Tastingtime bei Freistil

Tastingtime bei Freistil

Freitag = Tastingtime. Und letzte Woche war die Location dafür mal nicht Chris‘s Kraft-Keller oder die Terrasse eines unserer Mitglieder.

Zusammen mit Stefan und Ralf aus dem Hause Speidel ging es nach Tübingen zum Brauwerk Freistil, wo wir an diesem Abend ein Tasting erleben sollten. Eine kleine, etwas versteckte Location mitten im französischen Viertel in Tübingen. Auch hier springt einem gleich wieder ein Speidel Drucktank ins Auge. Und in der Brauküche 2 Braumeister Plus 50 mit diversen Gärfässern. Hier entstehen also die experimentellen Sude von Freistil. Was gefällt und gut ankommt wird dann evtl. als Gypsy in einer der umliegenden Brauereien in größerer Menge produziert und in Flaschen abgefüllt.

Um 20 Uhr ging es los. Neben den zu verkostenden Bieren standen noch diverse Häppchen (Brot, Schinken, Käse und Knabberzeugs) bereit. Und dann wurden wir auch schon von Jefko begrüßt. Die Tastings im Ladengeschäft des Brauwerks Freistil werden erst seit kurzem angeboten und so spürte man auch etwas die Nervosität von Jefko. Ebenfalls anwesend war Richard, einer der beiden Macher hinter dem Brauwerk Freistil und so gab es auch den ein oder anderen Insider zur Geschichte um die Entstehung dieser schwäbisch/neuseeländischen Kombi in Tübingen. Leider konnte der zweite im Bunde, Thomas seines Zeichens Doktor der Biochemie an diesem Abend nicht anwesend sein. Urlaub muss schließlich auch mal sein.

Los geht’s mit einem Pale Ale von Freistil. Leicht fruchtig und goldgelb mit einem feinen Schaum. Leicht trüb kommen am Anfang tolle Citrus und Pfirsich Aromen durch die in der Mitte knackiger werden. Hinten leicht bitter und weich.

Der experimentelle Sud, das Freisteil NEPA, wird danach verkostet. Naturtrüb mit feinem Schaum. Im Antrunk leichte Melone mit Äpfeln. In der Mitte zart prickelnd und hinten süffig fruchtig. Lecker.

Weiter in der Reihe geht’s mit dem Freistil IPA, ebenfalls goldgelb mit feinem Schaum und dezenter Honignote. Vorne fruchtiges Citrusaroma, gefolgt von reifen Früchten geht das IPA hinten knackig bitter und trocken runter.

Darauf folgt das erste „nicht Freistil“ Bier Die Doldensau von BlechBrut. Ebenfalls ein IPA, bei welchem sich in dieser Abfolge der Biere sehr schön die Unterschiede innerhalb ein und desselben Braustils zeigen. Die Doldensau kommt goldgelb und natutrüb mit einem feinen, fast cremigen Schaum daher. Im Antrunk die IPA übliche Maracuja mit einer leichten Honignote. Dann setzt auch schon voll die Bitterkeit ein und es kommen reife Früchte dazu. Ein volles Hopfenbrett und damit ist der Name Programm

Weiter geht’s mit dem Oude von Geuze Boon. Ein Misch aus neu und alt. Hellgelb mit feinem Schaum riecht es nach Trauben und Äpfel. Im Antrunk spritzig mit einem Hauch Minze und knackig sauer. Das prickeln in der Resenz und im Abgang erinnert uns an Champagner

Dann wieder eins von freistil – das NEIPA. Goldgelb und trüb kommt es mit einem feinen cremigen Schaum ins Glas und wir haben sofort eine Maracuja und Mangobombe in der Nase. Auch im Antrunk dominiert die Maracuja und es gesellt sich noch eine Orange dazu. In der Mitte weich mit einer zarten Perlage, geht es mit einer leichten Bitteren fruchtig tropisch ab. Die Maracuja bleibt bis zum Schluss erhalten.

Als nächstes kommt der Black Lion aus dem Schwarzwald von der Brauerei Bräunlinger ins Glas. Ein opak brauner cremiger Schaum duftet herrlich nach Schokolade. Im Antrunk ist er sofort da: Rauch und Schwarzwälder Schinken. Im ersten Moment schießt uns das Bamberger Schleckerla in den Kopf. Wobei die Rauchnoten hier deutlich milder eingearbeitet sind. In der Mitte prickelt eine röstig, schokoladige Note über die Zunge um im Abgang Kaffeeröstaromen zu entfalten. Tolle Kombination.

Dunkel geht es weiter mit einem weiteren experimentellen Sud von Freistil. Dem Oats Milk Stout. Brauner cremiger Schaum fast schon opak schwarz riecht es nach dunklem Kaffee. Im Antrunk sauer rauchig, kommt danach bis zum Abgang weiche, leicht säuerliche Schokolade und der schwarze Sud wird regelrecht zart.

Zum Schluss kommt die Creme de la Creme der Desserts und das gleich vierfach:
Los geht’s mit Prairie Artisan Ales Deconstructed Bomb! Cacao Nibs. Und nicht dur der Name ist eine wucht. Ein fast öliger grober Schaum lässt der Sud im Glas keinen Lichtstrahl mehr durch. Dunkel und Schokoladig der Geruch. Im Antrunk dezent speckig und sauer, verliert sich die Kohlensäure in der Mitte. Im Abgang volle dunkle Schokolade. Quasi der Brownie für den Biertrinker.

Gefolgt wird dieses erste Dessert von dem Barrel Aged Imperial Buckwheat Porter aus dem Hause Pohjala. Schwarz mit einem feinen brauen Schaum ist dieses Bier mit Buchweizen und Honig gebraut. Im Geruch haben wir Kaffee und Holz und ganz viel Whiskeyduft. Der Whiskey begleitet uns bis zum Ende. Während es im Antrunk fast schon spritzig wirkt, schlägt die schwere zum Abgang hin voll durch und bleibt holzig und schwer. Mit 11,5% ein echtes Brett und in Shotgläsergröße für kalte Winterabende geeignet.

Als drittes Dessert gießen wir uns ein Imperial Stout von Lervig, das 3 Bean Stout ins Glas. Ein Collabsud mit der brasilianischen Brauerei Way Beer. 3 Bean steht für Vanille, Tonka und Kakaobohne, was an sich schon mehr nach Dessert als Bier klingt. Auch hier kommt kein Lichtstrahl durchs Glas. Einfach nur dunkel wie die Nacht. Im Geruch Schokolade, Schokolade und nochmals Schokolade, gepaart mit einem Hauch Vanille und Lakritze. Im Geschmack dann die volle Tonka und Vanille Breitseite und ein Hauch Kokos. Intensiv und röstig mit Kaffee und Schokolade. Imperial Stout Liebhaber werden es lieben.

Als Zugabe packt Richard noch ein Barley Wine wiedermal von Pohjala aus. Und auch hier wieder tiefschwarzer feiner Schaum mit ein Schokolade und wenig Traube im Geruch. Der Antrunk wirkt leicht holzig, über Honignoten geht’s nach Hinten knackig in den vollen Schokohimmel. Wow.

Damit ist der offizielle Tastingteil geschafft und man kann sich gegen extra Bezahlung noch an den gut gefüllten Kühlschränken bedienen. Gar nicht so leicht nach diesem Finale und der jetzigen Verfassung der Gaschmacksnerven. Nach weiteren geselligen Bierchen in lustiger Runde beschließen wir den Abend und bedanken uns beim Team vom Brauwerk Freistil für die Einladung zu diesem Tasting.

Solltet Ihr mal nach Tübingen kommen oder sogar in Schlagdistanz wohnen, schaut unbedingt mal bei dem schwäbisch/neuseeländischen Duo vorbei und genießt die tolle Atmosphäre und die lecker Bierchen.

Cheers