Mikkel Bjergsø von Mikkeller

Mikkel Bjergsø von Mikkeller

Wir hatten die Ehre mit einem der bekanntesten Personen im Craftbeer Business zu sprechen – Mikkel Bjergsø CEO von Mikkeller Beer Dänemark.

Mikkeller wurde von den zwei Heimbrauern Mikkel Borg Bjergsø und Kristian Klaub Keller 2006 in Kopenhagen Dänemark gegründet. Sie wollten die Welt des Bieres in Dänemark revolutionären und begannen neue Horizonte auszuloten. Zunächst aber versuchten sie die importierten amerikanischen Biere nachzuahmen und fanden dadurch zu eigenen Rezepten, die noch besser in ihren Augen/Mündern schmeckten. Die Zukunft wurde geebnet als sie den ersten Biershop 2005 in Angriff nahmen. 2006 gewann Mikkeller Brewing Company einen Preis für das beste Stout.

Nachdem sie ihre Biere auf dem Bier Festival in Kopenhagen präsentierten, war der Andrang kaum zu stoppen und sie fingen an größere Chargen zu produzieren. 2007 verließ Keller das Unternehmen, um eine Karriere als Journalist anzustreben, die er auch erfolgreich meisterte. Seit dem gibt es Bars auf den verschiedenen Kontinenten, insgesamt sind es bereits 42, und es werden mehr. Da wir schon die Mikkeller Bar in Singapur, sowie in Berlin besucht und diverse Biere von Mikkeller getrunken haben, wollten wir nun den Chef Mikkel einmal ein paar Fragen über seine Firma, das Craftbeer und sein Leben stellen. Am 20.06.2019 durften wir ihn dann auf seinem privaten Handy anrufen um 30 Minuten seiner Zeit zu beanspruchen.

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Es ist echt verdammt schwierig ein Interview mit Dir zu bekommen, Du musst ziemlich beschäftigt sein und viel reisen?
Ja total, ich reise viel – zu viel. Jetzt gerade bin ich in Dänemark bis nächste Woche und dann geht’s wieder weiter.

Kannst Du uns sagen wo das Alles anfing, also die Leidenschaft für das Bier in Deinem Leben?
Es fing in den späten 90ern an, als wir die sogenannte „Bier Revolution“ in Dänemark hatten. Zu dieser Zeit hatten wir die etwas langweilige Tradition ausschließlich Lagerbiere zu brauen. Es gab quasi fast nur Biere von Carlsberg auf dem Markt. Das sind Biere die man getrunken hat, wenn man durstig war oder auch betrunken werden wollte. Sie haben keinen besonderen Geschmack. Doch dann sahen wir im Supermarkt die ersten importierten Biere und mit ihnen traten die ersten Mikrobrauereien auf den Schirm. Die Importeure brachten Biere aus Amerika, Deutschland und Belgien ins Land. Und genau zu dieser Zeit fing mein Interesse für Bier an. Ich ging damals oft zu einer Bar in der Nähe mit Freunden, die einige importierte Biere hatte. Zum ersten Mal hatten die Biere einen anderen Geschmack und waren interessant.

Was kam danach, hast Du dann angefangen selbst zu brauen?
Ja, mit dem wachsenden Interesse am Bier fing ich an die ersten Barrell Biere aus den USA zu probieren. Und 2003 startete ich mit dem Heimbrauen, weil die Biere wirklich schwer zu bekommen und dazu auch noch teuer waren. Also versuchte ich sie selbst zu brauen. Natürlich hatte ich auch einige Bücher über das Brauen gelesen und fing spontan ohne Vorlage einfach an.

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Wie viele Anläufe hast Du gebraucht, um Dein erstes richtig leckeres Bier zu brauen?
Das erste Bier das ich braute war ein Kit. Das sind diese Bierkits, die man bestellen kann und bei denen man schon alles, was man braucht dabei hat. Man braucht quasi nur heisses Wasser. Aber dafür schmeckte es auch wirklich richtig schlecht. Aber nachdem ich 6-7 von diesen gebraut hatte, kaufte ich mein eigenes Equipment nach und nach zusammen und experimentierte mit Malzextrakt und Hopfenarten. Ab da an fingen die Biere an gut zu schmecken. Plötzlich ging alles sehr schnell, denn ich verfolgte weiter den Plan leckere Bier zu brauen und probierte in sehr wenig Zeit viel aus.

Also bist Du kein professioneller Brauer?
Nein, ich habe keine Ausbildung in diesem Bereich, alles selbst beigebracht und dann hab ich einfach mit vielen verschiedenen Brauern zusammengearbeitet. Ich hab eine Menge von ihnen gelernt und sie eine Menge von mir. Das ist ein klasse Weg, um mehr Erfahrung zu sammeln, schlauer zu werden und weiterzukommen.

Wann fing denn Mikkeller Beer als Firma richtig an oder besser wann hattest Du die Möglichkeit ein Business aus dem Heimbrauen zu machen?
2005 habe ich die Firma angemeldet und dann im Mai 2006 mein erstes Bier released. Also nach etwa 2-3 Jahren Heimbrauen, was sehr schnell ist. Und ab da an ging die Firma steil nach oben.

Wir haben gehört, dass Du während dieser Zeit einige Preise gewonnen hast.
Ja, als Heimbrauer hab ich einige gewonnen und wurde ziemlich bekannt in der Heimbrauszene. Ich habe ein Bier rausgebracht das Breakfast hieß, was als bestes Stout der Welt auf Ratebeer.com gevotet wurde. Und das schon bevor ich anfing mit dem kommerziellen Brauen. Das war ziemlich cool.

Wenn wir schon dabei sind. Was ist Dein Lieblingsbier oder Bierstil?
Gerade liebe ich Lager, also gut gemachte Lager. Und Lambic Biere sind klasse. Aber ich muss sagen, ich liebe auch Altbier. Ich war erst in Düsseldorf und dort hab ich mit Uerige zusammen gebraut. Ich mag einfach dieses Bier. Ich könnte das bis zum Ende meines Lebens trinken. Aber meiner Meinung nach muss man Altbier direkt aus dem Zapfhahn trinken. Es ist absolut nicht das Selbe aus der Flasche.

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Wieder zurück zu Mikkeller. Wann hat die Brauerei angefangen abzuheben? Und wie hast Du das überhaupt alles finanziert?
Ich fing an als Gipsy Brauer und hatte Verträge mit anderen Brauereien. Das hab ich einige Jahre betrieben, bis ich meine erste Brauerei 2015 in San Diego kaufte. Die ersten 10 Jahre hab ich immer in anderen Brauereien brauen lassen und die Locations oft gewechselt. Ich gründete die Firma, weil ich gutes Bier herstellen und nicht eine Menge Geld in die Brauerei stecken wollte. Das Risiko wollte ich nicht eingehen. Denn wenn Du viel Geld aufnimmst, musst Du auch viel zurückzahlen und dann musst Du viel Bier produzieren und vor Allem das, was die Kunden wollen. Das war nicht meine Intention. Ich wollte das brauen, was mir gefiel, auch um den Kunden neue Bierstile zu zeigen und ihn damit aufzuklären. Einfach extremere Bierstile. Die meisten Craftbier Firmen fangen an das zu brauen, was die Kunden wollen und ab da fängt es an langweilig zu werden.

Was ist Deine Philosophie hintern den Bieren?
Bei jedem Bier das ich braue, versuche ich das best mögliche Ergebnis zu erhalten. Ich Brauer das Bier nicht in erster Linie, um es zu verkaufen, ich braue es, weil ich Lust drauf habe es zu trinken. Und das hat bisher einfach am meisten Sinn gemacht. Die Qualität ist mir wichtiger, als die Quantität.

Probierst Du tatsächlich jedes Bier, das Du braust?
Ja, selbstverständlich.

Braust Du für verschiedene Länder auch andere Bierstile ein? Also zum Beispiel für den deutschen und asiatischen Markt? Gibt es da Unterschiede?
Ja das müssen wir. Wir haben ein großes Business in Thailand gerade am Laufen und wir machen einige Biere für den thailändischen Markt. Dort ist es extrem heiss und sie stehen nicht so auf die hochprozentigen Biere. Dafür benutzen wir verschiedene Unterlabel, wie Lime usw. Die Temperatur auf den verschiedenen Kontinenten ist so verschieden, dass wir in unseren Mikkeller Bars auf den Faröye Islands nicht die selbe Setliste anbieten können, wie in Bangkok zum Beispiel. Das würde keinen Sinne ergeben, denn auch die Einstellung zum Bier ist eine komplett andere. Es ist in etwa so, wie wenn man im Sommer andere Biere trinkt, als im Winter.

Du kommst eine Menge rum, wo siehst Du die weltweite Craftbierszene gerade. Was passiert momentan in der Welt mit Craftbier?
Die Craftbierszene hat eine Menge Potenzial gerade, da sie gerade überall sehr stark wächst. Die USA haben wahrscheinlich gerade den Hochpunkt erreicht, dort wird die Szene eher nicht mehr wachsen. Aber dafür kommt alles, was in den USA passiert rüber zu uns. Darum haben wir in Europa viel Raum zum wachsen und natürlich genauso in Asien, Afrika und Südamerika. Asien hat ein riesiges Potenzial, was Craftbier angeht.

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Was sind die nächsten Schritte für Mikkeller? Gibt es schon Pläne für die Zukunft?
Gerade arbeiten wir an mehr guten Bieren für die verschiedenen Länder. Aber wir machen auch eine Menge alkoholfreie Biere, weil alkoholfrei die Zukunft sein wird. Und wir sind gerade an einer alkoholfreien Bierreihe dran für Kinder. Kinder können die Biere trinken und genießen. Bier ist ein super Produkt und außerdem ist es natürlich, hat keine süßen oder künstlichen Geschmacksstoffe, wie die ganzen Limonaden da draußen. Das macht deutlich mehr Sinn. Aber gerade arbeiten wir noch stärker daran, unseren Markt auf Asien auszudehnen. Auch um die Asiaten was Craftbier angeht aufzuklären.

Es ist wahrscheinlich eine Menge Arbeit den Fuss in den asiatischen Markt zu setzen?
Ja es ist nicht so einfach – aber was ist schon einfach.

Was denkst Du über Nachhaltigkeit und ökologische Möglichkeiten im Brauprozess? Unterstütz ihr das?
Ja natürlich, wir versuchen so viele Organic Beers, wie möglich herzustellen. Leider ist es nicht immer möglich die ganzen Zutaten zu bekommen. Mit den Klimaveränderungen, kommen auch die Probleme auf, dass man nicht immer die Hopfensorten bekommt, die man gerade benötigt. Dafür sind die meisten Bars in Kopenhagen komplett umweltfreundlich mit Energie versorgt. Wir sind eine der ersten Firmen in der Welt, die versuchen ihre Bars umweltfreundlich zu führen. Wir wollen natürlich das Selbe auch für den Brauprozess, daran arbeiten wir und hoffen das wir bald soweit sind.

Aber zuletzt noch eine Frage – als Grafikdesigner ist Chris sehr interessiert in Deine Grafiken auf den Dosen und im Branding. Wie kam es dazu?
Ich hab vor einigen Jahren Keith Shore in den USA in einer Bar getroffen und wir haben angefangen miteinander über Design zu sprechen. Mir haben seine Arbeiten sehr gefallen und dann hab ich ihn gefragt ob er sich vorstellen könnte für uns zu arbeiten. Seit dem arbeitet er für Mikkeller als Designer. Er ist der, der verantwortlich ist für die Labels, Bars, Flyer, Bierdesigns und eben alles was die Marke ausmacht. Aus meiner Sicht ist er sehr talentiert.

Nochmal ein ganz großes Danke an Mikkel für Deine Zeit und das tolle Interview.

Bildquelle: Rasmus Malmstrøm