Interview mit Fritz Wülfing von Ale Mania

Interview mit Fritz Wülfing von Ale Mania

Wir wollten schon lange mal Fritz Wülfing von Ale Mania, das Urgestein der Brauereiszene in Deutschland aus Bonn interviewen. Schön, dass es jetzt geklappt hat. Gutes bier braucht Zeit und Ruhe und vor Allem handwerkliches Geschick und Leidenschaft. Aber ohne die nötige Brise Kreativität geht es auch nicht. Seit 2014 gibt es Ale Mania bereits und die Brauerei ist aus der Craftbier Szene nicht mehr wegzudenken. Die Kreativität schmeckt man deutlich bei en Bieren, denn sie sind ein wenig außerhalb der Normalität und eben das macht sie spannend.

Woher kommst Du und wie bist Du zum Bier gekommen?
Ursprünglich komme ich aus Wuppertal. Mit dem Biervirus habe ich mich 1988 in der Schultheis Brauerei in Weißenthurm infiziert. Ich war dort für ein Praktikum während meines Studiums für Verfahrenstechnik. Der ganze Herstellungsprozess hat mich von Anfang an tief beeindruckt und seit dem trinke ich Bier bewusst. Dann fing die Bierreiserei an, zuerst Franken dann über Belgien nach UK. Die englische Bierkultur hat mich im nachhinein am meisten beeinflusst. Auslöser fürs Heimbrauen war bei mir allerdings wie bei vielen der Kontakt mit der US Bierszene.

Der Name Ale Mania ist klasse, woher kommt der?
Danke! Wir hießen ja zunächst Fritz Ale, was am bekannten Limohersteller mit ähnlichem Namen gescheitert ist. Dann haben wir 2014 ganz neu angefangen und wochenlang Brauereinamen gesammelt. Die Idee für Ale-Mania stammt von Ulrich Tröger, Brauer des Siegburger Brauhauses.

Welche Herausforderungen hast du dich seit 2010 gestellt?
Weg vom Gipsy Brauen hin zu einer eigenen Brauerei, streng nach englischem Vorbild, mit möglichst wenig Aufwand und viel Eigenleistung. Die Brauerei ist das wichtigste, denn das Brauen ist der Spaß an der ganzen Sache.

Da Du schon so lange dabei bist und die Szene gut kennst, was bewegt dich am Meisten dabei?
Am meisten bewegt mich, dass die deutsche Bierszene international keine Rolle spielt. Das ist schade, weil wir historisch die besten Voraussetzungen für eine vielfältige innovative Bierkultur haben. Im Vergleich zu allen anderen Nationen passiert hier zwar was aber viel zu wenig und viel zu langsam.
Vor zehn Jahren war Deutschland die Nation mit der höchsten Brauereidichte der Welt, mittlerweile sind wir auf Platz 22 oder 23 zurückgefallen.
Die Aufmerksamkeit bei uns bekommen meistens nur gut vermarktete Biermarken, Brauereigründungen sind im Vergleich mit anderen Ländern eher verhalten. Toll an der ganzen Sache ist, dass man hier noch echt viel bewegen kann, weil die meisten noch gar nicht bemerkt haben, was eine richtig coole Bierszene überhaupt bedeutet.

Im Brauereigewerbe kann man ja nicht viel verdienen? Was treibt Dich täglich an?
Brauen ist einfach das Größte, jeden Tag in die Brauerei gehen und sehen, wie sich alles entwickelt, gärt und duftet und vieles mehr.

Was ist Dein Lieblingsbier?
Cask Ale!

Wie kommst du auf neue Ideen für Biere und was inspiriert Dich?
Durch andere Brauereien, durch unser Team und natürlich auch durch den Markt, wir z.B. der ganze Hazy Hipster Kram der momentan gut läuft.

Ist das Reinheitsgebot eher einschränkend oder eine neue Chance?
Dieser Begriff steht für die über Jahre erfolgte Verwüstung der deutschen Bierkultur durch Protektionismus, Verdrängungswettbewerb und Verdummung der Biertrinker und ist daher verbrannt und obsolet!

Craft Bier Hype oder bleibt?
Bleibt und wächst und wird immer besser, wenn auch viel zu langsam.

Was hälst Du von Nachhaltigkeit und wie gehst Du mit dem Thema um?
Ist wichtig, kostet aber auch Geld. In der Brauerei setzen wir das um, wo wir können.
Praktisch, nicht politisch.

Welcher Hopfen hat sich als Dein Lieblingshopfen etabliert? Gibt es überhaupt einen?
Ich mag die englischen erdigen am liebsten.

Hast Du schon Co Suds gemacht und ist was in Planung?
Collabs habe ich mal mit David Hertl und zuletzt mit den Brauern von Davida aus Brasilien und Totenhopfen aus Luxemburg. In Planung sind ein paar lokale eher.

Was kommt als Nächstes?
Ein Tap Room in der Brauerei und einer irgendwo in Bonn, aber erst wenn die Seuche besiegt ist, deshalb haben wir da das Tempo was rausgenommen.

Danke an Fritz für das tolle Interview. Wir finden es besonders spannend, wenn Brauer ihre ehrliche Meinung sagen, das macht sie und ihr Bier authentisch. Manchmal mag so ein Standpunkt polarisieren, aber gerade das macht eben den Charakter des Brauers und damit auch seine Einstellung zum Bier aus.

Bildquellen: 2-4 David Weimann | Titel und 1 Christian-Schaarschmidt