Uli Kremer von huisstekerij h.ertie

Uli Kremer von huisstekerij h.ertie

Wir hatten die Ehre „Uli“ Ulrich Kremer von huisstekerij h.ertie, der kleinen unabhängigen Blendery aus Duisburg, interviewen zu dürfen. Uli war gerade dabei sein neues Buchweizenlambic auszuprobieren, während es dann kurz vor dem Telefonat an der Decke hing. Uli’s Blends sind meistens aus Lambic Bieren, aber er experimentiert auch mit Stouts, Trappistenbieren, Wheat Ales und Rauchbieren. Manche seiner Batches sind so rar, dass sie nur aus 4-6 Flaschen bestehen und oftmals gibt er sie lieber seinen Freunden, als sie zu verkaufen. Auch verschickt er nichts und dadurch wird die Nachfrage, natürlich umso größer. Einige Koop Sude hat er auch bereits veröffentlich und da wundert es nicht, dass auch Sebastian Sauer von Freigeist mit am Start war. Seine Blends haben die höchste Bewertung bei Untappd in Deutschland, dass macht sie besonders interessant. Daher haben wir uns gefragt, wie kommt man eigentlich auf so ein Konzept und was steckt dahinter?

Uli, erzähl uns bitte etwas von Dir. Woher kommst Du und wie bist Du zum Bier gekommen?

Wie bin ich zum Bier gekommen? Das war in unserer Stammkneipe Mitte der 80er Jahre. Ich bin Fussballfan und wir haben uns Freitag Abends dort immer getroffen und die hatten immer nur so komisches Pils. Übrigens Beck’s und Erdinger waren inne 80er Jahren super Biere. Heute eher nicht. Das mag ich sowieso nicht. Bis der Wirt dann plötzlich Weissbier auf der Karte hatte, was für die 80er Jahre schon selten war. Und dann bin ich auf Weissbier umgestiegen. Wenig später habe ich ein Praktikum in Belgien gemacht und hab dort das Weißbier probiert und das war das Beste was ich jemals im Mund hatte. Klar, dass man dann auf den Geschmack kommt und so hab ich immer mehr belgische Biere probiert und mich so in die belgische Bierwelt eingelebt.

Wie ist huisstekerij h.ertie entstanden?

In den 80ern fasst zeitgleich mit dem ersten Genuss der belgischen Biere hab ich zusammen mit meinem Bruder Manni Hockey zu spielen, quasi als Team Uli und Manni. Bis einer der Jungs aus der Mannschaft mich bei Hertie gesehen hatte. Ich war damals stellvertretender Abteilungsleiter. Nachdem er mich also dort gesehen hatte sagte er zu mir ich sei der Hertie Boss. Und so nannten mich alle Hertie und meinen Bruder Uli-Manni.

Die Belgier haben einfach eine Bierkultur die man nicht mit anderen vergleichen kann. Die Bierkultur ist der Hammer und dann bin ich auf die Idee gekommen alle Etiketten zu sammeln. Innerhalb wenigen Jahren hab ich 1500 Bieretikettne zusammengetragen. Mach das mal in Deutschland, da wirst Du das Zeug aber definitiv Leid mit der Zeit. Irgendwann war ich es aber auch Leid mit den belgischen Bieren, denn die Belgier haben auch Biere, die mit Süßstoff angereichert und und die sind garnicht mein Fall. Also habe ich beschlossen die Brauerei persönlich zu besuchen und so bin ich bei den Lambic Bieren gelandet. Ein Beispiel für die belgische Bierkultur sind die Bierpalliters, wo sich Mitglied bin seit 2006. Dieser Club macht am letzten vollen Weekend im Mai immer ein Lambicfest und dort kann man alles probieren, was die belgische Bierkultur hergibt. Dann bestell ich mir alle 11-13 Lambicbiere und probiere mich im Blindtest durch. So hab ich quasi meinen Gaumen geschult und irgendwann gedacht: da muss ich einen Blend draus machen. Das war der Anfang.

Wonach gehst Du bei der Auswahl Deiner Blends? Wie entstehen die Ideen dazu und woher weisst Du welches Bier sich für einen Blend eignet?

Die Ideen hole ich mir quasi in Belgien. Antwerps Bierhuiskje hatten immer 7-8 Lambicbiere und die hab ich mir auch blind geben lassen. Das Schöne am Lambicbier ist, dass jedes Fass unterschiedlich ist. Du hast ja auch Staecker und die brauen nicht selbst, sondern borgen sich die Würze von Brauereien. Dann kann es natürlich passieren dass Du ein Boon, Hansens, De Cam oder 3 Fonteinen Lambic plötzlich bekommst. Das muss man erstmal erschmecken. Mit einiger Zeit und mehr Erfahrung konnte ich dann auch die neuen Fässer von Hansens rausschmecken, die aus Bulgarien stammten und einen ganz eigenen Holztouch im Mund abgeben. Da ich ein großes Gefühl für Lambicbiere habe ist es für mich einfach einen Blend zu machen. Was mir gefällt, da mache ich einen Blend mit.

Wenn jetzt einer hergehen würde, ohne große Vorahnung und einfach 3 alte Lambics zusammenwischen würde, was würde dann daraus entstehen? Wie siehst Du das?

Ein Kumpel aus Köln hat das versucht und dachte sich: ich kipp einfach alles zusammen. Aber so einfach ist es nicht, denn man muss wissen was man Zusammenkippen kann. Erstmal ist wichtig was und in welcher Menge. Ohne Gefühl ist das reine Glücksache. Es lässt sich eigentlich alles verschneiden, aber es muss GUT sein.

Was ist mal so richtig schief gegangen beim Blenden?

Also hab ich im Winter ein Rochefort Trappist mit einem Lambic geblendet und dann bin ich krank geworden. Und als ich den Tank nach einer Woche geöffnet habe, roch es nach Ethylacetat, also wie Nagellackreiniger. Und natürlich muss man mit dem Equipment klarkommen. An einem Weekend hab ich eine Dominatraube auf Lambic gesetzt, 2x 25l in Glasballons. Beide sind mir noch in de rHand auseinander gebrochen. Danach musste ich erstmal den kompletten Flur meines Nachbarns streichen. Wenn man sich mit bier beschäftigt dann passieren einfach Fehler.

Lebst du voll und ganz von deiner Blendery?

Ich war bei lange Zeit bei Kaufhof angestellt und danach von Karstadt übernommen. Doch leider haben sie einfach alle 1600 Mitarbeiter von der Hauptverwaltung rausgeschmissen. Jetzt bin ich erstmal ohne Job und muss eben Bier machen. Und das ist auch der Plan. Nur Bier zu machen in nächster Zeit.

Was kommt als Nächstes?

Ich liebe zum Beispiel Hounder, aber Du kannst nicht pur mit Holunder arbeiten, Du musst das immer richtig vermengen. Jetzt mach ich ein Staut gerade mit Holunder deswegen. Ein befreundeter Wirt war ganz begeistert von meinem Stout mit Holunderlambic Blend und das will ich jetzt exklusivv für den jedes Jahr machen.

Vor einigen Jahren hab ich Reislingtrauben bei einem befreundeten Winzer an der Mosel bekommen. Die hab ich dann vergessen und die haben 2 Jahre im Tank gegoren. Also viel zu lange. Mein Kumpel der Raf Soef von Bokke, der die besten Lambicbiere der Welt macht, dem wäre das schon zu lange gewesen. Aber für mich war das genau richtig so. Also hab ich auf 30 Liter Tanks, 10kg Frucht und 20l Lambic gehabt. Und davon hab ich 25l rausgeholt. Die Trauben waren zwar ausgelutscht, aber die Essenz war perfekt. Der reift jetzt bereits seit einem Jahr auf Flasche, mal schauen wie das wird.

Dann hab ich noch 2 Tanks hier stehen, aber diesmal hab ich die Trauben nicht abgepflückt, sondern mit den Stängeln, auf Flemish heisst das Trossen, reingepackt, mit einem Kartoffelstampfer zerquetscht und Lambic drauf. Jetzt gärt es und ich bin gespannt, was die Gerbstoffe von den Stängeln so machen damit. Die Bittere krieg ich aber wieder mit blenden wieder in den Griff.

Als weiteres Projekt hab ich mir ein Covid19 vorgenommen. Dafür hab ich hiernach ein paar alte Lambicbiere gefunden und blende diese mit einer Geuze. Meine bevorzugte Brauereien in Deutschland sind übrigens, Riedenburger, Uerig, Schneider Weisse mit ihrem Aventinus und Schlenkerla und damit mach ich auch Experiemente, mal schauen was da rauskommt. Omnipollo würde ich nie machen. Aber ich will für gewisse Institutionen also für Bieshops und Pubs Biere entwickeln und die laufend machen. Für Craftbeercorner in Köln will ich ein Stout nehmen von Alemania und dann mit Holunder blenden und die kriegen den immer exklusiv von mir. Das sind die Pläne für 2021.

Danke Uli for das tolle und informative Interview. Ich hoffe man sieht sich mal 2021 und wir können über noch mehr Lambics sprechen und sogar was zusammen aufmachen. Dei Pläne klingen super interessant und wir haltenAugen und Ohren offen um noch mehr von deinen Blends zu bekommen. Die Schneeeule Yasmins stehen schon im Keller kalt.