Ramona Altenburger von Flensburger

Ramona Altenburger von Flensburger

Die zwei Biere der Flensburger Brauerei – BrauArt Blonde und Dark Amber, haben unsere Aufmerksamkeit erregt. Wir haben uns gefragt, was steckt eigentlich hinter dieser Brauerei, aus dem hohen Norden? Uns ist klar, dass die Brauerei mit einem Bierausstoß von 595.000 Hektolitern pro Jahr (2017), nicht gerade zu den kleinen Fischen im nationalen Bierbecken gehört. Das macht es aber umso interessanter für uns, einmal mit ihnen ein Interview zu führen.

Aber zuvor ein kurzer Abriss über die Philosophie des Unternehmens. Das Brauwasser, was die wichtigste Zutat, unserer Meinung nach ist, ist frei von Umweltbelastungen und wird aus einer 240 m tiefen Gletscherquelle geholt. Geradlinig, verlässlich und ehrlich sind ihre stärksten Werte. Die Qualität der Zutaten und der Respekt zu den Rohstoffen haben einen hohen Stellenwert und die Nachhaltigkeit wird groß geschrieben. Dies hört sich alles wirklich toll an, aber was steckt dahinter? Wir haben nachgehakt und mit Ramona Altenburger (Innovationsmarketing) der Flensburger Brauerei gesprochen.

Im Gespräch mit Ramona Altenburger

Was ist die Geschichte hinter Flensburger? Wo kommen sie her und was macht die Brauerei aus?
Am 6.9.1888 gründeten fünf Flensburger Kaufleute die Flensburger Export-Brauerei, die seitdem am jetzigen Standort besteht. Damals noch am Stadtrand gelegen, befindet sich die Brauerei heute im Zentrum der Fördestadt nur unweit der historischen Roten Straße entfernt. Emil Petersen (bis heute Namensgeber der Brauerei) führte den Betrieb von 1937 bis 1974 und prägte die Brauerei durch weitsichtiges Denken und seine soziale Art.

Ab 1980 konzentrierte man sich auf die alleinige Produktion des 1922 eingeführten Flensburger Pilseners und erweiterte das Vertriebsgebiet langsam auf ganz Schleswig-Holstein, Hamburg und später Niedersachsen. Mit der Einführung des Flensburger Frei (1993) und dem Flensburger Dunkel (1998) wuchs anschließend von Jahr zu Jahr die Sortimentsvielfalt – auf bis heute 16 verschiedene Sorten. Bis heute ist FLENSBURGER eine große Privatbrauerei – mit seiner 130-jährigen Tradition selbst in Deutschland mit seiner reichen Bierkultur eher außergewöhnlich.

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Flensburger ist bekannt dafür den industriellen Markt stark zu bedienen. Wie sind Sie auf die BrauArt Biere gekommen? War der Craft Bier Trend der Grund für diesen Schritt?
Mit dem Craftbier-Trend erhält Bier seine ganz eigene Spezialitäten-Szene, die von der Vielfalt unterschiedlichster Braukreationen lebt. Craftbiere bilden hierbei eher die extreme Richtung in Sachen Geschmack, Ausstattung und Preis. In unserer eher ländlichen Region spielen diese Biere noch kaum eine Rolle. Daher möchten wir diesen für den Biermarkt so wichtigen Trend mitgestalten. Bei der Entwicklung der BrauArt-Biere war es den Brauern besonders wichtig, dass sie vom Einsatz der Zutaten und insbesondere geschmacklich dem Anspruch einer Bierspezialität gerecht werden: Charaktervoll – aber nicht kantig und abgehoben. Der Trinkgenuss soll Glas für Glas erhalten bleiben – und sich nicht wie bei dem ein oder anderen sehr hopfenbetonten „Pale Ale“ oder einem röstigen „Porter“ auf einen Verkostungsschluck reduzieren. Wir finden, das ist uns gelungen!

Wie kommen die beiden Craft Bier auf dem Markt an?
Wir bekommen sehr gute Resonanz zu den beiden Bierspezialitäten Flensburger BrauArt. Aber auch wir – als national bekannte Marke – stellen fest, dass diese Art von Bieren erklärungsbedürftig ist. Daher ist unser Biersommelier Matthias Kopp in Gastronomie und Handel unterwegs, um Verbraucher an BrauArt heranzuführen. Für Einsteiger in die Welt der besonderen Bier ist BrauArt besonders gut geeignet.

Wie findet die Entwicklung neuer Bier ein ihrem Haus statt? Wer darf mitreden?
Produktentwicklungen starten meistens mit einem Impuls aus dem Markt. Segmente, die sich im Biermarkt positiv entwickeln, werden näher betrachtet. Im Bereich Marketing ist unser Innovationsmanagement verankert, die sich konzeptionell mit potentiellen Segmenten und neuen Produkten auseinandersetzen. Das Brauer-Team rund um den Produktionsleiter ist für die Kreation der Biere verantwortlich, die im Kreis des Entwicklungsteams und der Geschäftsführung verkostet werden. Im Fall der BrauArt-Biere war die Entwicklungszeit besonders intensiv: 12 Monate und rund 80 Sude an Herzblut steckten die Brauer in die Rezeptur und den Feinschliff.

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Die Brauerei setzt auf ein Wasser ohne Umweltbelastungen. Ist das überhaupt noch möglich heutzutage?
Unser Brauwasser entstand in der letzten Eiszeit vor 10.000 Jahren als skandinavische Gletscher ganz Norddeutschland bedeckten. Beim Abschmelzen hinterließen diese, die tiefen Gesteinsschichten unter dem Brauereigelände, die das kristallklare Wasser seit mehreren tausend Jahren vor Umwelteinwirkungen schützen. Dieses, von Umwelteinflüssen geschützte Reservoir liegt bis zu 240 Meter tief. Aus ihr entstammen zwei Brunnen, die im Brunnenregister mit den Namen Flensburger Gletscherquelle 1 und 2 eingetragen sind.

Wie versuchen Sie Nachhaltigkeit zu wahren und keinen ökologischen Fussabdruck zu setzen? Was bei einem Ausstoß von 595.000 Hektolitern pro Jahr sicherlich sehr schwierig ist.
Allein aus der Tatsache, dass wir mit Naturprodukten arbeiten um unser Bier herzustellen verpflichtet uns ökologisch zu denken. Engagierte Mitarbeiter haben das  Ziel den „ökologischen Fußabdruck“ zu reduzieren. Weil das ganz gut klappt erhalten wir in diesem Herbst zum 3. Mal den Umweltpreis der Schleswig-Holsteinischen Wirtschaft.

Welche Rohstoffe kommen ins Bier und wie werden Sie ausgesucht?
Die Flensburger Brauerei braut seine Biere nach dem deutschen Reinheitsgebot. Je nach Sorte werden dafür Rohstoffe auserwählt, die unseren Bieren den einzigartigen Flens-Geschmack geben. Das Malz kommt zu mindestens 20% aus Schleswig-Holstein (wir nennen es daher „Küstengerste“) und der Hopfen größtenteils aus der Hallertau. Für die beiden internationalen BrauArt-Stile haben wir uns besonderen und teils seltenen Malz- und Hopfensorten bedient.

Was kommt als Nächstes? Können wir auf noch mehr Craft Bier hoffen?
Eine dritte BrauArt-Sorte ist nicht ausgeschlossen…

Vielen Dank an Ramona Altenburger und alle Mitwirkenden, für das interessante Interview. Wir wünschen der Brauerei und dem Team viel Erfolg und hoffen auf ein baldiges neus Brauart Bierchen.