Grutbier

Grutbier

Das Grutbier ist das Bier des Mittelalters. Vor dem hopfenbetonten Biere gab es dieses kräutergemischte Bier, das vor Allem and er Nordseeküste verbreitet war.

Herkunft & Geschichte

Der Name „Grut“ kommt vom mittelalterlichen Begriff für Kräuter. Was sich oft für den Bierliebhaber als schlechter Tee anhört, ist heute wieder als Craftbier groß im Kommen. Erste Nachweise des Bieres finden sich bereits im Jahre 974 n. Chr. Der römisch-deutsche Kaiser Otto II erwähnte Grut unter der lateinischen Bezeichnung „Materie Cervisiae“ in seinen Niederschriften. In dieser Zeit wurde Gagel bereits schon zum Bierbrauen verwendet. Das Grut, also das Kräutergetränk hatte einen eigenen Berufsstand und die Zutaten wurden von den sogenannten Grutern gesammelt. Bis ins Jahr 1516 und der Veröffentlichung des Reinheitsgebotes, wurden zum bIerbrauen fast ausschließlich Gewürze eingebraut. Dabei kamen Zutaten wie Schafgarbe, Beifuß, Wacholder, Rosmarin, Thymian, Salbei, Lorbeer, Anis, Kümmel, Wermut und weitere Gewürze zum Einsatz. Dazu wurden Sträucher wie der Gagel oder Porst geerntet. Der Porst oder auch Sumpfporst genannt enthält ein ätherisches Öl namens Ledumöl, das stark berauschend wirkt. Man könnte meinen, dass das Grutbier auch ein Teilauslößer für das Reinheitsgebot war, denn die Leute fingen an allerhand berauschende Sachen in das Bier zu geben. Mit dem verbreiteten niedrigen Bildungsstand und einer großen Unkenntnis, aber dafür mit einer großen Experimentierfreudigkeit, musste man nach dem Trinken eines sehr stark berauschenden Grutbieres auch mit dem sofortigen Tode rechnen.

Besonders im Norden Deutschlands war das Grutbier sehr beliebt. Beispielsweise hatte die Stadt Münster ihr eigenes Gruthaus mit dem vorstehenden Finanzbeamten der Stadt, dem Grutherrn. Wer brauen wollte, musste Grut verwenden und mit dem Grutherrn im Reinen sein. Das so entstandene Monopol wurde natürlich genutzt, um auf das Grutbier Steuern zu erhebn. Ebenso beliebt war das Bier auch in den Hansestädten. Während ab 1516 das Grutbier mehr und mehr ausstarb, beklagten sich die ersten Anhänger ab 1548 über seine Verdrängung. Ab dem 17. Jahrhundert war es in Deutschland nahezu total ausgestorben. Heut kann man das Grutbier zum Beispiel von der Lahnsteiner Brauerei, die es ein wenig neu interpretiert hat, probieren.

Rezepte und Geschmack

Aus einer Zutatenliste von 1480 wird Porst, Segmentalen und Beckeler genannt. Senentagen ist Berglaserkraut oder auch Bergkümmel genannt. Beckeler ist Lorbeer. Dazu kamen wohl wilde Heidelbeeren und Wacholder. Die genauen Zusammensetzungen sind aber leider nicht mehr bekannt. Jedenfalls schmecken gewürzte Bier deutlich anders, als Gehopfte. Bekannt ist aber, das die meisten Biere bis 1516 Sauerbiere waren. Also kann man sich bei einem Grutbier meistens auf ein saures Gewürzbier einstellen. Wir mochten den Sud von Lahnstein zwar gerne trinken, aber er ist definitiv nichts für den Industriebiertrinker.