Georg Tscheuschner von Schorschbräu

Georg Tscheuschner von Schorschbräu

Endlich haben wir es mal geschafft den Erfinder des weltweit stärksten Bieres zu sprechen. Georg Tscheuschner hat mit seinem Schorschbräu und seinem Schorschbock schon sämtliche Guiness Weltrekorde gebrochen. Mit 57,5 Prozent ist der Schorschbock das stärkste gebraute Bier der Welt. Wir wollten einmal wissen, wie man dazu kommt so ein starkes Bier zu brauen, dass einen 2m Schwergewichtskämpfer direkt ausnocken kann.

Georg, wie fing das mit dem Brauen bei Dir an? Woher kommt die Leidenschaft?

Ich habe mich schon als Schüler fürs Bierbrauen interessiert. Nach einigen mehr oder weniger geglückten heimgebrauten Bieren kam die Fragen auf, was denn einer studieren könnte wenn er so gar keine Lust auf trockene Studiengänge hat? Ein Kumpel meinte von mir meinte darauf:„ey schau mal in Weihenstephan nach, da kann man Saufen studieren“. Das musste ich mir anschauen und hab mich direkt eingeschrieben. Oder besser gesagt zack – angeschaut, zack – eingeschrieben, so einfach kann’s gehen.

 


Welche Biere trinkst Du am Liebsten?

Je nach Laune und Anlass. Wenn ich einfach nur ein Bier trinken will, das mir keine Geschichte erzählt, dann ein schönes nicht zu stark gehopftes Helles. Zwischendurch darf es genre auch ein zweistelliges Bier sein. Wenn ich auf Aromen Entdecker Tour bin, dann will ich ein Bier das mir von sich erzählt über die Malze, die ich gerade schmecke, den Hopfen, wann er eingesetzt wurde und wieviel der Brauer dazugegeben hat, welche Hefe zur Vergärung genommen wurde und wie der Brauer das Alles mit der Kohlensäure in eine Harmonie gebracht hat.

Warum das stärkste Bier der Welt machen? Was hat Dich dazu angetrieben?

Im ersten Moment war es Neugier. Aber natürlich wollte ich auch gegen die Schotten gewinnen, was ja dann bekanntlich ein wenig eskaliert ist. Man muss ehrlich sagen, die haben auch nicht gleich aufgegeben…

 


Wie wird so ein Bier hergestellt? Wir kennen ja die berühmten Bockbiere und auch Eisböcke, aber wie bekommt man 57,5% Alkohol in eine Flasche?

Ich braue ein sehr starkes Bier mit 13% ein und nach ca. 4 – 5 Monaten wird es runtergefroren. Dadurch entstehen die Eiskristalle, die ich dann im Anschluss herausfiltere. Diesen Vorgang wiederhole ich mehrere Male. Tiefer frieren, Eis raus, usw…

Bockbiere sind Spezialbiere. Oder muss es Craftbeer heissen? Was hälst Du von dem Trend?

Ich teile meine Bierwelt gerne in Biere ein die einfach schön zu trinken sind und die mir keine Geschichte erzählen. Und wiederum in Biere, bei denen ich rausschmecken kann mit welchen Rohstoffen und Verfahren sie gemacht wurden. Ich verstehe nicht wie man immer eine Entscheidung treffen muss. Beide Biere haben ihre Berechtigung und Liebhaber. Mich stört nur, dass gerade kleine, handwerklich traditionelle Brauereien am Lautesten gegen Craftbier schimpfen, obwohl gerade Sie seit Jahrhunderten Craft sind. Schlimmer noch, sie identifizieren sich nicht mit dieser Rolle, sondern überlassen die Definition, was und wer Craft ist der Brau-Industrie. Ich denke Sie verspielen dabei ihre Chancen.

 


Bist Du international im Auftrag Deiner Biere oft unterwegs und wie stark ist die Nachfrage, speziell aus anderen Ländern?

Ich bin auf der Arbeit sehr eingespannt und zu klein um riesig in der Welt rumzufliegen. Dennoch habe ich weltweit einige Importeure. Darunter fallen Australien, Asien, USA und Europa.

Was macht ein gutes Bockbier/Starkbier aus? Welche Merkmale und welche qualitativen Standards muss es für Dich haben?

Sehr starke Bockbiere, wie meine müssen mich packen und dürfen nicht mit zu vielen Aromen Überaden sein. Der neuerSchorsch Rubin zum Beispiel wurde nur mit hellem und Rot-Malz gebraut. In der Stärke des Bocks sollte man nicht noch weitere Aromen aus Spezialmalzen (Caramelmalzen ) oder Aromaölen aus dem Hopfenstopfen kombinieren. Das wird defintitiv zuviel und ein guter Koch weiss wieviel Gewürze er in eine Suppe geben kann, bevor sie nicht mehr schmeckt.


Ist das mit dem stärksten Bier, wie mit den Sternen für die Köche? Muss man den Rekord unbedingt halten? Und was tust du um immer wieder neue starke Biere zu entwerfen?

Das Stärkste Bier ist Segen und Fluch zugleich. Zum einen bin ich dadurch in der Szene bekannt geworden. Zum anderen bringen mich viele auch nur mit diesem Extrembier in Verbindung. Natürlich hat mein leichtestes Bier auch 12,8 % Vol., lebt aber von der Aromatik unterstützt vom Alkohol und wird nicht, wie manche glauben vom Alkohol dominiert. Aber auch mein Weltmeisterbock hat seine Liebhaber. Ähnlich wie bei einem fassgereiften Whisky muss man sich bei diesem Bier mit Nosing dem Thema langsam nähern. Man riecht zunächst lange an dem Bier und verteilt dann 1 Tropfen im Mundraum. Sanach nimmt man erst einen kleinen Schluck, ,wenn sich die Zunge an den Geschmack gewöhnt hat. Ich mag es immer wieder mit neuen Bieren zu polarisieren. Das jüngste Beispiel ist mein Schorsch Rubin. Demnächst brau ich ein Imperial Black Stout mit ca. 12,5 % Vol. und ein zweites Fassgereiftes Bier, diesmal aber ein Eisbock Cuvee mit 18,2 % Vol.

Hast Du Dich schon einmal außerhalb der Grenzen des Reinheitsgebotes für Biere bewegt?

Als Schorschbräu noch nicht (offiziell), aber ein mit weihnachtlichen Gewürzen angereicherter Schorschbock ist schon was super leckeres – gerade in der Winterzeit.
Ich würde gerne mal starke Fruchtbiere wie die Belgier brauen, werde dafür aber als Bayerischer Betrieb bestimmt doppelt diskriminiert. In weiten Teilen von Deutschland ist das heutzutage ja schon kein Problem mehr… in Bayern hingegen hab ich dafür nur eine Chance. Mit fehlen gerade auch die Nerven und die Zeit mich durch alle Instanzen hindurch zu klagen.

 


Was hast Du für uns als Heimbrauer für einen Tipp in Punkto Starkbier Herstellung?

Mach weniger Spezialmalz ins Bier und vergärt diese nicht zu hoch, sonst bekommt ihr Zucerkbomben, die nur noch süß schmecken und nicht mehr trinkbar sind. Trennt den Trüb sauer ab und haltet die Gärtemperaturen unten. Und das wichtigste gebt den Bieren Zeit für die Reifung.

Lieben Dank Georg Tscheuschner für Deine vielen Tips und Deine absolut direkte Ehrlichkeit. Wir wünschen der Schroschbrauerei viel Erfolg und noch weitere leckere Biere. Das Stout müssen wir dann definitiv noch kosten.