Was ist Craftbeer

Bier Trend oder mehr

Was ist Craftbeer
Bier Trend oder mehr

Oder noch besser wie definiert man Craftbier? Das ist die große Frage, die uns immer und bei jeder Gelegenheit gestellt wird. Darum ist es Zeit das wir unser Statement dazu abgeben.

Craft Beer oder wie wir es nennen Kraftbier

Wörtlich übersetzt bedeute „Craft“ ganz einfach Handwerk. Zusammen mit dem Titel „Beer“, also Bier, ergibt sich daraus die Kombination handwerklich gebrautes oder hergestelltes Bier. Das sagt noch nicht viel über das Bier selbst aus, denn die meisten Biere sind handwerklich hergestellt. Doch macht es schon hier die Unterschiede, zwischen Bieren, die mit der Maschine und viel Technik und eben mit der Hand hergestellt wurden.

Wo zieht man denn nun den Unterschied der handwerklichen Herstellung?

Aus unserer Sicht hat die Bierherstellung nur mit Maschinen nichts mehr mit Craftbier zu tun. Denn wenn der Brauer nur auf seine Monitore schaut und die Zutatengabe kontrolliert per Tabelle, dann hat das nichts mehr mit Hand anlegen im ursprünglichen Sinne zu tun. Natürlich wird meistens zum Putzen oder Abfüllen noch eine Fachkraft benötigt, aber der Rest wird automatisch gesteuert. Bei kleineren bis mittleren Brauereien liegt der Prozess entweder in der Hand des Brauereibesitzers oder in der Hand eines oder mehreren angestellten Brauern. Hier werden alle Zutaten noch abgewogen in den Behälter gegeben und der Prozess vom erhitzen des Wassers, bis zum Abschlauchen, Gären und anschließendem sauber machen begleitet.

Bierglas

Amerikanische Craftbeer Definition

Aber schauen wir uns einmal die amerikanische Definition von Craftbeer genauer an. In den USA gibt es klare Richtlinien für Craftbeer. Nach der Brewers Association, einem verband von Brauereien und Brauern, die bestimmte Werte definiert, liegt der Jahresausstoss einer Craftbrauerei unter 10 Millionen Hektolitern (6 Mio. Barrels). Weniger als 25% der Unternehmensanteile dürfen an eine größere Braueikette verkauft sein und die Mehrzahl der Produkte müssen aus Wasser, Malz, Hopfen und Hefe gemacht sein.

Der Ursprung und Aufstieg von Craft Beer in den USA

Die Craft-Beer-Bewegung entstand in den 1970er Jahren in den Vereinigten Staaten als Reaktion auf den vorherrschenden Biermarkt, der von großen Brauereien kontrolliert wurde. Nach dem Ende der Prohibitionszeit überlebten nur große Unternehmen wie Miller und Anheuser-Busch, indem sie alkoholarme Getränke namens „Near Beer“ von 1920 bis 1933 produzierten. Diese Brauereien beherrschten fortan den amerikanischen Markt und führten zur Herstellung oft kritisierten und als „wässrig und geschmacklos“ bezeichneten Standardbieren.

Ausgehend von Hobbybrauern entwickelte sich in den 1970er Jahren ein Widerstand gegen diese Biere und ein Trend zum eigenen Brauen. Die Begriffe „craft brewing“ und „craft beer“ (zu Deutsch: „handwerkliches Brauen“) wurden geprägt. Es entstanden unabhängige Brauereien, die bewusst in Konkurrenz zu den konventionellen Brauereien traten und ihre Produkte als besonders hochwertig bewarben. Sie brauten Biere nach traditionellen europäischen Stilen.

Die Anzahl der Brauereien und Biermarken in den USA stieg daraufhin rapide an. Craft Beer wurde in dieser Zeit geboren. Einige würden sogar sagen, es sei aus der blanken Not entstanden. Nach dem Ende der Prohibition hatten drei Braukonzerne den gesamten amerikanischen Biermarkt übernommen und versorgten die USA mit billigem, leichten und in großen Mengen trinkbarem „crisp lager“. Ganz gleich, ob es von Anheuser-Busch, Miller oder Coors kam, amerikanisches Bier schmeckte immer gleich und gleichförmig.

Wer etwas anderes haben wollte, musste sein Bier selbst brauen. So entstand eine lebendige Hobby-Brauer- oder „homebrewing“-Szene, in der sowohl Anfänger als auch erfahrene Brauer sich mit Begeisterung den verrücktesten Bierstilen widmeten. Einige hatten mehr Erfolg, andere weniger, aber gelegentlich gab es wahre Naturtalente mit außergewöhnlichen Bieren.

Ein Erlass des amerikanischen Präsidenten Jimmy Carter im Jahr 1978 ermöglichte es den Hobby-Brauern schließlich, ihre Biere nicht nur für den Hausgebrauch, sondern auch zum Verkauf zu brauen. Und so entwickelten sich allmählich aus Hobby-Brauern die Craft-Brauer.

Brauer in der Brauerei

Deutsche Craftbier Definition

Die amerikanischen Vorgaben lassen sich nicht auf die deutschen übertragen, weil die deutschen Brauereien maximal 5,4 Millionen Hektoliter Ausstoss haben und da spricht man hier zu Lande schon von industriellen Brauereien. Auch den dritten Punkt bedienen wir Deutschen sehr gut, indem wir nur Biere nach deutschem Reinheitsgebot mit Hopfen, Wasser, Malz und Hefe brauen. Alles Weitere muss als Malzmischgetränk betitelt werden.

Ein umfassender Blick auf den Ursprung von Craft Bier in Deutschland

Craft Bier hat in Deutschland erheblich an Popularität gewonnen, obwohl es keine präzise Definition dafür gibt, da der Begriff nicht als Wortmarke geschützt werden kann. Was eine Brauerei als Craft Beer-Anbieter auszeichnet, ist nicht nur ein einzelnes Bier, sondern vielmehr die gesamte Philosophie der Brauerei. Anfang 2017 wurde der Verband Deutscher Kreativbrauer gegründet, der aus der deutschen Craft-Bier-Szene hervorging.
In Deutschland gab es bereits traditionell konzernunabhängige Brauereien wie Gasthofbrauereien, Hausbrauereien und Brauhäuser. In Franken speziell brauen die Brauereien, wenn man es so will schon Craftbier seit mehreren Tausend Jahren ein. Heute gkönnte man fast alle Brauereien, mit Ausnahme der großen industriellen Betriebe, als Craft Brauerei bezeichnen. Brauereien, deren Jahreserzeugung weniger als 200.000 Hektoliter beträgt, werden in Deutschland durch eine niedrigere Biersteuer begünstigt, was auf etwa 95 % der Brauereien in Deutschland zutrifft.

Im Jahr 2010 führte Fritz Wülfing in Deutschland als erster den Begriff Craft Beer mit seinen „Fritz-ales“ ein. Aufgrund der Namenssicherung durch die Nordmann-Gruppe (Ratsherrn, Störtebeker, Fritz-Getränke-Vertrieb) musste er jedoch den Namen seiner Biermarke in AleMania ändern. Diese Getränkegruppe versuchte erfolglos, die Markenrechte für die Begriffe „Craft“ und „Craftbier“ zu schützen.

Auch große Brauereien haben den Markt für Craft Beer erkannt. Die Bitburger Braugruppe hat die Marke Craft-Werk geschaffen, während die Radeberger Gruppe die Internationale Brau-Manufacturen GmbH gegründet hat, die 14 Eigenkreationen und 25 Produkte von Partnern anbietet. Die Gestaltung von geschmacklich individuellen Bieren und die Werbung dafür gewinnen weiter an Bedeutung. Es werden nationale und internationale Wettbewerbe veranstaltet, und es gab zahlreiche Craft Beer-Festivals in Deutschland, darunter in Bremen, Berlin, München, Köln, Düsseldorf und Karlsruhe. Die Verbreitung von Craft Beer setzt sich in verschiedenen regionalen Bereichen fort.

Der Diplom-Braumeister und Biersommelier Oliver Wesseloh akzeptiert zwar, dass sich der Begriff „Craftbeer“ mittlerweile in Deutschland etabliert hat, ist jedoch der Ansicht, dass er nicht geeignet ist. Er betont, dass die Situation in Deutschland immer anders war als in den Vereinigten Staaten. Der Begriff bezieht sich in Europa hauptsächlich auf Kreativbier und Kreativbrauer. Letztere entdecken und interpretieren alte Bierstile wie Grutbier, Gose oder Berliner Weisse neu. Das Gleiche gilt für weitere Stile wie India Pale Ale, Belgisch Wit oder Stout. Es werden neue Biere entwickelt, basierend auf einer Vielzahl von Hopfen- und Malzsorten. Spezielle Aromahopfen und kreative Techniken wie das Hopfenstopfen (Kalthopfung) oder die Lagerung in Whisky-, Wein- oder Rumfässern werden verwendet.

Biergläser

Die Philosphie der Craftbeer Bewegung

Gemeinhin gelten unter den Nerds einige andere Ideen, was Craftbeer wirklich ist. Dazu kommt, dass Craftbier eine Geschichte, einen Bezug und ein direktes Gesicht hat. Menschen, Brauer und Macher geben ihrem Produkt einen Charakter. Dazu brauen sie unabhängig, das heisst sowohl unabhängig von großen Brauereien, aber auch unabhängig vom Mainstream. Meisten auch unabhängig vom Reinheitsgebot, denn dieses gibt einfach zu wenig her, für kreative Biere. Und kreativ ist das Stichwort. Craftbeer ist kreativ, da sind Gewürze, Gemüse, Obst und andere Geschmacksmomente drin. Das IPA als Beispiel kann in vielen kreativen Weisen daherkommen, als NEIPA, Session IPA, West Coast IPA und mehr. Alles anerkannte Bierstile und Abwandlungen des IPA, dessen wahrere Grundgeschmack übrigens von der BJCP (Beer Judge Certification Program) festgelegt wird. Während man bei Standardbieren auf einen Hopfen setzt, kann es beim IPA bis zu 8 und mehr verschiedenen Hopfensorten kommen. Und der Hopfen bestimmt auch den Geschmack.

Wie schmeckt Craftbeer?

Es ist schwer zu sagen, dass Craftbier so oder so schmeckt. Letztlich ist Craftbier schmackhafter als ein gewöhnliches Pils. Es hat eine klare Richtung, was Frucht, Malzsüße, Hefenoten und Hopfen angeht. Kreative Zutaten, Reifung in Whiskyfässern, Aromen von Marzipan, Maracuja oder Karamell – der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Diese Biere werden beispielsweise mit Zutaten wie Zimt, Orangenscheiben oder Chili gewürzt und bieten somit eine Vielzahl einzigartiger Geschmacksrichtungen.

Warum ist Craftbier so teuer?

Das ist einfach beantwortet. Die Zutaten sind teuer und werden mit der Inflation deutlich teurer auf allen Ebenen. Dazu wird das Bier in kleinen Mengen gebraut und dabei kommt auch einiges an Energieaufwand zum Einsatz. Diese zwei Faktoren können große Brauereien ausschließen, da die Mengen große sind, die Supermärkte alle Biere abnehmen und die Nachfrage letztlich den Preis bestimmt. Im Discounter kriegt man ein Bier für unter 1,50€, dieses wurde mit Maschinen hergestellt und automatisch abgefüllt. Bei Craftbier steht die verantwortliche Person dahinter und füllt die Flaschen ab. Große Braureien benutzen einen Hopfen. Craftbierbrauer benutzen mehrere Hopfen, die zum Teil auch von Übersee kommen. Es geht um den Geschmack und die Kreativität und das kostet eben Geld. Dafür kriegt man aber auch was Einzigartiges ins Glas.

Craftbier ist ein Erlebnis und es gibt immer mehr Menschen, die gerne ein einzigartiges Bier verschenken oder selber trinken. Damit wächst di Nachfrage und der Markt antwortet. Wer Craftbier kauft, unterstützt die kleinen Brauer, die Menschen die mit Leidenschaft am Handwerk sind und ihre Produkte lieben, wie kein Anderer. Also geht los und probiert und vor Allem lasst euch nicht gleich vom ersten Griff daneben enttäuschen. Probiert weiter, denn die Welt der Craftbiere ist groß und macht Spass.

Bildquellen: Depositephotos