Steffen Brückner vom Brauhaus Neulich

Steffen Brückner vom Brauhaus Neulich

Das Brauhaus Neulich macht das beste Getränk der Welt – Bier. Das finden wir auch und darum wollten wir unbedingt ein Interview mit ihnen machen. Das Brauhaus schreibt sich hoch auf die Fahne kein Bier zweimal zu brauen. Das bedeutet entweder sie haben einen riesengroßen Braubottich oder einen sehr großen Anspruch an ihre Biere. Wahrscheinlich kommt beides irgendwie in Frage. Das und mehr wollten wir gerne von Steffen Brückner, dem Chef des Brauhauses erfahren. Und darum haben wir ihn einfach mal angerufen.

Im Gespräch mit Steffen Brückner

Uns würde sehr Eure Geschichte interessieren. Wo kommt ihr her und wie habt ihr Euch gefunden?
Vier von uns fünf Leuten kennen sich durch ein gemeinsames Freizeitprojekt. Wir haben uns vor 4 Jahren zusammengetan und einen alten Campingplatz im Unterspreewald gekauft. Vor 3 Jahren haben wir angefangen, mit einer mehr oder weniger selbstgebauten Anlage, Bier zu brauen. In unserer Gruppe Jungs haben wir alle dazu nötigen Skills mit dabei – Schweißer, ITler und Chemiker. Mir selbst hat ein Kumpel das Bierbrauen vor 3,5 Jahren beigebracht und ich war so angefixt davon, dass ich das Projekt Neulich mit den drei anderen ins Leben rufen musste. Nach den anfänglichen Schwierigkeiten sind die Sude sehr schnell sehr lecker geworden. Im November vor 1,5 Jahren haben wir uns dann die Frage gestellt „What’s next“ und haben entschieden eine kleine Brauerei aufzumachen. Kurz darauf haben wir uns eine Location gesucht. In dem Zuge ist Michi, die Nummer 5 in der Gruppe, unser bester Baseman, Vertriebler und Barchef, dazugekommen. Aktuell haben wir noch einen weiteren Angestellten am Start, der mir beim Brauen hilft. Die anderen drei Jungs machen den Job noch in Teilzeit. Wir teilen alle die selbe Philosophie und trinken auch regelmäßig gerne Bier – wir sind einfach ein großer Hippie-Haufen.

Wie sieht Eure selbstgebastelte Brauanlage genau aus?
Für die Brauanlage haben wir haben eine alte Küche ausgebaut und alles Equipment besorgt, was man in einer Brauerei so braucht. Dazu haben wir uns eine Osmoseanlage zugelegt und pumpen die Würze in den Keller. Dort haben wir selbstgebaute Kisten mit Kühlelementen aus alten Gastrokühlschränken gebaut, die die Gärtemperatur aufrecht erhalten. Darin stehen unsere 3 Polsinelli Gärtanks mit einem Fassungsvermögen von à 300 Litern. Für die Anlage haben wir etwa 5.000 € Invest gehabt, was absolut top ist. Die andere Möglichkeit wäre natürlich gewesen jemanden mit richtig Geld anzupumpen, doch wir haben uns zusammengerauft und das alleine gestämmt. Letztendlich hat uns das noch mehr zusammengeschweißt.


Woher kommt der Name Neulich?
Neulich ist ein Wortspiel, dass sich entwickelt hat aus dem Camping Grundstück, das Neuendorf am See heisst. Durch das Projekt hat sich im Nachhinein das Wording „Neu am See“ etabliert. Damals, vor 3 Jahren, kam die Frage auf, wie nennen wir uns jetzt eigentlich. Da das Wort neulich eher einen temporären Horizont hat oder man auch etwas dadurch als neu ansehen kann, war nicht unsere Absicht bei der Namensgebung, sondern uns hat der Facettenreichtum, hinter dem Wort gefallen. Genauso facettenreich wie unsere Biere eben.


Wie seid ihr auf die Idee kein Bier zweimal zu brauen gekommen und wie bekommt ihr das hin?
Wir wollen auf jeden Fall trinkbare Nieschenbiere machen. Kein typisches Pils oder Kölsch, da wir daran nur gemessen werden und das ist nicht unser Ziel. Wir sind mit Liebe und Leidenschaft am Werk. Uns macht es mehr Spass mit neuen Ideen zu experimentieren, als uns mit anderen zu messen. Das bedeutet, dass wir immer ein Pils am Hahn haben und das Pils mit jedem neuen Sud verändern. Genauso machen wir es auch mit den anderen Bieren. Hin und wieder machen wir auch total verrückte Sachen, wie ein hopfengestopftes Ice Cream Pale Ale mit Laktose und Vanille. Die Leute stehen da total drauf. Ebenso haben wir Porter und Schokobiere am Start. Dadurch das wir 8 Hähne haben, kann man sich auch zwischendurch mal was Abgefahrenes erlauben. Das macht aus unserer Sicht auch ein Brauhaus aus.


Bietet ihr auch Tastings an?
Ja alle zwei bis vier Wochen bieten wir ein Tasting mit drei Testsuden bestehend aus jeweils 15 Litern an. Dazu haben wir noch unsere speziellen Aktionen, wie die Bierlieb. Eine Veranstaltung, bei der viel Wissenswertes über die Braukunst vermittelt wird und es handwerklich gebraute Bier-Spezialitäten gibt. Nach bestandener Abschlussprüfung gibt’s obendrauf auch ein Diplom.

Wie seid ihr auf das Summer Ale gekommen?
Das Summer Ale ist unser einziges Flaschenbier derzeit. Es ist aus einem der ersten Tastings entstanden – aus dem dritten Sud, soweit ich weiss. Danach haben wir es auf der großen Anlage gebraut und es war sofort leer. Dann haben wir es nochmal gebraut und es war wieder komplett leer. Und  zu guter Letzt haben wir uns entschieden das Bier in Flaschen abzufüllen. Es kommt klasse auf dem Markt an und wir haben eine riesige Nachfrage.


Was macht das Summer Ale besonders?
Es ist einfach geil neue Kategorien zu erfinden und das haben wir mit dem Summer Ale einfach geschafft. Das Summer Ale lässt sich in keine gängige Kategorie reinpacken und auch die Leute vergleichen das Pale Ale mit keinem anderen Bier. Pale Ales sind an sich ziemlich stark gehopfte obergärige Biere. Doch das Summer Ale schmeckt schon von vornherein gar nicht wie ein obergäriges Bier. Es hat einen einzigartigen Geschmack – also eine volle Punktlandung.


Wer ist an neuen Ideen beteiligt?
Wir haben zusätzlich zu unseren Testings auch unsere Veranstaltung „Biertasting – Neulich Freibier mit Geschmack“. Da lassen wir Fans und Freunde jeweils 3 Biere verkosten. Danach wird gewählt welches Neukölsch, Porter, Weizen oder Pale Ale sie am besten finden. Und das Bier was dabei am Besten abschneidet, brauen wir dann auf unserer großen Anlage.


Was kommt als Nächstes?
Für den Winter werden wir ein etwas klassischeres Bier rausbringen und wahrscheinlich auch zu einem anderen Preis, als diese typischen Craft Bier Preise da draußen. Das wird eventuell irgendetwas Richtung Kellerpils sein. Auf jeden Fall wird es untertgärig sein und nicht zu abgedreht. Wir wollen auf jeden Fall unser Bier mehr pushen und auch in Zukunft überregional anbieten. Ihr dürft gespannt sein.

Das sind wir auf jeden Fall. Vielen Dank an Steffen Brückner für Deine Zeit und Deine Ehrlichkeit. Ein tolles Interview und eine schöne Begegnung. Auch danke an das Team und wir wünschen dem Brauhaus viel Erfolg.