Interview mit Brausturm

Interview mit Brausturm

Brausturm ist eine der führenden europäischen Großhändler für Craft Beer und tolle Brauspezialitäten. Die Jungs beliefern den Einzelhandel, sowie den Fachhandel und die Gastronomie mit leckeren Bieren. Das Sortiment von Brausturm besteht mittlerweile aus über 1.000 Bieren und geht vom klassischen Pils bis zum Barrel Aged Barley Wine und hochwertigen belgischen Bieren. Beyond Beer ist der E-Commerce Ableger, der hinter der Marke steht und eine Auswahl der besten Biere für den Endkunden anbietet. Regelmäßig erweitern die Jungs ihr Sortiment. Geschäftsführer sind Maximilian Marner und Ronald Siemsglüß, bei Beyond Beer sind Verantwortlichen Björn Löhnhardt (Manager) und Klaas Twietmeyer (Design und Marketing). Wir haben mit Klaas über Brausturm als auch über Beyond Beer gesprochen.

Ihr habt als Brausturm Bierverlag GmbH und Beyond Beer GmbH angefangen und habt euch im September zusammengeschlossen. Wer seid ihr überhaupt? Woher kennt ihr euch? Was verbindet euch? 

Max und Ronald kennen sich vom Craft Beer Store in Hamburg. Ronald war dort sozusagen der Chef von Max, der den Laden seit der Gründung geleitet hat. Da die beiden dort sehr viel zusammen gearbeitet haben, auch über die normalen Zeiten hinaus, haben sie irgendwann den Entschluss gefasst, sich mit einem Biervertrieb selbstständig zu machen.

Ich habe den Craft Beer Store ebenfalls von Anfang an begleitet, allerdings als Kunde. Mit meinem damaligen Bier-Blog „Hops Hysteria“ habe ich die zu der Zeit noch recht überschaubare Szene genau beobachtet und war umso neugieriger, als sich auch in Hamburg etwas tat. Max und Ronald habe ich dementsprechend persönlich immer häufiger bei Veranstaltungen getroffen. Irgendwann, haben sie mich gefragt, ob ich es mir vorstellen könnte, gemeinsam mit ihnen und Florentine, Ronalds Ehefrau, einen eigenen Shop in Hamburg zu gründen. Da musste ich nicht sehr lange überlegen.

Björn hat die Gründung von Beyond Beer auch von Beginn an miterlebt, anfangs noch als Aushilfe. Dabei hat er soviel Wissbegierde und Leidenschaft für das Thema entwickelt, dass er sich sogar gegen seine eigentlich geplant Laufbahn entschieden hat und unser Store Manager in Hamburg wurde.

Erzählt uns ein bisschen was über die Fusion von beiden Firmen? 

Die Fusion fand Ende 2019 im Rahmen der Minderheitsbeteiligung der Bitburger Kontor-Gruppe GmbH statt. Da Brausturm und Beyond Beer auch vorher schon eng miteinander verknüpft waren, hat es in der Situation simpel gesagt Sinn gemacht – auch um zukünftige Prozesse zu vereinfachen.

Wie unterscheidet ihr euch als Bier-Großhändler gegenüber der Konkurrenz? Was macht euch einzigartig?  Wodurch hebt ihr euch ab? 

Ich denke, dass Brausturm besonders vom Brauereien-Portfolio, der internen Flexibilität und der Leidenschaft für das Thema profitiert. Von Anfang an waren wir darauf bedacht, über die Grenzen hinaus zu schauen und Wert auf Qualität und Trends zu legen. Wir hören uns stets um, kennen den Markt und lieben das Produkt. Man kann schon sagen, dass wir viele Brauereien nach Deutschland gebracht haben, die anfangs hier noch sehr wenigen bekannt war und nun jeder Craft Beer Nerd kennt. Aber inzwischen hat sich der Markt natürlich verändert und es gibt mehr Konkurrenz und auch mehr Aufmerksamkeit bei dem Thema. Dennoch reagieren wir sehr schnell und bieten stets neue Artikel an, die den Kunden ansprechen.

Wie sieht euer täglicher Arbeitstag aus? Mit welchen Herausforderungen habt ihr als Händler zu meistern? 

Beim Onlineshop ist neben den Kundenanfragen besonders die Artikelpflege eine tägliche Arbeit. Da unser Sortiment so schnell wechselt und wir versuchen möglichst viele Infos zu den Bieren zu liefern, frisst das Erstellen der Artikel viel Zeit.
Hinzu kommen sämtliche Social Media-Aktivitäten, Optimierung der Abläufe und technische Bugfixes und die Gestaltung, Fotografie und Planung von Aktionen, Paketen und Kooperationen.

Wir alle kennen Bitburger. Was bedeutet, dass die Bitburger Kontor-Gruppe GmbH Minderheitsbeteiligter ist? Welchen Einfluss haben sie auf eure tägliche Arbeit? Welche Vorteile bringt das mit sich?

Unsere tägliche Arbeit wird gar nicht beeinflusst. Wir arbeiten immer noch in einem kleinen Team mit den selben Strukturen. Natürlich müssen wir am Ende ein Ergebnis liefern und dafür müssen wir auch investieren und etwas wachsen. Da müssen wir Bitburger selbstverständlich mit ins Boot holen, aber unsere reguläre Arbeit betrifft dieses nicht. Unser Brauereien-Portfolio hat sich ebenso wenig verändert. Wir sitzen allerdings immer noch an unserem Barvorhaben, das wir Bitburger auch vorgestellt haben. Das ist in der momentanen Situation allerdings etwas schwieriger umzusetzen. Aber es ist nach wie vor geplant.

Hat Corona einen Einfluss auf den Online Bier Handel? Ist euer Absatz gestiegen oder kaufen die Leute weniger? Sind eure Lieferketten unterbrochen? 

Wir haben definitiv mit einer anderen Herausforderung gerechnet und waren dann wirklich positiv überrascht, dass so viele Leute bestellt und uns supportet haben. Da danken wir allen unseren Kunden. So etwas bringt uns positiv gestimmt durch die Krise.

Nach welchen Kriterien nehmt ihr neue Biere in euer Sortiment auf? Wie läuft die Zusammenarbeit mit Brauereien?   

An erster Stelle steht für uns die Qualität. Ein Bier, das wir verkaufen sollte handwerklich und geschmacklich einfach gut sein und auch wir selber sollten es gerne trinken wollen.
Ein weiterer Faktor ist auch der Name und die Reputation einer Brauerei. Wir versuchen stets besondere Brauereien ins Portfolio aufzunehmen, die international einen gewissen Bekanntheitsgrad und eine Beliebtheit erlangt hat. Da helfen unsere eigene Recherche und Antizipation.
Als letzter Punkt kommt sicherlich auch noch der Gesamtauftritt der Brauerei hinzu. Gestaltung und Marketing sind nicht zu unterschätzen. Ein hübsch gestaltetes Bier verkauft sich besser, als ein lieblos designtes.
Sicherlich spielen dann noch Faktoren wie Kosten eine Rolle. Lohnt es sich, Biere zu importieren, oder wären die Preise eventuell zu hoch? Da müssen wir ebenfalls abwägen.

Gerade ist besonders die Craftbeerszene in den USA sehr stark. Habt ihr hier in nächster Zeit vor, euer Sortiment noch mehr im amerikanischen Sektor zu erweitern?

Keine Frage. Wir versuchen es immer wieder. Leider ist es aber auch so, dass die kleinen, guten und bekannten US amerikanischen Brauereien meistens kaum ihren eigenen Markt mit Bieren bedienen können. Das macht es enorm schwierig. Hinzu kommt natürlich der teure Import und Transport solcher Biere. Der Markt für Biere in einem Preissektor von über 10€ ist zwar vorhanden, dieser ist aber klein und wir müssen immer schauen, dass wir unser Sortiment preislich homogen halten. Auch wenn wir unsere US Importe inzwischen kompensieren, darf man den Umwelt-Faktor nicht unterschätzen. Es gibt immerhin in Europa auch wahnsinnig viele und gute Brauereien.
Aber es gibt da schon einige Brauereien, die wir extrem gerne anbieten würden.

Uns gefallen die Online Tastings sehr gut. Werdet ihr das auch nach Corona weitermachen oder war das jetzt nur für diese Situation geplant?

Konkret ist da noch nichts geplant. Wir werden sicherlich wieder mehr Videos mit Tastings oder ähnliches machen, ob es dann Live-Videos mit anderen Brauereien sind, steht noch nicht fest.

Welche Trends könnt ihr in der aktuellen Craftbeer Szene feststellen? Wie beurteilt ihr die Entwicklung von Craftbeer in Deutschland?  

Klaas: Das ist schwierig zu sagen. Ich habe das Gefühl, dass es wieder etwas zurück zu den Ursprüngen geht. Nach New England IPAs und Sour IPAs in Hülle und Fülle, kommen langsam die West Coast IPAs wieder zurück. Ein weiterer Trend ist das Lager und andere klassische deutsche Bierstile wie Kölsch oder Alt – das allerdings eher in den USA und inzwischen auch in England. In Deutschland weiß dieses leider noch keiner so richtig zu schätzen. Das mag an der Fülle der schon vorhanden guten klassischen Brauereien liegen – man muss nur nach Franken schauen – an der deutschen Bier-Historie, oder aber auch an der Preis-Sensibilität der Deutschen. Für ein „Craft Lager“ ist man nicht bereit 5€ auszugeben, für ein IPA sehr wohl. Das ist meiner Meinung nach sehr Schade.
Deswegen läuft es in Deutschland auch eher bei Brauereien, die hazy IPAs oder ähnliches brauen gut. Da entstehen inzwischen sogar regelrechte Hypes, was auch spannend ist. Aber am Ende ist die Qualität der Biere wichtig, die sollte jede Brauerei an oberste Position stellen. Denn auch die Konsumenten werden kritischer, das merkt man ebenso.

Welche Biere gehen gerade am besten bei euch? Was ist gerade euer Lieblingsbier bzw. ein Geheimtipp von euch? 

Von unseren Standard-Bieren, die wir immer im Sortiment haben ist es sicherlich das Tasty Juice von Lervig, das richtig gut geht. Ansonsten verkauft sich alles von Brauereien wie Garage, North, Verdant, Wylam, Northern Monk und Omnipollo ebenfalls super. Und wenn wir dann mal was neues, exklusives reinbekommen, wie Deya oder Zagovor, dann sind diese Biere auch recht schnell vergriffen.

Lieben Dank an Klaas für das Interview. Beyond Beer ist einer unserer Lieblingsshops und eine der ersten Bezugsquellen für gutes Craftbier geworden. Wir lieben die große Auswahl und schätzen es, dass man hier immer wieder neue und geniale internationale Biere bekommen kann.