Werner Dinkelaker von der Schönbuch Braumanufaktur
Werner Dinkelaker von der Schönbuch Braumanufaktur
Die Schönbuch Braumanufaktur befindet sich in Böblingen, in der Nähe von Stuttgart. Und als eingefleischte Stuttgarter haben wir natürlich fast alle Biere der Brauerei probiert und können mit Fug und Recht behaupten, die Brauerei bleibt ihrem Stil und Geschmack treu. Außerdem wartet die Brauerei immer wieder mit neuen Bieren auf, während andere Brauereien noch an ihrem ersten Pale Ale tüfteln. Ihr seht in Stuttgart wird es uns nie langweilig. Daher ist es für uns ein Muss uns einmal mit ihnen über Biere und Brauen auszutauschen. Aber zunächst einmal zur Geschichte der Brauerei Schönbuch.
Geschichte & Herkunft
1823 wurde die Brauerei durch Karl Gottfried Dinkelacker. Biersieder und Stadtrat auf dem Marktplatz von Böblingen gegründet. 1860 übernahmen seine Söhne Christian und Wilhelm die Brauerei. 1888 gründet Christian Dinkelacker die Brauerei Dinkelacker in Stuttgart, woraufhin sich Wilhelm umbenennt und von nun an Dinkelaker ohne „c“ heisst. 1903 wurde zum ersten mal das Flaschenbier eingeführt. Ab 2009 wird das Schönbuch Bräu in Schönbuch Braumanufaktur umbenannt und stellt fortan verschiedene neuartige Biersorten her. 2014 wird die Brauerei mit dem Bundesehrenpreis für langjährige Qualität ausgezeichnet.
Seit fast zwei Jahrhunderten braut die Familie am selben Ort und stellt daher die Verbundenheit mit der Region sicher. Nur die besten Zutaten kommen in das Bier und machen es umso wertvoller. Die Braugerste wird an der Schönbuchlichtung angebaut, während der Hopfen aus Tettnau und Hallertau stammen. Mit über 15 Biersorten sichert sich die Schönbuch Braumanufaktur ihre Position in der Bierwelt und bleibt in seinen Produkten immer „brauthentisch“. Doch was steckt hinter dieser Braukunst?
Im Gespräch mit Werner Dinkelaker
Was macht die Biere aus Schönbuch aus, bzw. brauthentisch?
Unter brauthentisch verstehen wir echtes Handwerk ohne großen Schnick Schnack. Wir wollen mit den besten Zutaten den besten Geschmack erreichen. Dazu gehört das gute Malz von der Schönbuchlichtung, Hopfen aus Tettnang und der Hallertau, unsere eigene Reinzuchthefe und bestes Brauwasser.
Wie entstehen neue Biere und die Ideen dazu? Sind alle Mitarbeiter in diesen Prozess involviert?
Wir sind selbst die größten Fans unserer Biere, schauen aber natürlich liebend gerne auch mal über den Tellerrand raus.
Das heißt, ich besuch sehr gerne erfolgreiche Brauerkollegen im In- und Ausland und schreibe über die Besonderheiten der Brauereien und deren Bieren in meinem Blog www.bierblog.eu Dazu machen wir regelmäßige Verkostungen von besonderen Kollegenbieren. Regional, national und auch international.
Dabei ist schon auch mal die ein oder andere Idee entstanden, wie wir ein bestehendes Bier geschmacklich anpassen wollen oder was wir selbst auch mal ausprobieren möchten. Wir sind da total offen!
Grundsätzlich sind wir für Ideen von allen Mitarbeitern offen. Auch bei den Verkostungen und Bierproben können alle Mitarbeiter teilnehmen. In den eigentlichen Prozess sind dann aber hauptsächlich die Braumeister samt Team und natürlich die Geschäftsführung involviert.
Was ist mit dem Brown Ale passiert? Es war kurz auf dem Markt und schon wieder weg…
Wir haben unser „Grundsortiment“ dass wir das ganze Jahr über anbieten. Dazu haben wir „Saisonspeziliäten“, wie den Weizenbock, der helle Doppelbock oder das Weihnachtsbier das wir nur einmal im Jahr anbieten.
Darüber hinaus haben wir aber eben auch immer wieder Spaß daran, eher aussergewöhnliche Biere einzubrauen. Das Braun Bier war ein besonderer Bier den wir auf dem 2. Stuttgarter Craft Beer Festival präsentiert haben. Es war aber von Anfang an klar, dass das ein einmaliges „Highlight“ wird
Wie kam es zum dem neuen Weizenbock Oak Aged?
Die fassgereiften Biere habe ich bei meinem Besuch bei meinem sehr geschätzten Kollegen Frank Boon in Lembek / Belgien 2011 kennen und lieben gelernt. Er hat mir sehr viel über die Fassreifung erklärt und bei seinem Gegenbesuch in Böblingen ein Jahr später auch geholfen.
Wir wollten einfach mal testen, was passiert, wenn die Geschmacksnoten vom Weizenbock sich mit den Holznoten von Weisseichenfässern paaren. Das Ergebnis hat uns total begeistert: Der Weizenbock hat nach 8 Monaten im Holzfass Whiskey-, Vanille und Mandelaromen entfaltet und erfreuliche 10,1% Alkohol. Ein wirklich feiner Tropfen.
Das Jahr danach haben wir dann unseren Hellen Doppelbock in Jamaika Rum Fässern gelagert, herausgekommen ist auch eine spannenden Geschmacksexplosion
Und wie seid ihr auf die Premium Selection gekommen?
Hier geht es vor allem darum, die Wertigkeit des Bieres darzustellen. Bier ist sehr hochwertiges Produkt, mit erlesenen Zutaten hergestellt, lange gereift. Die Premium Selection Flasche würdigt diesen Wert und ist eine tolle Art, Bier auch mal zu verschenken.
Das Lucky Experience hat es uns angetan. Das 70er Jahre flowerpower Bier mit tollen Fruchtnoten und psychedelischem Design hat uns sofort gefallen. Wo kam die Idee für das Lucky Experience her?
Die Idee dazu hatte mein Sohn. Er wollte ein schönes, leichtes, hopfiges Sommerbier für junge Leute. In Zusammenarbeit mit unseren Braumeistern ist das bestens gelungen. Das Etikett dazu hat eine Freundin von ihm designt.
Der Erfolg gibt ihm / uns recht…das Bier hat eingeschlagen wie eine Bombe und wird uns regelrecht aus der Hand gerissen.
Das Amber und Pale Ale sind die modernen Klassiker, kann man schon fast sagen.
Wie ist das Amber und das Pale Ale entstanden?
Auf einer Bierreise in den USA war ich bei meinem Freund Garrett Oliver, Chefbraumeister von der Brooklyn Brewery. Dort habe ich sein Pale Ale getrunken und habe gesagt: so ein leckeres Bier will ich meinen Kunden auch anbieten können.
Nach langem herumexperimentieren mit verschiedenen Aromahopfen ist dann unser Pale Ale mit seinen Fruchtnoten entstanden. Wenige Zeit später folgte das Amber Ale.
Wir lieben das Horst Hell, welches ziemlich schwer zu bekommen ist, jedoch einen tollen Geschmack hat. Wie kamen es zu der Namensgebung?
Der Name kam aus dem Nirvana. War plötzlich da. Ist mir auf dem Weg irgendwann Anfang 1998 in der Stuttgarter City auf Höhe der Roten Kapelle gekommen. Horst…. Horst hell… That´s it.
Verwenden ihr für eure Biere Bio Zutaten? Wie steht ihr generell zu diesem Thema?
Für uns ist Regionaliät und die damit verbundene enge Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten wichtig. Vor allem beim Bier ist es sehr wichtig, eine konstante Qualität der Rohstoffe zu erlangen um Geschmacksabweichungen zu vermeiden. Dies ist mit dem Einsatz von Bio Rohstoffen nur sehr schwer zu erzielen.
Verändert sich der Markt Ihrer Meinung nach gerade in Bezug zur Auswahl, Einsatz und Vielfalt der Hopfensorten?
Wir leben im Hopfenzeitalter, das Gewürz des Bieres. Hauptsächlich die „Craftbeer“ Brauer hopfen aus allen Kanonen. Hier spielt natürlich neben den Aromavielfalten auch Name und Herkunft ein große Rolle.
Je „nerdiger“ desto crazy.
Was kommt als Nächstes?
Back to the roots. Die Craftbeerszene braut gerade durch die Bank genau die Bierstile der größeren Brauerei nach, die sie am Anfang der Bewegung gerne kritisiert haben. Das gute alte Pils und das wieder entdeckte Helle stehen ganz oben auf der Brauliste der Kollegen. Die Drinkability ist tot, es lebe die Drinkability.
Lieben Dank an Werner Dinkelaker für das interessante und ausführliche Gespräch. Wir freuen uns auf neue spannende Bierspezialitäten von der Schönbuch Braumanufaktur und wünschen dem Team und Werner Dinkelaker viel Erfolg.