Trip nach Leipzig
Trip nach Leipzig
Dieses Jahr ging’s an Pfingsten in den Osten – genauer gesagt nach Leipzig. Die Stadt überrascht mit einem lebendigen Mix aus Geschichte, Kultur und charmanten Stadtvierteln. Klar, dass da auch die Bierwelt nicht fehlen darf. Zwischen Thomaskirche, Zoo und Gründerzeitarchitektur wollten wir vor allem eines: herausfinden, was Leipzig in Sachen Hopfen und Malz zu bieten hat. Und da gibt’s ein paar echte Geheimtipps.
Katter 11 – Craftbeer mit historischem Bezug
Mitten in der Innenstadt findet man eine der wenigen Craftbeer-Adressen: Katter 11. Der kleine, feine Laden wurde im Frühjahr 2023 von Daniel und Matze eröffnet – mit der Mission, Craftbeer nach Leipzig zu bringen. Der Name ist ein charmantes Wortspiel mit Geschichte: Die Katharinenstraße, früher „Katterstraße“ genannt, trifft hier auf die Hausnummer 11. Voilà: Katter 11.
Das Sortiment? Überschaubar, aber gut kuratiert. Ein paar IPAs, Stouts, und natürlich: Leipziger Gose – wenn auch nicht alle Sorten. Leider erfuhren wir erst im Nachhinein, dass es auch vier frisch gezapfte Biere vom Hahn gibt. Der Kontakt mit einem der Betreiber war eher… unterkühlt – Bierleidenschaft ja, aber Bloggerwillkommenheit eher rein geschäftlich, aber nicht privat. Wir können schon verstehen, dass man bei so viel Bier Content jeden Tag im privaten dieses Thema auslässt. Aber damit lässt man auch die Chance auf eine kommunikative leidenschaftliche Diskussion leider aus. Schade, denn Potenzial hat der Laden definitiv.
Getränkefeinkost – Gose-Spezialitäten im Zentrum Süd
Die Suche nach Gose geht weiter – und führt uns zur Getränkefeinkost Leipzig. Der Name klingt zurückhaltend, doch das Angebot überrascht: Belgische Klassiker, Berliner Weiße, Spezialgosen – wer hier nichts findet, sucht falsch. Inhaber Stephan Koch-Ruther weiß, was er tut. Leider blieb auch hier der Austausch eher sachlich-nüchtern, obwohl das Fachwissen des Mitarbeiters beeindruckt hat. Neben Bier gibt’s hier auch eine feine Auswahl an Gins, Whiskys und Limonaden – eben Getränkefeinkost, wie der Name verspricht.
Bierseminare gibt’s übrigens auch. Wer tiefer einsteigen will, sollte hier mal reinschauen.
Bayerischer Bahnhof – die Wiege der modernen Gose
Weiter geht’s zum Bayerischen Bahnhof – eine Institution in Leipzigs Bierszene. Das historische Gebäude, früher tatsächlich ein Bahnhof, wurde aufwendig restauriert. Heute ist es Heimat der Gose-Brauerei schlechthin. Kupferkessel, edles Holz, ein grüner Biergarten – hier passt einfach alles zusammen.
Die Geschichte der Brauerei reicht bis ins Jahr 1842 zurück. Ursprünglich war hier auch ein Bahnhofsgebäude, der Endpunkt der Verbindung vom bayrischen Hof nach Leipzig. Leipzig hatte mehrere Bahnhöfe in dieser Zeit. Der Name stammt aber auch von der Sächsisch-Bayrischen Eisenbahn-Compagnie, die ihn zur damaligen Zeit betrieben hatte. Bis ins Jahr 2000 fand die Umgestaltung statt und in diesem Jahr feiert die Brauerei ihr 25.tes Jubiläum. Die Gose kommt hier direkt aus dem Tank – frischer geht’s nicht. Die Preise sind fair, das Personal freundlich – ein echtes Highlight der Reise.
Gosenschenke „Ohne Bedenken“ – Nostalgie mit Schaumkrone
Wer Leipzig kennt, kennt vielleicht auch Gohlis – ein Stadtteil voller herrschaftlicher Altbauten. Und genau hier versteckt sich ein echtes Juwel: die Gosenschenke Ohne Bedenken. Der Tipp kam von einer Leipziger Freundin, und er war goldrichtig.
Die Gosenschenke wurde 1899 von Carl Cajeri eröffnet. Er baute sie aus mit 300 Plätzen im Biergarten. 1900 war die Blütezeit der Gose. 1958 musste die Gosenschenke ohne Bedenken leider geschlossen werden. Nach der umfangreichen Rekonstruktion wird die Gosenschenke 1985 wieder geöffnet und wechselt ab da die Besitzer bis 2012 durch. Der neue Gosewirt Jens Gröger verhilft der Gosenschenke zur neuen Blütezeit. Er gewinnt 2019 in London mit der Gose ohne Bedenken gold und seit 2018 gibt es sogar ein prämiertes Kellerbier. Immer wieder kann man auf der Karte auch Maibock, Pale Ale oder Winterbock lesen. Die Saisonalen Bierangebote werden ständig erweitert. Seit 2023 ist Loreen Heinrich die erste Gosewirtin Leipzig und Leiterin der Gosenschenke. Wir fühlen uns hier wohl und die Gose vom Fass schmeckt herrlich. Der Ort lädt zum Verweilen ein. Leipzig bietet immer wieder kleine Schätze au.
Fazit: Leipzig und die Gose – eine komplizierte Liebe
Leipzig hat uns begeistert. Vor allem mit seinen kleinen Bierperlen und historischen Bezügen. Doch wer aus dem Süden kommt, muss auch mit einer gewissen Enttäuschung leben: Die Liebe der Sachsen zu bayrischem Bier ist groß. Vielleicht zu groß – denn die regionale Biervielfalt, die Leipzig ind en Läden zu bieten hätte, gerät so leicht ins Hintertreffen.
Und dennoch: Wir sind froh, hier gewesen zu sein. Zwischen Gose und Geschichte, zwischen Biergarten und Bahnhof – Leipzig hat uns ein Stück seiner Seele gezeigt. Und das ist am Ende doch das, was zählt.