Interview mit Alfred von Alefried

Interview mit Alfred von Alefried

Alefried ist eine kleine aber feine Biermanufaktur aus Graz, Österreich. Der Gründer Alfred Borkenstein führt das Label seit 2015 an und braut sogenannte wilde Biere ein. In Österreich vielmehr eher eine Seltenheit. Darum umso spannender für uns einmal mit ihm ein Interview machen zu dürfen.
Alfried, wie bist Du auf das Brauen gekommen? Erzähl uns doch ein wenig über Deinen Werdegang.

Alfried, wie bist Du auf das Brauen gekommen? Erzähl uns doch ein wenig über Deinen Werdegang.

Ich war jahrelang in der Kreativwirtschaft tätig und hab einen Bürojob gemacht, wollte aber schlussendlich lieber mein eigenes Produkt auf den Markt bringen. Meine Liebe zum Handwerk und mein kreatives Wesen haben da mit dem Bier auf eine gute Spielwiese gebracht.

Warum wilde Biere? Warum kein Märzen, Pils, etc.?

Für mich ist das spannendste die Gärung und den Charakter (Nebenprodukte) den die verschiedenen Organismen dabei erzeugen. Bei den oben genannten Bieren wird die Gärung ja eher neutral gehalten

 

Was ist Deine Philosophie mit Alefried?

Lokale Mikroflora einzubinden, lokales Obst direkt vom Baum, Wald oder Produzenten zu nehmen, ernten und verarbeiten und die Organismen auf den Früchten in den Gärprozess einbinden. Ziel ist es vielschichtige aber balancierte Biere zu erzeugen, die angenehm zu trinken sind.

Wie macht man eigentlich wilde Biere und was verstehst Du darunter?

Wilde Biere sind für mich Biere, die nicht nur ein einzigen Laborhefestamm aufweisen, sondern auch Hefen und Bakterien aus der Umgebung inne haben. Wir sprechen hier von den Schalen, im holz vorkommend usw. In jedem Stadium des Bierwerdungsprozesses sind verschiedene Organismen beteiligt und die das Bier unvergleichlich und unterschiedlich machen. uDaher hat jedes Bier ein langes Entwicklungspotenzial. Wilde Biere werden nie eindimensional sein und haben naturgemäß auch immer einen (zumindest kleinen) Säureanteil, der gut eingebunden immer wirkt, da die Organismen nie aufhören zu interagieren.

Sind wilde Biere immer sauer oder was macht eigentlich diesen Bierstil so einzigartig in Deinen Augen?

Die Säure kann man als Produzent auch immer ein wenig durch die Temperatur und die Zeit steuern. Wildbiere müssen nicht zwangsläufig sauer sein, aber ich finde eine gewisse Säure wichtig um eine Balance zwischen den Aromen herzustellen. Gerade bei Bieren mit Obst bringt die Säure, ähnlich wie Salz beim Kochen, die fruchtigen Noten viel stärker zur Geltung. Die Vielschichtigkeit und die Aromenvielfalt, sowie das Lagerpotenzial heben saure Wildbiere von den herkömmlichen Bieren meiner Meinung nach ab.

Wie stellst Du die Biere her? Wie lange reifen die Biere?

Die Biere, die Früchte enthalten werden meist spontan vergoren und lagern ca. 1 jahr auf dem Obst. Dann werden Die Früchte abgezogen und der das Bier kommt schon relativ klar rüber. Anschließend kommt ein Teil eventuell noch in Holzfässer und der andere Teil wird mit anderen Bieren verschnitten oder ungeblendet abgefüllt. Wir füllen mit Schwerkraft in Flaschen ab und geben Zucker für die Nachgärung in die Flasche.

Was hast Du schon alles ausprobiert und was ist schief gegangen?

In den letzten Jahren habe ich viel über den Herstellungsprozess gelernt und kann mittlerweile auch sensorisch ganz gut abschätzen in welche Richtung ein Bier geht. Bei manchen weiß man recht rasch das wird nix mehr, bei anderen kann man erahnen, dass die sich noch gut entwickeln werden. Bei vielen Bieren aber bleibt es dennoch eine Überraschung… Wirtschaftlich ist das natürlich alles eine Gratwanderung, da besonders die jahrelange Lagerung der Biere viel Platz und Geld in Anspruch nimmt. Ich hatte schon Biere die 2 Jahre in der Flasche waren bevor ich sie verkauft habe.

Hast Du schon mit anderen zusammen gebraut?

Die Bierszene ist klein und man kennt sich ganz gut und hilft sich gegenseitig. Ein paar Biere sind auch schon dabei rausgekommen.

Was kommt als Nächstes?

Noch mehr Bier, Cider, Wein, Met, noch mehr Terroir, noch mehr Holzfassreifung, Mitarbeiter, Shop, Taproom…

Vielen Dank für das Interview. Wir sind gespannt was als nächstes so alles kommt. Jedenfalls hört sich das schon mal extrem gut an.