kamen. Auch dies finde ich eine tolle Bereicherung für unsere Kunden und deshalb genial. Die Digitalisierung hilft uns übrigens bei vielen Dingen. Wie die Auswahl der Rohstoffe und die Art und Weise der Produktion aussieht, muss aber jede Brauerei für sich selbst entscheiden. Hier trennt sich dann die Spreu vom Weizen und die Begrifflichkeit Craftbeer Brauerei und Konzernbrauerei.
Wie sieht die Zukunft aus? Wird es noch mehr außergewöhnliche Bierstile geben?
Wächst die Brauerei weiter? Haben Sie Asien als Markt für ihre Brauerei im Blick, gerade da China derzeit eine sehr hohe Nachfrage nach deutschen Bieren hat?
Wir lieben Bier und werden deshalb weiterhin neue Bierstile und Geschmacksrichtungen ausprobieren – dies aber immer nach dem Deutschen Reinheitsgebot. Unser Ziel ist es nicht, weiter zu wachsen, sondern in allen Bereichen der Brauerei einen richtig guten, professionellen Job zu machen. Die Folge dieses Tuns in den letzten Jahren war ein tolles Wachstum. Also ja, wir werden wahrscheinlich weiterwachsen, da immer mehr Menschen die guten Produkte vor den durchschnittlichen Produkten bevorzugen werden.
Und JEIN. Aktiv gehen wir den Export nicht an, aber wenn wir seriöse Anfragen erhalten, dann verkaufen wir auch gerne mal einen Container Übersee – es ist für uns natürlich ein großartiges Gefühl, wenn sich Menschen am anderen Ende der Welt über unser Produkt freuen können.
Vielen lieben Dank an Dieter Schmid für das tolle und spannende Interview. Wir wünschen der Brauerei viel Erfolg.