Mon Petit Festival 2022
Mon Petit Festival 2022
Am 21. Mai 2022 fand zum ersten Mal das Mon Petit Festival in Stuttgart im Rossknecht Areal statt. Mon Petit, den Namen kennt man in der deutschen Bierszene gut, aber bisher nicht als Festival, sondern als Mon Petit Café in Bad Cannstatt / Stuttgart. Der kleine Geheimtipp für besonderes Craftbeer, mit einem liebevollen Fokus auf belgische Biere. Das Team um die Macher hinter dem Mon Petit Café haben sich zusammengetan mit der Rossknecht Brauerei (Stuttgart ),dem Onlineshop AleHub und den Jungs vom größtendeutshcen Bier Blog Kraftbier0711, um zusammen ein eigenes Festival ins Leben zu rufen.
Rausgekommen ist dabei ein Line-Up von 28 Brauereien, die über 100 verschiedene Biere präsentieren, Foodtrucks für das leibliche Wohl und das alles zur Entzerrung der Gäste aufgeteilt in 2 Sessions. Soweit so bekannt. Jedoch fällt bei der Durchsicht der teilnehmenden Brauereien auf, dass viele zum ersten Mal in Deutschland auf einer Messe auftreten, manch internationaler Brauer gar insgesamt das erste mal im Land ist. Hier haben die Organisatoren ihre guten Kontakte in die Szene spielen lassen und ein einmaliges Aufgebot geschaffen.
Die Teilnehmenden Brauereien:
- Cantillion
- Atelier der Braukünste
- Fuerst Wiacek
- Mad Scientist
- Frau Gruber Brewing
- De Struise Brouwers
- Lobik Brewery
- Salama Brewery
- Hop Hooligans
- La Calavera
- L’Eremitage
- Blech Brut
- Freigeist Bierkultur
- Hertl Braumanufaktur
- Bereta
- Kuehn Kunz Rosen
- Anastasiou
- Rossknecht Ziemlich beste Biere
- Paragon Brewery
- Jey Joe Brewing
- Singhbräu
- Eichhörnchen Bräu
- Faustformel
- Blame the Sun
- Xaos
- Blauer Tapir
- Sonder Sud
- Strange Brew
Der Veranstaltungsort: die Räumlichkeiten der Rossknecht Brauerei. In der großen Halle der Brauerei wurden zwischen Sudwerk, Kühlhaus und Lagertanks Stände aufgebaut, Zapfanlagen angeschlossen und Fässer gestellt. Die Stände sind schlicht gestaltet. Jeder Brauer hat nur die Zapfanlage vor sich. Sehr puristisch. Hier steht ganz klar das Bier und die Brauer im Vordergrund und das Produkt darf für sich selbst sprechen.
Die 1. Session startet pünktlich um 11 Uhr, die Gäste warten schon ungeduldig vor dem großen Rolltor auf den Startschuss und strömen direkt an die Stände der Brauer und füllen Ihre Gläser mit Bier. Bei 4 Stunden pro Session und über 56 Bieren pro Session muss gut gewählt werden. Denn trotz der kleinen Verkostungsgläser, die mit 50 ml das Durchprobieren auch vom Volumen her erleichtern, ist das Programm sportlich und man kann unmöglich alles verkosten.
Und so verteilt sich die Besuchermenge angenehm gleichmäßig, man kommt an alle Stände gut ran und kann sich mit den begehrten Suden seiner (neuen) Lieblingsbrauerei versorgen. Das Line-Up sorgt für viel Abwechslung und ist ganz klar auf Qualität ausgelegt. Die Ausrichtung der angebotenen Stile ist vielfältig und die Brauer übertrumpfen sich gegenseitig mit Highlights. Ein perefekt gebrautes Pils geht hier schon fast unter im Reigen der Brauspezialitäten. Stouts, Barley Wine und Porter gereift in allerlei Fassarten gefühlt an jedem Stand. Die NEIPAs als dominantester Bierstil der letzten Jahre dürfen natürlich auch nicht fehlen. Sauerbiere, spontan vergorene Spezialitäten, Gosen mit und ohne Frucht, im Fass ausgebaut oder in Flaschengärung gezogen. Coffee Ales, Herbal Infused Lager, Chili-Biere… kurzum Vielfalt und Kreativität wohin das Auge blickt und der Gaumen schmeckt.
Eine Beschreibung einzelner Biere ist in diesem Artikel nicht zielführend. Deshalb seien an dieser Stelle exemplarisch die beiden ungewöhnlichsten/besondersten Biere (aus meiner komplett subjektiven Sicht) des Festivals erwähnt:
Ein Bier mit Cola eingebraut. Wer anwesend war weiß, welcher experimentierfreudige deutsche Brauer das am Stand hatte 😉 . Und ein Barrel Aged Imperial Märzen mit leichtem Rauchmalzanteil, gereift in Islay Single Malt Whisky Barrels von La Calavera aus Spanien. Ein Bier das aus einem qualitativ unglaublich hochwertigen Feld nochmal hervorsticht und beeindruckt.
Da dieses Festival zum ersten Mal stattfand, war im Vorfeld natürlich nicht ganz klar, wie die Veranstaltung angenommen wird. Im Nachhinein kann man sagen, es war ein voller Erfolg. Die Stimmung war gut, die Halle speziell in der Abendsession gut und dicht gefüllt. Nicht nur die Gäste hatten Ihren Spaß, auch die Brauer waren rundum entspannt und gut drauf. Die aufgestellte Tischtennisplatte entfachte ungeahnten sportlichen Ehrgeiz, ging es in den Doppelsessions der Brauer während der Session-Pause und nach Ende der offiziellen Veranstaltung in der Aftershow Party doch heiß her.
Das Mon Petit Festival hat sich direkt in der 1. Auflage als eine Liebhaber-Veranstaltung etabiert. Hier zählt nicht die Masse und auch nicht der Konsum, sondern die Qualität, die Begeisterung für kreatives und gutes Bier und die Interaktion zwischen Gästen und Brauern. Auch für die Brauer untereinander war es eine Veranstaltung zum sich gegenseitig kennenlernen. Zukünftige Collab-Sude wurden geplant und Kontakte getauscht. Wir dürfen also gespannt sein welche Biere und dieses Jahr noch erwarten, die Ihren Ursprung beim Mon Petit Festival hatten und ich freue mich bereits jetzt auf die nächste Auflage des Festivals.
Über Michael Urban
Der Blogger und Wissenschaftler Michael Urban ist ein Freund komplexer und anspruchsvoller Aromen. Besonders ursprüngliche und wilde Hefe-Aromatiken, fein ausgeprägte Hopfeneinflüsse und fassgereifte Biere wecken seine Leidenschaft. Trotzdem oder gerade deswegen ist er ein Verfechter der deutschen Bier- und Craftbeer-Kultur, die seiner Meinung nach unumstößlich zusammengehören. Seit 2015 veranstaltet er Tastings und betreibt dabei Aufklärungsarbeit über gutes Bier und die aromatische Vielfalt des Gerstensaftes.