Top 10 Craft-Bier Trends für 2026
Wohin sich die Bierwelt wirklich voraussichtlich bewegt
Der globale Biermarkt wirkt auf den ersten Blick etwas in Mitleidenschaft gezogen. In vielen Ländern, vor Allem Deutschland stagnieren oder sinken die Volumina klassischer und vor Allem Craft Bieren. Gleichzeitig gibt es ein Segment, das mit zweistelligen Wachstumsraten nach vorne schießt und die großen Braukonzerne genauso beschäftigt wie kleine Craft-Brauereien: alkoholfreie und alkoholreduzierte Biere, lokale Konzepte, nachhaltige Braumodelle und technologische Innovationen. Analysen von IWSR, Marktstudien und Branchenberichte zeigen klar während der Gesamtverbrauch von Alkohol 2024 global um rund ein Prozent zurückging, legte insbesondere alkoholfreies Bier im gleichen Zeitraum um etwa neun Prozent an Volumen zu und ist schon 2025 zur zweitgrößten Bierkategorie nach Lager aufgestiegen.
Vor diesem Hintergrund schauen wir auf die Craft-Bier Trends 2026 – nicht als oberflächliche „Was ist gerade hip?“-Liste, sondern aus Sicht von Brauereien, Gastronomen und Händlern, die mit diesen Entwicklungen tatsächlich Geld verdienen oder verlieren werden. Was folgt, sind zehn Trends, die sich bereits 2024/2025 in Daten, Märkten und Gläsern abzeichnen und die sich 2026 sehr wahrscheinlich noch verstärken werden.
1. Alkoholfreies Craft-Bier: vom Rand ins Zentrum
Der wichtigste strukturelle Trend im Biermarkt ist die Verschiebung Richtung alkoholfrei und Low-ABV. IWSR-Daten und Marktstudien zeigen, dass zero- und wenig Alkohol über Jahre hinweg jedes andere Segment in Sachen Wachstum schlägt. Allein in den zehn größten Märkten wuchs der Absatz von No- und Low-Getränken 2024 um rund 13 Prozent, alkoholfreies Bier ist in diesem Mix der volumenstärkste Treiber.
Besonders spannend ist der Blick nach Deutschland. Hier ist Bier kulturell heilig und wir stehten inzwischen weltweit an der Spitze beim Konsum alkoholfreier Biere. Wer sich nun fragt ob das stimmen kann, dem sei gesagt schaut doch mal auf Jever Fun, Warsteiner alkoholfrei, die den Markt schon seit Jahren ebnen und dann die neuen Biere, wie Tegernseer leicht und alkoholfrei oder Augustiner Hell alkoholfrei, die unlängt ihre Verkaufszahlen deutlich durch den neuen Trend steigern konnten.
Rund neun Prozent Marktanteil sind bereits alkoholfrei, mit weiter steigender Tendenz. 2025 boten erstmals alle großen Festzelte auf dem Oktoberfest mindestens eine alkoholfreie Variante an, was noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wäre. Dazu haben wir auch einen Post vom Wasen in Stuttgart bei der Stuttgarter Zeitung verfasst, der bald erscheinen müsste. Gleichzeitig zeigen Studien aus den USA und Europa, dass vor allem Millennials und Gen Z den „sober curious“ oder „damp lifestyle“ leben, also weniger Alkohol, aber nicht weniger Genuss.
Für die Craft-Brauereien der Zukunft bedeutet das zweierlei. Erstens reicht die klassische 0,0-Pils-Imitation nicht mehr aus. Gefragt sind eigenständige alkoholfreie Craft-Biere, folglich hopfenbetonte IPAs mit 0,0 %, fruchtige, aber trockene Pale Ales, alkoholfreie Weizen und isotonische „Sportbiere“, die ehrlich schmecken und handwerklich produziert sind. Wir haben in der Vergangenheit immer wieder gute alkoholfreie Biere probiert, aber viele davon, wie Stouts, Lambics und belgische Biere sind noch nicht so ausgereift um geschmacklich gegen ein alkoholvolles Bier bestehen zu können.
Zweitens werden alkoholfreie Sorten vom Gimmick zur strategischen Achse. Wer als Marke nur „normale“ Biere anbietet, verliert Regalfläche, Gastronomie-Listungen und Sichtbarkeit in Online-Shops an Marken, die ganze Produktfamilien rund um alkoholfreies Craft-Bier aufgebaut haben – inklusive Mix-Packs, Variety-Packs und NA-Only-Tastings. Marktprognosen, die von einem globalen Marktvolumen alkoholfreier Biere von über 30 Milliarden US-Dollar im Jahr 2030 ausgehen, unterstreichen das Potenzial.
inside.beer, The Washington Post, brewersjournal.ca
2. Lager-Renaissance und das Comeback des West-Coast-IPA
Nach Jahren, in denen Hazy- und New-England-IPAs die Taplists dominiert haben, beobachten Brauer und Barbetreiber ein deutliches Phänomen: Palate Fatigue, also die Müdigkeit der Zunge gegenüber den Hopfenbomben. Biertrinker, die über Jahre opulente, süß-saftige IPAs getrunken haben, sehnen sich nach Klarheit, Bittere und Sessionalität. Aber vor Allem sehnen auch wir uns nach einer klaren Linie, einer klaren Strategie und Biere die nicht durch Hopfengaben von einem sauberen Brauverfahren ablenken. Branchenanalysen für 2026 sprechen daher explizit von einer „Lager-Renaissance“ und einem „West-Coast-IPA-Comeback“ als Kerntreibern des Sortiments.
International zeigt sich das schon deutlich. In den USA berichten Brauer in Podcasts und Fachmedien davon, dass Lager-Varianten, ob klassisches Pils, Rice Lager oder Cold IPA – in Taprooms zu echten Zugpferden geworden sind. Ähnliches sieht man in Asien, wo Distributoren für Metropolen wie Singapur oder Hongkong „saubere, gut karbonisierte Lager mit subtilen Hopfennoten“ und „leicht fruchtige, aber trockene Pale Ales“ als Topseller beschreiben. In Europa investieren Konzerne wie Carlsberg und Heineken massiv in moderne Lager-Positionierungen, weil genau hier Volumina stabil gehalten oder ausgebaut werden können.
Für Craft-Brauereien ist 2026 das Jahr, in dem ein gut gemachtes Lager kein „Nebenbei-Produkt“ mehr ist, sondern das Rückgrat der Marke sein kann. Ein präzise vergorenes, knochentrockenes Pils mit moderner Kalthopfung, ein Rice Lager mit leichter Zitrusnote oder ein klar definiertes West-Coast-IPA mit 6–7 Prozent Alkohol, fester Bittere und klassischem Grapefruit-Kiefer-Profil sind Biere, die sowohl Nerds als auch Gelegenheitsgäste abholen. Wer hier sauber arbeitet, hat auf jeder Bierkarte der Stadt einen logischen Platz – und wird von Bars bevorzugt, die genau diese Stile laut Trendprognosen explizit nachfragen.
Da haben wir ja in Deutschland auch Glück, da wir das Land der meistne Pils und Lagerbiere sind. Hier bekommt man immer ein wirklich gut gemachtes untergäriges Bier am Hahn in fast jeder Stadt. Vielleicht geht der Trend dann auch eher zum Export in andere Länder, was die deutschen Biere betrifft, wenn die Nachfrage am Markt für Lager und Pils steigt. Als Brauer kann man dazu ein Auge auf den Hopfenmarkt werfen, welche Hopfensorten beliebt sind und den Kern eines jeden untergärigen Bierstils ausmachen und natürlich hilft auch der Blick auf den mit größten Lagermarkt in Tschechien.

3. Lokale Biere und die Rückbesinnung auf Herkunft
Während einige Jahre lang jedes Bier „IPA“ hieß und jede Marke versuchte, global zu wirken, dreht sich die Richtung nun klar zur Regionalität. Große Trendanalysen auf Basis von Konsumentendaten listen „Hyper-localization“ seit 2024 konstant unter den wichtigsten Craft-Bier Trends. Konkret bedeutet das: Biere werden nicht nur in einer Region gebraut, sie schmecken auch nach dieser Region und werden mit der Kultur vor Ort verbunden. In Deutschland erleben klassische Stile wie Kellerbier, Zwickel oder Landbier eine moderne Wiedergeburt. In Italien wird das Thema „Italian Pilsner“ professionell inszeniert, in Japan gewinnen Reis-Lager mit lokalem Reis und regionalen Hefestämmen an Profil, in Lateinamerika entstehen Biere mit heimischen Früchten, Kakao oder lokalen Getreiden, die mehr sind als reine „Fruit Bombs“.
Für eine Craft-Brauerei in Deutschland kann das bedeuten, es lohnt sich mit den historischen oder kulturellen Bierstilen der Region auseinanderzusetzen. Und natürlich mit regionalem Malz und Hopfen zu brauen, das nicht versucht, „amerikanisch“ oder „hip“ zu sein, sondern selbstbewusst den eigenen Weg geht. Für eine Brauerei in Portugal kann es ein Gose-artiges Bier mit Meersalz und regionalen Zitrusfrüchten sein. Wichtig ist, dass die Story nicht nachträglich aufgeklebt wird, sondern im Produkt steckt. Lokale Rohstoffe, lokale Kooperationen, regionale Namensgebung. Suchdaten zeigen, dass Begriffe wie „Craft Beer + Stadt/Region“ und „lokales Bier“ in vielen Märkten stark zulegen. Wer auf der eigenen Website passende Landingpages mit klarer lokaler Positionierung anbietet, wird von Suchmaschinen und Gästen gleichermaßen belohnt.
4. Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft und die neue Effizienz des Brauens
Sustainability, Nachhaltigkeit in der Braubranche ist 2026 kein hübsches Add-on mehr, sondern ein wirtschaftlicher Überlebensfaktor. Energiepreise, Wasserknappheit, strengere Regulierung und Konsumenten, die sehr genau hinschauen, ob eine Marke ihre Versprechen einlöst, erzeugen massiven Druck, bringen aber auch Chancen mit sich. Fachartikel und wissenschaftliche Studien beschäftigen sich inzwischen detailliert mit der Umweltbilanz von Craft-Brauereien und schlagen konkrete Maßnahmen vor. Diese reichen von energieeffizienten Sudhäusern über Wärmerückgewinnung bis hin zu optimierten Reinigungsprozessen und dem Einsatz erneuerbarer Energien.
Wir selbst sehen den Trend vor Allem ind en Niederlanden. Hier macht man sich auch staatlich Gedanken um die Zukunft und die Nachhaltigkeit. So hat fast jede Brauerei Solarzellen auf dem Dach und arbeitet mit Rückgewinnung des Wassers. Ebenso machen es die etwas größeren Brauereien in Belgien. In Deutschland stehen hier die wirklich großen Konzerne schon gut dar, aber die kleineren Brauereien machen sich darüber noch nicht viele Gedanken. Man muss dazu auch sagen, dass dieses Thema nicht nur von den Brauereien getrieben werden kann, auch der Staat oder die Bundesländer müssen hier ihre Unterstützung anbieten.
Ein besonders sichtbares Feld ist die Kreislaufwirtschaft rund um Treber. Weltweit fallen jährlich rund 37 Millionen Tonnen Biertreber an, und Forschung wie auch Industrie arbeiten daran, diesen Nebenstrom als wertvollen Rohstoff zu etablieren. Etwa als protein- und ballaststoffreiche Zutat in Backwaren, Snacks oder sogar Fleischersatzprodukten. Gleichzeitig nutzen Brauereien Treber und Hefe als Basis für Biogasproduktion oder als Substrat für die Landwirtschaft. Verpackungsseitig investieren sowohl Global Player als auch mittelständische Brauereien in leichtere Flaschen, mehr Dosen mit hohem Recyclinganteil, Kartonlösungen und Mehrwegsysteme, um CO₂-Fußabdruck und Rohstoffeinsatz zu senken.
2025 sorgte zudem ein Projekt aus San Francisco international für Aufsehen. Ein Cleantech-Unternehmen braut gemeinsam mit einer Craft-Brauerei Biere aus recyceltem Dusch- und Waschmaschinenwasser, um zu demonstrieren, wie sauber moderne Wasseraufbereitung sein kann und wie ernst die Branche das Thema Wasserknappheit nimmt. Solche Beispiele sind extrem starke Storys – und zeigen, wohin die Reise geht. Für kleinere Brauereien bedeutet Nachhaltigkeit nicht automatisch Hightech-Millionenprojekt. Schon saubere Energieverträge, effiziente Kälteanlagen, optimierte CIP-Prozesse und eine klare Kommunikation zu Treber-Upcycling können den Unterschied machen, sowohl in der Gewinn- und Verlustrechnung als auch im Markenbild.
Steinecker, H.B. Fuller, New York Post
5. Hybridstile, Dessert-Biere und fruchtige Experimente – aber mit Reife
Die Experimentierlust ist der Motor der Craft-Bier-Szene. Was sich allerdings verändert, ist der Umgang damit. Trendberichte für 2025 und 2026 nennen nach wie vor Hybridstile, fruchtige Sours, Smoothie-Biere und „dessert-inspirierte“ Biere als Treiber der Innovation.
Gleichzeitig zeichnen Medien wie PorchDrinking ein Bild, in dem die anfänglich belächelten „Pastry Stouts“ und „Smoothie Sours“ inzwischen in Teilen des Marktes angekommen sind, allerdings mit besserer handwerklicher Umsetzung und weniger Showeffekt.
In der Praxis sehen wir Biere, die dunkle Schokolade, Vanille und Kaffee im Stout kombinieren, ohne sirupartig zu werden. Gose- oder Berliner-Weisse-Varianten, die tropische Früchte nutzen, aber immer noch Trinkbarkeit bieten und IPAs, die mit Tee, Kräutern oder botanischen Elementen arbeiten, ohne ihre Identität zu verlieren. Parallel dazu boomt der Markt für fruchtige Biere, gerade bei jüngeren Zielgruppen: Supermärkte in Großbritannien berichten beispielsweise von einem massiven Nachfragesprung nach Mango-, Himbeer- oder Citrus-Bieren mit moderatem Alkoholgehalt um vier Prozent, getrieben vor allem von Gen Z, die fruchtige, weniger bittere Biere bevorzugt.
Der Unterschied zu den Experimenten von vor fünf Jahren besteht darin, dass erfolgreiche Brauereien heute klarer definieren, was ein Bier sein soll. Ein „Cheesecake Sour“ muss nicht wie ein flüssiger Kuchen schmecken, sondern wie ein gut balanciertes Sauerbier mit vanilliger Cremigkeit und fruchtiger Aromatik. Hybridstile wie Cold IPAs oder India Pale Lagers sind nicht mehr „Gimmick“, sondern fest etablierte Kategorien, die in Wettbewerben eigene Sektionen bekommen und von Konsumenten gezielt nachgefragt werden.
Auch wenn in England der Trend zu fruchtigen, klaren Bieren geht, geht dieser Trend gerade in Deutschland zurück. Man ist durch mit den hopfigen Fruchtsäften und auch der Preis für eine Dose der bei 6€ anfängt und bei 16€ aufhört ist nicht für jeden experimentierfreundlichen Bierfreund haltbar. Daher würden wir sagen, dass Deutschland in 2026 eher zu den traditionellen Bierstilen mit etwas mehr Hopfengabe als Fruchtigkeitsunterstützung und alternative zu einem süßen Radler streben sollte. Biere wie das Störtebeker Atlantik Ale und das Nordisch Hell holen immer mehr normale Bierkonsumenten ab.

6. „Better-for-you“-Biere: leicht, funktional und alltagstauglich
Die Grenze zwischen Bier und Functional Beverage verschwimmt. Viele Trendanalysen für Craft-Bier betonen, dass „sessionable“ Biere mit niedrigerem Alkohol und geringeren Kalorienzahlen zu den beliebtesten Stilen gehören. Parallel dazu zeichnet IWSR ein Bild, in dem die no- und low-alcohol-Kategorie in nahezu allen Regionen schneller wächst als Vollalkohol. In den USA etwa wird der No-Alcohol-Markt bis 2028 mit einem jährlichen Volumenwachstum von rund 18 Prozent prognostiziert, wobei alkoholfreies Bier klar die größte Rolle spielt.
Inhaltlich bedeutet „Better-for-you“ mehr als nur alkoholfrei. Dazu gehören Biere mit 3–4,5 Prozent Alkohol, die bewusst als „Weeknight Beer“ positioniert werden, kalorienreduzierte Lager und IPAs mit schlanker Malzbasis, isotonische Biere, die offen als Regenerationsgetränk kommuniziert werden, und Brauprojekte, bei denen Mineralstoff- oder Vitaminprofile eine Rolle spielen. Dazu kann man auch den Trend der Leichtbiere in Franken und Bayern beobachten. Daten aus der Getränketrendforschung zeigen, dass Gesundheit, Balance und weniger Kater zu den wichtigsten Kaufmotiven für junge Erwachsene zählen, die Bier nicht mehr als reine „Partywaffe“, sondern als Genussprodukt in einem breiteren Lifestyle-Kontext sehen.
Für Craft-Brauereien ist das eine Chance, klassische „Leichtbiere“ neu zu besetzen, ohne auf Geschmack zu verzichten. Ein elegant gestopftes 3,8-Prozent-Session-IPA oder ein 4-Prozent-Rice-Lager mit hohem Trinkfluss sind Produkte, die perfekt in diese Kategorie passen. Wichtig ist, dass die Kommunikation ehrlich bleibt: Wer sein Bier als „isotonisch“ oder „kalorienarm“ verkauft, muss das analytisch belegen können und sollte zugleich klar machen, dass es sich weiterhin um ein Genussmittel handelt, nicht um ein Gesundheitsprodukt.
7. AI-Brauen, smarte Zapfsysteme und die Digitalisierung des Sudhauses
Während an der Theke oft noch romantisch vom Handwerk gesprochen wird, hat im Hintergrund längst eine leise Revolution begonnen, die Digitalisierung der Brautechnik. Marktberichte zum Draft-Biersegment und zu Brautechnologie beschreiben, wie AI-gestützte Systeme Gärprozesse überwachen, Temperatur- und Druckverläufe optimieren und damit Konsistenz und Effizienz gleichzeitig verbessern.
Besonders sichtbar wird das beim Thema Smart Draft. Hersteller wie Micro Matic und BarTrack haben Systeme entwickelt, die mithilfe von Sensorik jeden Zapfvorgang analysieren, Temperatur, Schaumverlust, Leitungszustand und Keg-Füllstand in Echtzeit überwachen und so Ausschankverluste drastisch reduzieren können. Branchenberichte sprechen davon, dass smarte Schanktechnik Keg-Ausbeuten um bis zu 30 Prozent steigern und den Ausschank kalkulierbarer machen kann.
Für Craft-Brauereien öffnen sich hier zwei Ebenen. Auf der Produktionsseite können auch kleinere Betriebe von modularen, halbautomatisierten Systemen profitieren, die Energie sparen, Chargen sauber dokumentieren und Gärverläufe konstant halten. Auf der Distributionsseite bieten smarte Zapfanlagen in eigenen Taprooms oder bei ausgewählten Partnern die Möglichkeit, Bierqualität bis ins Glas zu kontrollieren, Retouren zu reduzieren und Daten für die Sortimentsplanung zu sammeln. In einem Markt, in dem Rohstoffe teuer sind und Margen unter Druck stehen, wird dies 2026 weniger „Nice-to-have“ und mehr Wettbewerbsfaktor sein.
8. Taprooms als Erlebnisräume und Community-Hubs
Taprooms haben nach der Pandemie in vielen Märkten den On-Premise-Bereich neu definiert. Was früher oft reine Ausschankflächen waren, sind heute multifunktionale Räume, die Bar, Eventfläche, Showroom und Community-Space zugleich sind. Bereits 2024/2025 stellten Trendberichte fest, dass Gäste von Brauereien mehr erwarten als nur den nächsten Release. Sie wollen ein Erlebnis, das zu ihrem Lebensstil passt.
Für 2026 bedeutet das, dass Taprooms, die mit klar kuratierten Tasting-Flights, Themenabenden, Food-Pairings und kollaborativen Formaten arbeiten, funktionieren. „Flight it up“, also Bierflights als zentrales Genussformat, tauchen in Trendanalysen explizit auf, weil Gäste nicht mehr nur „ein Bier“ trinken, sondern sich durch Stile, Regionen oder Themenwelten probieren wollen. Auch wenn es für den Betreiber einer Bar oder Bier location anstrengend ist, die Bier Flights immer wieder zu befüllen und diese dann auch durch geschultes Personal an den Tisch zu bringen, hilft es sich ein Bild der Bierauswahl einer Brauerei zu machen. Dazu kommen Kooperationen mit Street-Food-Konzepte, Weinbars oder Kaffeeröstereien, die den Taproom auch außerhalb klassischer Abendzeiten beleben.
Aus Betreibersicht werden Taprooms damit zu Content-Maschinen. Jede Collab-Veröffentlichung, jedes „Lager-Only-Wochenende“, jedes „Alkoholfrei-Festival“ erzeugt Social-Media-Reichweite, Newsletter-Content und Website-Traffic. Gleichzeitig wächst der Anteil des Direct-to-Consumer-Geschäfts, weil Gäste Biere, die sie im Taproom probiert haben, direkt als Paket bestellen oder im Abo beziehen. Für SEO bedeutet das, dass Taproom-Seiten mit Eventkalender, Buchungsmöglichkeiten für Tastings und klar strukturierten Informationen zu Bieren und Speisen zu wichtigen Einstiegspunkten für die Marke werden.
9. Limited Releases, Collabs und Direct-to-Consumer als Businessmodell
Begrenzte Auflagen, Kollaborationen und Direktvertrieb sind keine kurzlebigen Hipsterphänomene, sondern haben sich als tragfähiges Geschäftsmodell etabliert. Datenbasierte Trendberichte führen „Limited Releases“, „Barrel-Aging“ und „Collab-Kultur“ seit mehreren Jahren als stabile Treiber der Craft-Szene. Dieser Absatz richtet sich eher an die Nerd Gemeinde im Craftbier Bereich.
Was sich 2026 verändert, ist der Umgang damit. Statt wöchentlich wahllos neue Etiketten zu drucken, setzen erfolgreiche Brauereien auf klar definierte Serien. Eine Barrel-Aged-Reihe mit jährlichen Releases, eine Kollaborationsserie, bei der jede Ausgabe eine eigene Story erzählt, oder ein saisonales Programm, das z. B. Lager im Sommer, kräftige Stouts im Winter und fruchtige Sours dazwischen feiert. Online-Shops werden so aufgebaut, dass Limited Releases nicht im Produktchaos untergehen, sondern eigene Bereiche mit Wartelisten, Vorbestelloptionen und exklusiven Bundles bekommen.
Parallel wächst die Bedeutung von Direct-to-Consumer-Ansätzen. In Märkten, in denen der Versand von Bier rechtlich zulässig ist, betreiben viele Craft-Brauereien inzwischen eigene Webshops, Subscription-Modelle oder „Beer Clubs“. Branchenanalysen zum Bier- und Getränkemarkt berichten davon, dass Premium- und Spezialbiere im Online-Vertrieb überdurchschnittlich wachsen, während der Standard-Massenmarkt im stationären Handel eher stagniert.
Für eine Marke heißt das konkret: 2026 sollte jede Veröffentlichung mit knappem Charakter – ob ein spezielles Barrel-Aged Stout, ein Double-Dry-Hopped-IPA oder ein besonderes alkoholfreies Bier – nicht nur an die Theke rollen, sondern begleitet werden von Newsletter, Social Media, eigener Landingpage und klarer „Call-to-Action“ zum Kauf, ob vor Ort oder online.
10. Diversere Zielgruppen, Frauenpower und Gen Z verändern das Bild
Craft-Bier wird 2026 von einem deutlich diverseren Publikum getrunken als vor zehn Jahren. Trendanalysen listen „Girl bosses“ und weibliche Führungspersönlichkeiten in der Craft-Szene ausdrücklich als eigenen Punkt, weil Brauerinnen, Gründerinnen und Bier-Sommelières sichtbarer werden und Marken stark prägen. Gleichzeitig zeigen Studien, dass Gen Z beim Thema Bier sehr eigene Präferenzen hat: weniger Alkohol, mehr Frucht, mehr Experiment, und gleichzeitig ein starkes Augenmerk auf Werte wie Nachhaltigkeit und Inklusion.
Spannend ist auch der Blick auf die sozialen Dynamiken rund um alkoholfreie Getränke. Eine Studie von Heineken und der Universität Oxford zeigt, dass zwar eine große Mehrheit der Befragten no- und low-alcohol-Getränke grundsätzlich akzeptiert, viele aber dennoch zu alkoholischen Optionen greifen, weil sie sich sozial unter Druck gesetzt fühlen. Besonders stark ist dieser Druck bei Gen Z: Ein signifikanter Teil berichtet davon, für die Wahl einer alkoholfreien Option kritisiert worden zu sein. Genau hier können Marken, Bars und Brauereien ansetzen, indem sie alkoholfreie und leichte Optionen nicht als „Notlösung“, sondern als gleichwertigen Teil der Genusskultur inszenieren. Witzigerweise geht der Trend auch im Kontrast dazu immer mehr in den Bereich Beer Pong und Trinkspiele. Die Bierpong Betreiber findet man mittlerweile auch auf den Volksfesten in Deutschland. Sport, Aktivität und kreative Spiele werden immer gerne mit dem Getränk Bier verbunden.
Gleichzeitig verschiebt sich das Image von alkoholfreiem Bier in Richtung Premium. Wenn sich beispielsweise ein Luxusautohersteller mit einer neuen alkoholfreien Craft-Marke zusammentut, um ein gemeinsames Lifestyle-Produkt zu launchen, dann zeigt das, wie weit diese Kategorie im Bewusstsein anspruchsvoller Konsumenten angekommen ist. Marken, die diese Entwicklung ernst nehmen, achten auf Design, Storytelling und Gastronomiepräsenz genauso sorgfältig wie bei ihren alkoholhaltigen Produkten.
Für das eigene Business heißt das: Wer 2026 noch mit machohaften Slogans, übersexualisierter Werbung oder ausschließenden Bildwelten arbeitet, verliert nicht nur Sympathie, sondern ganz konkrete Marktanteile. Eine zeitgemäße Craft-Marke spricht unterschiedliche Geschlechter an, schließt niemanden aus, kommuniziert offen über Nachhaltigkeit und Gesundheitsbewusstsein und zeigt die Menschen hinter der Brauerei – ganz gleich, ob sie Braumeisterin, Verkäufer, Social-Media-Managerin oder Inhaberpaar sind. Und vor Allem sie bildet eine soziale Einheit in Form von Spielen und Aktivitäten. Stupides Rumstehen und Biertrinken ist bald Geschichte.
Fazit: 2026 belohnt Klarheit – im Glas und in der Strategie
Wenn man all diese Trends zusammenzieht, wird deutlich: 2026 ist kein Jahr für taktische Hektik, sondern für strategische Schärfung. Der Markt belohnt Brauereien, Bars und Händler, die ihre Rolle klar definieren. Ein Sortiment, das aus einem starken Lager, einem präzisen West-Coast-IPA, mindestens einem herausragenden alkoholfreien Bier, einem lokal verankerten Signature-Stil und gut kuratierten Limited Releases besteht, ist besser für Marke, Gäste und Ergebnis als ein beliebiger Zoo aus „irgendwie IPA“.
Gleichzeitig zeigt der Blick auf Markt- und Konsumdaten, dass drei Themen unübersehbar sind: Die Kategorie alkoholfreies und Low-ABV-Bier ist strukturell auf Wachstum gepolt; Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft sind nicht mehr verhandelbar; Technologie – von AI im Sudhaus bis zu smarten Zapfanlagen – wird zur Basis, um bei steigenden Kosten konkurrenzfähig zu bleiben. Wer diese Entwicklungen ernst nimmt und sie mit echter regionaler Identität und handwerklicher Qualität verbindet, hat als Craft-Brauerei oder Biermarke auch in einem schwierigeren Marktumfeld sehr gute Chancen, nicht nur zu überleben, sondern zu wachsen.








