Die geheime Sprache der Bierflaschen
Habt ihr euch schon mal gefragt, was eure Bierflasche euch eigentlich alles verrät – jenseits des Etiketts? Wer genauer hinsieht, entdeckt auf dem Glas selbst eine kleine Welt voller Zeichen, Zahlen, Punkte und Symbole. Sie sehen auf den ersten Blick aus wie kleine Glas-Hieroglyphen – aber sie sind alles andere als zufällig. Der Flaschenboden ist eine Art geheime Datenbank, die Informationen über Herkunft, Herstellung und Wiederverwendung preisgibt. In diesem Artikel entschlüsseln wir für euch die Sprache des Glases.

Mythos Brailleschrift? Die Punkte am Flaschenboden
Viele vermuten, dass die erhabenen Punkte am Boden einer Bierflasche etwas mit Brailleschrift für Blinde zu tun haben – ein naheliegender Gedanke, aber leider ein Irrtum. Tatsächlich handelt es sich dabei um den sogenannten DOT-Code oder Punktcode des Glasherstellers. Diese Punkte zeigen an, in welcher Form die Flasche gefertigt wurde, dienen aber auch Maschinen zur automatischen Sortierung am sogenannten „kalten Ende“ der Produktion.
So weiß eine Abfüllmaschine in Bruchteilen von Sekunden, ob die Flasche zum geplanten Gebinde passt. Das Ganze läuft rein technisch ab – das Glas „spricht“ quasi mit der Maschine, ohne dass wir als Konsumenten es merken.
Nicht nur die Bierflaschen tragen die Punkte, sondern auch Mehrwegflaschen können diese haben. Diese können bis zu 50 mal wiedergefüllt werden und damit kann mit dem Code auch der Herstellungszeitraum festgestellt werden. Der Code wird direkt während der Glasherstellung eingepresst. Dazu wird die Flasche noch im heissen Zustand ausgeweitet mit Luft und in eine Vertiefung hineingelegt, die das Glas formt.
Die Gravur unter dem Etikett – Glas erzählt Geschichte
Die meisten relevanten Informationen sind unterhalb des Etiketts oder im Übergang zum Boden eingegossen. Während des Glasblasens, also noch im heißen Zustand, wird die Flasche in eine Metallform gelegt, die diese Prägungen enthält. So entstehen bleibende Markierungen, die später maschinell oder visuell ausgelesen werden können. Dazu gehören:
• Punkte: Code zeigt die Flaschenform und Matrize verwendet wurde – wichtig bei Qualitätsproblemen
• Formnummer: Eine Zahl (z. B. „75“) zeigt ebenfalls die Flaschenform und Matrize
Produktionslinie / Schichtcode: Eine Ziffer wie „3“ kann darauf hinweisen, auf welcher Linie oder in welcher Schicht oder mit welchen Tagescode die Flasche produziert wurde. Also zeigt sie die Chargennummer an.
• Herstellermarke: Ein Symbol, Kürzel oder Logo der Glashütte, z. B. „STO“ für Stoelzle oder ein stilisierter Buchstabe. Bei uns die Sudpfanne für den NRW Flaschenpool
• Normkennzeichnung oder Eichzeichen: Ist das Gefäß genormt, kann ein „ε“ (für über 40 ml) oder „M“ (unter 40 ml) erscheinen.
• Volumenangaben: Z. B. „0,5 L“ oder „50 cl“, oft ergänzt durch das Randvollvolumen.
• Herstellungsjahr: Meist zweistellig, z. B. „15“ für das Jahr 2015.
• Bei 0,5l Flaschen kommt ebenfalls eine 52 vor, diese Zahl steht für das Randvolumen einer Flasche. Also kann die Flasche maximal bis zu 520ml befüllt werden.
Alte Flaschen mit alten Codes am Flaschenboden
Wir haben uns eine alte österreichische Bockbierflasche genauer angesehen. Und siehe da: Am Boden finden sich gleich mehrere interessante Hinweise:
• 100 cl: Das entspricht einem Volumen von 1 Liter – heute eher unüblich bei Standardbieren.
• 80 mm: Das ist der Durchmesser des Flaschenkörpers am Boden – relevant für Transport und Abfüllung.
• 75: Diese Zahl steht für die Formnummer, mit der die Flasche gefertigt wurde.
• Symbol in der Mitte: Die Glashütte, die das Gefäß produziert hat.
• 2: Eine Normkennzeichnung oder Serienkennzahl.
• A: Steht hier klar für Austria – das Produktionsland.
Und was gibt es am Flaschenboden noch zu sehen?
Die Prägungen befinden sich in der Regel am Boden der Flasche, manchmal auch im Übergang zum Boden. Sie sind oft kreisförmig angeordnet, je nach Form und Funktion:
• Auflageflächen: Riffelungen oder drei kleine Punkte ermöglichen einen stabilen Stand.
• Zentriermarken: Dienen der exakten Ausrichtung von Etiketten, speziell bei verzierten Flaschen oder Sonderformen.
• Kundenspezifische Gravuren: Logos, Seriennummern oder andere Sonderzeichen können bei exklusiven Produktlinien verwendet werden.
Nicht nur neue Flaschen, auch Mehrwegflaschen tragen diese Codes. Durch den DOT-Code und andere Markierungen lässt sich nicht nur die Herkunft bestimmen, sondern auch die Verwendungsdauer nachvollziehen. Eine robuste Bierflasche kann bis zu 50 Mal wiederverwendet werden – vorausgesetzt, sie bleibt intakt. Die Codes helfen Brauereien, die Lebenszyklen ihrer Gebinde zu überwachen – und somit auch die Nachhaltigkeit zu verbessern.
Fazit
Die Flasche, aus der du gerade trinkst, weiß mehr, als du denkst: Woher sie stammt, wann und wie sie produziert wurde, auf welcher Maschine und in welcher Form. Sie ist nicht nur Behälter, sondern auch ein stiller Erzähler ihrer eigenen Geschichte.
Also: Beim nächsten Bier – einfach mal umdrehen, drunterschauen und staunen.