Getreide fest und flüssig

Getreide fest und flüssig

Wir waren am 26.02.2021 dabei beim Event „Getreide Fest und Flüssig“ von der Slow Food Deutschland. Im Hinblick auf ein generelles Thema Foodpairing hat dieses Event unser Interesse geweckt und die Vorfreude war groß.
Um 19.00 Uhr ging es pünktlich los.

Als erstes gab es mit Heiner Beck aus dem Hause BeckaBeck das Älblerbrot. Mit einer Teigruhe von in Summe rund 30 Stunden und dem Brotbegleiter Nummer 3, einer Gewürzmischung ebenfalls von BeckaBeck mit Senfsaat, Knoblauchgranulat, Meersalz, Chiliflocken, Petersilie und etwas Rohrzucker. Ein Gedicht. Jetzt fehlt nur noch ein leckeres Bier.

Das hat die Moderatorin Kathrin Simonis wohl gespürt und bringt gleich Maximilian Krieger vom Riedenburger Bauhaus ins Spiel. Er stellte sein naturtrübes, historisches Emmerbier vor. Kastanienfarbig, schön naturtrüb wird es aus einem der ältesten Getreidesorten gebraut und lässt einen wunderbar cremigen Schaum enststehen. In der Nase schöne Karamellnoten und dezente Trockenfrüchte. Angenehm vollmundiges Mundgefühl, welches durch den höheren Eiweißgehalt des Korns entsteht. Der Hopfen, Spalter Selekt, spielt hier eine untergeordnete Rolle. Der Hauptdarsteller ist und soll auch der Emmer sein. Wir haben dieses tolle Bier bereits im Biersommelierkurs kennenlernen dürfen und waren damals schon begeistert.
Anke Kähler von „Die freien Bäcker e.V.“ brachte erstmal etwas Ordnung in die Begriffe Arten und Sorten im Hinblick auf die verschiedenen Getreide.
Berthold Heyden, seit über 20 Jahren in der Saatgutforschung, hat das Ganze dann nochmals vertieft und die Begriffe Urkorn, oder eben die Bezeichnung alte Sorte bzw. Art richtig eingeordnet. Unheimlich spannend, was Getreide so ist und kann. Hier könnte man Stunden drüber debattieren.

Im Anschluss kam Franz Häußler vom Biolandhof Häußler aus der Ulmer Ecke und berichtete über das Artensterben im Getreidebereich. Bemerkenswerte Aussagen, bedenkt man,d ass wir als Ottonormalbürger absolut nichts davon mitbekommen. Der konventionelle Landwirt sieht auf seinen Feldern die Distel als Unkraut. Franz Häußler entgegnete „Ich sehe keine Disteln, sondern nur Schmetterlinge“. Er meinte es kommt lediglich drauf an, wie man es kennengelernt hat und die deutsche Mentalität sei eben allgemein „Unkrautfrei“. Schließlich dampft er das Ganze auf einen Satz herunter: „Wie viel Unordnung halten wir aus. Die Artenvielfalt und die Insektenvielfalt werden es uns danken…“!

Dann ging es wieder zurück zu Heiner Beck und seinem Bodenbrot. Was für eine Mischung. Natursauerteig, Albweizenmehl, Ruchmehl, was durch eine alte Mahlart entsteht, Karotten und Kürbiskerne. Toll auch hier wieder mit dem Brotbegleiter Nr. 3 und den Resten des Emmerbiers freuen wir uns schon aufs nächste Bierchen. Und da kommt es auch schon ins Glas. Das Berg 3-Korn Weizen. Gerbaut mit Weizen, Gerste und Dinkel. In der Nase typische Banane, Muskat und auch Vanille. Auch hier macht wieder der Dinkel die weiche Vollmundigkeit aus. Das Besondere bei der Herstellung ist eine offene Gärung. Tolles Bier und absolut empfehlenswert.

Franz Häußler als Erzeuger des Getreides und seine Abnehmer Uli Zimmermann, von der Berg Brauerei mit Heiner Beck von BeckaBeck. Diese enge Bindung zwischen den handelnden Personen schafft für uns ein rundes Vertrauen. In dieser Dreierkonstellation wird an den Erzeuger auch der Preis bezahlt, den er kalkuliert hat. Heiner Beck meint dazu: Das Problem sei, das man heute in einer landwirtschaftlichen Ausbildung eher lernt, wie man einen Subventionsantrag ausfüllt, als das man lernt wie man ein Getreide vernüftig kalkuliert. Das sei eines der Hauptprobleme der modernen Bäckereien. Und eben auch nicht der Kunde macht den Preis, sondern die Erzeuger sollten diesen vorgeben. Dieser Part war für uns einer der Spannendste des Abends und der Respekt voreinander sollte als Beispiel in vielen Bereichen dienen.

Danach kam noch eine uns gut bekannte Brauerei ins Spiel. Orca mit dem Inhaber und Braumeister Felix vom Endt. Hier gab es aufgrund der unerwartet großen Teilnehmerzahl tatsächlich zweierlei Biere in den unterschiedlichen Testpaketen. Wir hatten das fränkische Landbier, bei welchem auch auf Regionale Braugerste gesetzt wird. Orca ist eine sichere „Bank“ für gutes Bier und damit kontne auch der Abend wunderbar abgeschlossen werden.

Wir hatten einen wirklich kurzweiligen Abend mit interessanten Fakten rund ums Thema Getreide, und damit dem Ursprung des Bieres. Zum Abschluss wurde noch eine kleine Umfrage welche zu Beginn der Veranstaltung durchgeführt wurde aufgelöst. Es wurden insgesamt über 500 Testpakete verschickt und es gab rund 1.100 Teilnehmer. Bezüglich der Logistik ein riesen Dank an das Team von BeckaBeck, welche diese Mamutaufgabe gestemmt hat. Und danke auch an die Möglichkeit an diesem Tasting teilzunehmen. Dieses war für uns wirklich in jeder Hinsicht toll, denn bei einem Tasting geht es nicht darum betrunken herauszugehen, sondern etwas zu lernen.