Katharina Kurz von BRLO

Katharina Kurz von BRLO

Wir hatten das Vergnügen mit Katharina Kurz, CEO und Co-Gründerin von BRLO Berlin zu sprechen über die Brauerei und die Hintergründe.

BRLO wurde 2014 von einem Berliner, einem Mecklenburger und einer Fränkin gegründet. Als Metropole der Craft Beer Bewegung kam natürlich dafür nur Berlin in Frage. Nach einem fröhlichen Abend in geselliger Runde stand für die Gründer fest, wir wollen Bier machen. Michael der Brauer im Bunde kam nach seiner Ausbildung zum Brauer und Mälzer zu dem Gespann aus Katharina und Christian hinzu. Aus dieser tollen Kombi entwickelte sich nicht nur das Berliner BRWHOUSE, sondern jede Menge kreative Biere.

 

Wie hat sich BRLO seitdem entwickelt?
Seit der Gründung 2014 ist wahnsinnig viel passiert. Während wir am Anfang noch Wanderbrauer waren, haben wir 2016 begonnen unsere eigene Brauerei mitten in Berlin in 38 gebrauchten Übersee-Containern zu bauen. Da blieb es dann nicht nur bei Bier, sondern es kam noch ein Restaurant und ein Biergarten dazu. Mittlerweile wurde beides, das Bier und das Essenskonzept, mehrfach ausgezeichnet und wir sind wahnsinnig stolz auf unser immer größer werdendes Team. 2018 war die Eröffnung des Craft Zentrum in Berlin-Spandau ein großer Meilenstein für uns, denn seitdem können wir unser Bier zu 100% in der Hauptstadt brauen. Dazu kam eine weitere Gastronomie und viele große Pläne für die Zukunft. Hätte mir jemand bei der Gründung erzählt, dass ich bereits vier Jahre später mit dem Rap-Duo Run The Jewels bei ihrem Konzert in New York ein von BRLO gebrautes Bier trinken würde, ich hätte ihm wohl nicht geglaubt.

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Welche Erfahrungen habt ihr dabei gemacht, die euch weitergebracht und euch reifer gemacht haben?
Natürlich gab es auf dem Weg wahnsinnig viele Dinge, die wir zum ersten Mal gemacht haben und an denen wir gewachsen sind. Vor uns hat z.B. niemand ein so großes zusammenhängendes Container-Gebäude in Europa gebaut und der Bauprozess war für viele Überraschungen gut. Ansonsten gehen eigentlich jeden Tag auch mal Dinge schief und wir reagieren einfach entsprechend. Es bleibt immer spannend! Auch in der Gastro lernen wir jeden Tag dazu, da haben wir eigentlich jeden erdenklichen Fehler auch schon durch.

Warum Berlin? Wie beeinflusst die Craft Beer Metropole Eure Bierwelt?
Berlin ist einfach die spannendste Stadt in Deutschland (Sorry, Stuttgart ;-)). Allein durch das internationale Publikum ist Craft Beer einfach schon auf fruchtbaren Boden getroffen. Das Netzwerk der Craft Beer Szene in Berlin ist wirklich toll und wir freuen uns Teil dieser Community zu sein. Zum jährlichen BRWFEST laden wir Brauereien ein bei uns am Wochenende auszuschenken, wir reservieren immer einen Teil der Hähne im BRWHOUSE für Bier von anderen Brauern und mit dem Fine Dining Event FÜNF führen wir Spitzenköche an die deutsche Biervielfalt heran.

Warum der Name BLRO? Woher kommt er und was hat er für Euch für eine Bedeutung?
BRLO ist der alt-slawische Ursprung des Namen Berlin und bedeutet so viel wie trockene Stelle in einem Sumpfgebiet. Wir legen übrigens keinen Wert auf eine bestimmte Aussprache und glauben, dass ein paar Bier sehr dabei helfen die vier Buchstaben über die Lippen zu bringen. Wir sagen meistens BeRLO und sind glücklich damit. Am Anfang fanden auch wir den Namen etwas seltsam, aber je länger wir über ihn nachgedacht haben, deston mehr ist er uns ans Herz gewachsen.

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Frauen sind auf dem Vormarsch in der Bierszene und das ist gut so. Welche Herausforderungen hast Du erlebt, bzw. Erlebst du so täglich als Frau in einer männerdominierten Biergesellschaft?
Grundsätzlich finde ich, dass Craft Beer die Bierszene deutlich weiblicher macht. Es gibt zum einen zum Beispiel tolle und engagierte Brauerinnen, Barbesitzerinnen oder Journalistinnen, zum anderen finde ich, dass mehr Frauen durch die Vielfalt der Craft Bewegung ihren Weg zum Bier finden. Ehrlich gesagt machen wir einfach unser Ding und ich mache mir da wenig Gedanken über Geschlechterrollen. Anfangs hat man da schonmal die ein oder andere Sache bzw. blöden Spruch erlebt. Mittlerweile, natürlich auch mit zunehmendem Erfolg von BRLO, ist da schon auch sehr viel wohlwollendes Interesse dazu gekommen.

Ein Alkoholfreies, was wir sehr lieben und eine Berliner Weisse sind ja fast schon Pflicht als Craftbeer Brauerei. Wie seit ihr zu diesen Bieren gekommen?
Eine Berliner Weisse ist natürlich gerade als Berliner Brauerei absolute Pflicht. Während dieser Bierstil in anderen Ländern zum festen Programm im Craft Repertoire gehört, ist er ehrlich gesagt in Deutschland und selbst auch in Berlin in seiner puren Form noch ein Nischenbier. Das wollen wir ändern.

Bei unserem NAKED, dem alkoholfreien, fanden wir es einfach reizvoll auszuprobieren, wie viel echter Biergeschmack und Hopfen in einem alkoholfreien Bier stecken kann. Wir finden das Resultat wirklich gelungen und trinken das Naked super gerne.

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Wer entscheidet über das Design und die Umsetzung neuer Rezepte?
Für die Labels unserer Stammbiere hatten wir das große Glück mit dem renommierten Hamburger Parfum-Flacon-Designer Lutz Herrmann zusammen zu arbeiten, der uns auch das Logo entworfen hat. Dies bietet natürlich die Grundlage für alle weiteren Entwürfe. Oft entscheiden wir dann in der Gruppe. Und auch wenn neue Bierstile gebraut werden, ist das tatsächlich oft eine gemeinschaftliche Entscheidung. Wir überlegen auf welches Bier wir richtig Lust hätte und legen los. So ist z.B. im Sommer eine Mango Maracuja Berliner Weiße entstanden, die unser absolutes Lieblingsbier an heißen Tagen wurde.

Die Specials sind ja mega geniale Biere, die sich nicht unbedingt am Reinheitsgebot orientieren. Wie geht ihr dabei mit dem Reinheitsgebot um?
Das ist immer die große Frage… Prinzipiell kann man ja auch innerhalb des Reinheitsgebotes wirklich spannende Biere brauen. Unsere gesamte Core Range ist nach dem Reinheitsgebot gebraut. Wir wollen uns aber in unserer Kreativität nicht einschränken lassen und experimentieren auch viel mit anderen Rohstoffen, solange diese natürlich sind. Dafür beantragen wir dann Sondergenehmigungen für “Besonderes Bier” (zumindest meistens ;-)). Insgesamt ist das aber ein sehr zäher Prozess. Jeder Bezirk entscheidet anders über die Sondergenehmigungen, es dauert unterschiedlich lange und kostet viel Geld. Eine Vereinfachung würde der gesamten Craft Beer Szene sehr helfen.

Ihr achtet bei euren Bieren auf hochwertige Rohstoffe und Nachhaltigkeit. Kannst du uns darüber noch mehr erzählen?
Wir arbeiten nur mit ausgesuchten Rohstoff-Lieferanten zusammen. Unser Malzlieferant ist das kleine Familienunternehmen Rhön Malz in Unterfranken, von denen wir ausschließlich Biomalze beziehen. Unsere Biere sind also von Anfang an “fast Bio”). Die Zusammenarbeit gefällt uns beiden so gut, dass Familie Lang von Rhön Malz sogar ihren Sohn, 10. Familiengeneration, zu uns zur Brauerausbildung geschickt hat, worauf wir sehr stolz sind. Insgesamt versuchen wir, möglichst viel regional zu machen und auch mit Berliner Lieferanten (sei es für unsere Etiketten oder auch für unsere Gastronomie) zusammen zu arbeiten. In unserer Gastronomie achten wir darauf, dass alles irgendwie weiter verwertet wird. Aus unserem Biertreber wird beispielsweise unser Brot gebacken. Und von Anfang an unterstützen wir auch diverse soziale Projekte in Berlin finanziell und auch mit Bierspenden.

Was ist Dein persönlicher Lieblingsstil?
Je nach Laune IPAs oder Sauerbiere. Auf der sauren Seite gerne möglichst funky mit Brett.

Und was Deine ganz eigene Motivation zum Bierbrauen und vertreiben?
Das ist wirklich aus einer Bierlaune heraus entstanden. Und jetzt möchte ich nichts mehr anderes machen. Bier ist einfach mit die schönste Sache der Welt und es macht unglaublich Spaß!

Was kommt als Nächstes?
Wir haben mit BRLO noch einiges vor, aber das kann ich leider noch nicht verraten 😉 Die ein oder andere Gastronomie können wir uns auf jeden Fall noch vorstellen!

Vielen lieben Dank an Katharina Kurz für das tolle Interview und die Einblicke hinter BLRO. Wir freuen uns immer auf Eure Biere und hoffen diese Freude versiegt niemals. Macht weiter so!