Interview mit

 

Jan Brücklmeier

Interview mit Jan Brücklmeier

Wir haben die Ehre uns mit Jan Brücklmeier dem Autor von Bier Brauen, erschienen im Ulmer Verlag auszutauschen.

Die neue deutsche Bier Bibel macht gerade eine phänomenale Erfolgsreise durch die Biermedien und auch wir sind begeistert von dem Werk. Was wir schon wissen, ist das Jan, der Freak unter den Hobbybrauern ist und schon immer ein Buch schrieben wollte, dass seine vielen Kenntnisse und Erfahrungen mit der Hobbybrauerei vereint. Als Kursleiter an der Volkshochschule hat er den Grundstein gelegt die lose Blattsammlung aufzuarbeiten.

Die Basis dafür sind Magazinaritkel, Online Foren und weitere interessante Veröffentlichungen plus natürlich seine Notizen. Nachdem die Ordnung der Dokumente und die weitere Recherche für das Buch einige Aha Momente zu Tage lieferte, schaffte es Jan sein Werk nach 9 intensiven Monaten endlich fertigzustellen. Und wir sind froh, dass er die Mühe auf sich genommen hat. Als Hobbybrauer konnten wir schon einige tolle Erfahrungen und Kenntnisse daraus ziehen. Aber nun zu unsere Fragen:

Jan wie bist Du überhaupt zum Bier gekommen? Was war der Auslöser zum Hobby Heimbrauen?
Zum Bier bin ich sehr früh gekommen. Eine meiner Großmütter war Bierverlegerin und hatte deshalb den Namen „Bier- Oma“. Ich war zwar damals eher an Limo und Spezi interessiert, aber ich bin praktisch mit Bier als Lebensmittel aufgewachsen. Ein zweiter Punkt ist sicherlich meine Kindheit im Münchener Westend, fast in Sichtweite vom Oktoberfest und der Augustiner Brauerei. Mein Weg zum Hobbybrauen war etwas ungewöhnlich, wie vieles in meinem Leben. Ich nenne es immer das Hobby zum Beruf machen und zurück. Ich hab irgendwann mit 16 mit ein paar Extrakt Kits gebraut. Das war es erstmal. Später, nach meiner Lehre zum Schreiner, als es darum ging was ich studieren will, kam ich eines Abends heim und meine Mutter und mein Bruder haben mich freudestrahlend mit der Idee empfangen, ich sollte Brauwesen studieren. Die paar Bier, die die beiden wohl schon getrunken hatten, waren wohl Auslöser für die Idee, aber die Idee an sich gefiel mir. So hab ich im Wintersemester 1998/99 in Weihenstephan angefangen Brauwesen und Getränketechnologie zu studieren. Nach dem Studium habe ich aber vor allem in der Zulieferindustrie im Maschinenbau gearbeitet. Jetzt habe ich meinen Beruf zum Hobby gemacht und mit dem Heimbrauen angefangen.

Was war das erste Bier, dass du gebraut hast und wie ist es gelaufen?
Das erste Bier war ein ACME Braukit für ein Brown Ale, das ich von meinem Bruder geschenkt bekommen habe. Das Bier war eine Katastrophe. Man muss dazu sagen das ich in Bayern natürlich mit Hellem und Weißbier aufgewachsen bin. Ich hab nämlich lustiger weise Jahre später in Irland ein Newcastle Brown Ale getrunken. Das hat genauso geschmeckt wie mein erster Versuch. Das heißt das Bier war wahrscheinlich gar nicht so schlecht, aber ich noch nicht reif dafür. Dafür spricht auch das mein zweiter Versuch, ein Stout, eigentlich sehr gut gelungen ist. Stouts kannte ich vorher schon und mochte sie auch.

Was sind Deine Lieblingshopfensorten?
Das ist einfach, Centennial . Obwohl es in letzter Zeit gar nicht mehr so einfach ist, weil es so viele gute neue Sorten auf den Markt gibt.

Nun zum Buch „Bier brauen“. Was hat dem Buch den Startschuss verpasst? Ab wann hast Du gesagt, so jetzt muss ein solches Werk her?
Wie du schon gesagt hast war ein Auslöser meine Tätigkeit als Kursleiter für Braukurse und mein Engagement im Hobbybrauerforum und im Hobbybrauermagazin. Dadurch habe ich einfach eine ganze Menge an Informationen zusammengetragen. Ich hatte schon länger die Idee all das irgendwie zu ordnen und auch anderen zugänglich zu machen, als mich dann der Ulmer Verlag kontaktiert hat ob ich mir nicht vorstellen könnte ein Buch zum Thema zu schreiben. Das Ergebnis wurde dann fast auf den Tag genau zwei Jahre nach der ersten Mail vom Ulmer Verlag veröffentlicht.

Das Buch ist wahnsinnig detailliert, wo hast du all die Informationen her?
Der Grundstock ist sicherlich meine solide Ausbildung in Weihenstephan gewesen. Darauf aufbauend sind über die Jahre noch viele eigene Erfahrungen zusammengekommen. In vielen Aspekten unterscheidet sich das Brauen zu Hause dann doch von Brauen in der professionellen Brauerei. Ich lese aber auch viel über das Thema Brauen und Bier, sowohl online als auch in Büchern. Außerdem lerne ich auch immer wieder dazu, wenn ich versuche anderen Brauern im Forum zu helfen.

Mit dem Buch ist so ziemlich die komplette Vielfalt des Brauens abgedeckt, gibt es auch Themen, die Du nicht mit ins Buch gepackt hast? Oder Dir noch darin gewünscht hättest?
Guter Punkt. Als ich mit meiner Lektorin die erste Projektbesprechung hatte, sind wir von etwa 250 Seiten ausgegangen. Jeder der das Buch kennt weiß das es etwa doppelt so viele geworden sind. Trotzdem würde ich nicht behaupten das das vollständig ist. Um es mal anders auszudrücken die Menschheit braut seit etwa 10.000 Jahre Bier, in Weihenstephan wird seit 1802 und in Berlin seit 1874 geforscht und gelehrt, es ist deshalb wahrscheinlich unmöglich ein wirklich komplett umfassendes Buch zu schreiben. Der komplexe Bereich Sauerbiere wird zum Beispiel nicht I’m Detail besprochen.

Du bist ja selbst Papa. Wie hast Du das alles hinbekommen und dabei Deine Aufgaben als Papa gemeistert?
Ja, das stimmt, ich hab zwei Söhne, Leo und Michel. Ich war in der Zeit, als das Buch entstanden ist, viel beruflich unterwegs. Da hatte ich einige Zeit auf Flughäfen, in Flugzeugen und Hotelzimmern totzuschlagen. Außerdem hat mir meine Frau Tina oft den Rücken freigehalten. Kurz vor Fertigstellung bin ich mit meinen Kids für 10 Tage nach Cancun in Mexiko geflogen. Die Kids haben die Zeit am Pool genossen und ich hatte Zeit am Laptop die letzten Korrekturen zu machen. Es geht also schon das die Familie nicht zu kurz kommt.

Wie gross ist Deine Liebe zum Bier?
Groß. Ich kenne wenige Themen die so vielschichtig. Durch mein Studium dreht sich auch viel in meinem privaten Leben um Bier. Ich hab meine Frau in Weihenstephan kennengelernt, sehr viele meiner Freunde haben mit Bier zu tun und zu guter Letzt, es schmeckt mir.

Was kommt als nächstes?
Die Frage kommt im richtigen Moment. Seit zwei Tagen weiß ich offiziell das wir für 2020 eine Neuauflage des Buches planen um die Fehler der Erstausgabe zu korrigieren. Das Buch war eigentlich umfassender angelegt. Derzeit ist der Fokus ja sehr stark auf der Bierherstellung. Das Lebensmittel Bier selbst ist aber auch ein sehr faszinierender Stoff der unsere Geschichte und unsere Kultur nachhaltig beeinflusst hat und immer noch tut. Dieser Teil ist aber im Buch Bier brauen recht kurz gekommen und daran arbeite ich gerade. Es wird also ein weiteres Buch geben.

Hast Du für uns und das Heimbrauen vielleicht einige Tips auf Lager, die wir unbedingt beachten sollten, abgesehen von den 1000 Tips im Buch?
Ja, ganz wichtig ist Brauen! Es gibt absolut nichts was Erfahrung ersetzen kann. Im Forum kommen immer wieder die Fragen nach welchen „Regeln“ man selbst Rezepte erstellen kann. Vergiss es, es gibt ein paar grundsätzliche Dinge die man beachten sollte, aber das wichtigste ist die eigene Erfahrung, man braucht ein Gefühl für Aromen, Zutaten und den Prozess.
Mein zweiter Tipp ist Offenheit. Es gibt so viel gute Biere da draußen und zwar oft an unerwarteten Orten. Mein erstes IPA war eine absolute Hopfenbombe bei 30°C im Schatten. Wäre ich nicht offengeblieben, hätten IPA und ich wahrscheinlich heute nichts mehr zu sagen. Das wäre schade, haben wir (Headless Brewing Company) doch 2017 mit unserem IPA, Indian Clipper, 2017 den Worldbeer Award gewonnen. Letzter Tipp, Geduld! Wir brauen seit 10.000 Jahren, da kommt es auf ein paar Tage auch nicht mehr an.

Vielen Dank an Jan Brückelmeier für dieses tolle Interview und danke auch für dieses tolle Buch, dass uns schon viel für das Heimbrauen weitergeholfen hat. Wir hoffen in Zukunft noch mehr von Dir lesen zu dürfen.