Ein Wochenende in Willingen

Ein Wochenende in Willingen

Am Wochenende führte mich eine Tagung nach Willingen – eine perfekte Gelegenheit, um neben der Veranstaltung auch die Vorzüge der Brauereiumgebung zu genießen.

Willingen liegt im nordöstlichen Teil des Rothaargebirges und gehört zum nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg, direkt an der Grenze zum Sauerland. Die erste urkundliche Erwähnung geht auf das Jahr 1380 zurück. Ob hier damals schon genauso viel los war wie heute, wage ich zu bezweifeln.

Die Stadt ist bekannt für das Sauerland Stern Hotel, eines der größten Konferenzhotels Deutschlands. Doch auch abseits der Tagungen gibt es hier einiges zu entdecken: zahlreiche Hotels, Bars und gute Einkaufsmöglichkeiten sorgen für Abwechslung. Natur, Familie und Sport kommen nicht zu kurz – im Winter locken die Skipisten und die berühmte Mühlenkopfschanze, die als Austragungsort für Skisprung-Wettbewerbe dient. Doch nicht nur Wintersportler kommen auf ihre Kosten: Ab April beginnt die Feiersaison. Jedes Wochenende rollen ganze Busse mit Feierlustigen an, die sich in den zahlreichen Bars und Clubs austoben.

Die Willinger Brauerei – Tradition trifft Innovation

Die Willinger Brauerei wurde 1921 von Anton Heller und seiner Frau Beate gegründet. 1923 erhielt Anton Heller für seine Verdienste um die Stadt die Ehrenbürgerurkunde. Während des Krieges diente das Brauhaus als Unterkunft für Flüchtlinge, in den 1950er-Jahren wurde daraus eine Schule.
1989 entschlossen sich Harald Brüne, Gert Göbel, Wilhelm Göbel und Hans-Günter Fistler, das historische Gebäude neu zu beleben – so entstand das Brauhaus zum Löwen. Die Brauanlage wurde mit der Zeit zu klein, und laut Jule, der heutigen Vertriebsleiterin, sorgten die alten Kessel zwar für ordentlich „Dampf in der Hütte“, doch letztlich musste die Produktion ausgelagert werden. Das ehemalige Brauhaus wurde stattdessen zum Restaurant ausgebaut und durch weitere Bars ergänzt.

Heute beherbergt der untere Bereich des Gebäudes eine große Bar sowie eine Diskothek mit Platz für beeindruckende 1.200 Gäste – und die Hütte ist ab April jedes Wochenende bis auf den letzten Platz gefüllt. An einem einzigen Samstag fließen hier rund 6.000 Liter Bier. Eine Zahl, die mich ebenso beeindruckte wie die ambitionierten Zukunftspläne der Brauerei. Hier wird nicht stillgestanden: Neue Ideen werden mutig ausprobiert, und wenn mal etwas nicht funktioniert, wird einfach ein neuer Ansatz verfolgt – mit voller Unterstützung des gesamten Teams. Diese Leidenschaft für Innovation finde ich großartig.

Und ebenso großartig war das Bier: Ich hatte das Saisonbier Märzen im Glas – ein herrlich süffiges, vollmundiges Bier, das geschmacklich voll überzeugte. Ein echtes Highlight!

Wirtshaus Linnekerl von der Heide – Familientradition und Bierkultur

Am zweiten Abend meines Aufenthalts entdeckte ich durch eine Empfehlung eines Biersommeliers das Wirtshaus Linnekerl von der Heide. Dort wurde ich von den beiden Brüdern Erik und Tobi von der Heide mit einem Bäckes No1 Kellerbier empfangen.

Das in Auftrag gebraute Bier überraschte mich geschmacklich – es hatte fast die Aromatik eines Red Ale, obwohl es sich eigentlich um ein malzbetontes, hopfenaromatisches Kellerbier handelt. Tobi erzählte mir, dass die drei Brüder mittlerweile in sechster Generation in der Familienbäckerei und dem Wirtshaus tätig sind. Jeder von ihnen hat seine eigenen Aufgabenbereiche:

• Tobi kümmert sich um Marketing und Vertrieb,
• Erik entwickelt spannende Bierkonzepte und führt regelmäßig Tastings durch,
• Der dritte Bruder ist als Bäckermeister für die traditionelle Bäckerei zuständig.

Besonders beeindruckt hat mich die Leidenschaft, mit der Erik das Bierangebot gestaltet – seine Tasting-Karte wechselt alle drei Monate, und ein Blick in den Kühlschrank verrät sofort, dass hier mit echter Bierleidenschaft gearbeitet wird.

Die Brüder sind ein tolles Gespann: jeder mit einer eigenen Persönlichkeit, doch gemeinsam ein perfekt eingespieltes Team. Das Bier war hervorragend – und eines ist sicher: Ich komme auf jeden Fall wieder!