Dominik Pietsch von Flügge

Dominik Pietsch von Flügge

Die Flügge Mikrobrauerei aus Frankfurt wurde 2017 von Dominik Pietsch und Joachim Amrhein gegründet. Ihr Anspruch ist es, den deutschen Biermarkt mit neuen und spannenden Bieren zu bereichern. Dabei gehen sie auch an die Grenzen des Reinheitsgebotes (und darüber hinaus) und brauen mit wilden Hefen, geben Früchte, sowie ungewöhnliche Malze ins Bier und brauen Bier-Wein-Hybriden. Wir durften bereits einige Biere von Flügge probieren und waren immer wieder überrascht über den Geschmack. Dieser ist einzigartig und das macht die Brauerei natürlich zu einem unserer Lieblinge. Darum wollten wir mal einen Blick hinter die Kulissen werfen.

Woher kommt ihr und wie seid ihr zum Bier gekommen? Erzählt uns ein wenig über eure Geschichte.
Wir, das sind Joachim und ich. Jo ist überwiegend für den administrativen Bereich zuständig, während ich mich primär um die Produktion kümmere. Getroffen haben wir uns Ende 2016 über einen gemeinsamen Bekannten – damals war ich noch als Hobbybrauer in der heimischen Küche aktiv, Jo war damals auch sehr bierinteressiert. Wir haben dann auf der CRAFT in Frankfurt im Jahr 2017 darauf angestoßen, gemeinsam eine Brauerei gründen zu wollen. Und ein Jahr später, auf der CRAFT 2018 haben wir dann unser Debut gegeben.

Wie seid ihr auf den Namen gekommen und was für eine Philosophie verfolgst Du damit?
Von Anfang an war uns irgendwie klar, dass wir als kleine Hobbyornithologen gerne das Thema „Vögel“ in unserem Erscheinungsbild wiederfinden wollen. Der Name „Flügge“ stand dann im Raum und der hat sofort gezündet, der hat eine passende Bedeutung und einen schönen Klang, das mochten wir. Wir wollen auch nie diese klassische Biergestaltung auf unseren Labels, weswegen wir auch hier einen anderen Weg eingeschlagen haben und einerseits reduzierte, andererseits sehr künstlerische Etiketten haben.

Was macht ein gutes Bier für euch aus?
Schwer zu sagen, ein gutes Bier kann ja einerseits dadurch bestechen, dass es einfach rund, lecker, schön trinkbar ist, und man einfach gerne noch eins davon trinken mag. Oder es gibt diese Bier, die einen immernoch überraschen, auch wenn man in den letzten Jahren schon einige wirklich gute Biere getrunken hat – Highlights oder besondere Geschmacksexplosionen gibt’s immer wieder mal.

Kreativität steht auf Eurer Liste ganz oben, wie kommt ihr auf neue Bierideen? Und wie probiert ihr sie aus?
Ganz unterschiedlich, manchmal trifft man Leute, mit denen man gerne zusammenarbeiten möchte, wie z.B. Daniel Mattern – das ist der Winzer, mit dem wir unser Bier-Wein-Hybriden machen. Oder man liest irgendwo was, z.B. über traditionelle Brautechniken oder neue Hefen, die probieren wir dann aus und lassen diese Erfahrungen dann in neue Biere einfließen.

Wo liegen bei euch genau die Grenzen des Reinheitsgebotes und was haltet ihr überhaupt von dem alten Lebensmittelgesetz?
Die Grenzen des Reinheitsgebots liegen, übrigens nicht nur bei uns, sondern bei allen Brauereien, die in Deutschland produzieren, darin, dass nur mit den vier Grundzutaten gebraut werden soll: Wasser, Malz, Hopfen und Hefe. Möchte man darüber hinaus eine weitere Komponente ins Bier geben, z.B. Frucht, dann darf es nicht mehr „Bier“ genannt werden. Deswegen ist z.B. unser Fränk auch kein „Bier“, sondern ein „Alkoholhaltiges Getränk auf Malzbasis“. Tja, was wir davon halten? Kurz gesagt: wenig. Das Reinheitsgebot is ein deutsches Gewächs, was bei etwas genauerer Betrachtung einfach wenig sinnig ist. Warum z.B. ist nich erlaubt, ein untergäriges Bier mit Weizenmalz zu brauen?

Was haltet ihr von Nachhaltigkeit und wie geht ihr mit dem Thema um?
Wir haben uns das Thema „Nachhaltigkeit“ ehrlicherweise jetzt nicht fett auf die Fahne geschrieben. Das ist auch schwierig – es fällt wirklich viel Müll an, auch in einer kleinen Brauerei. Jede Palette Malz, die wir bekommen, ist mit Plastikfolie umwickelt, usw. – ich könnte noch viele weitere Beispiele nennen. Aber wir versuchen, im Rahmen unserer Möglichkeiten, so nachhaltig wie möglich mit den Ressourcen umzugehen – wir fangen z.B. Kühlwasser auf und verwenden es für den nächsten Sud.

Wie geht ihr mit neuen Zutaten um. Probiert ihr diese zunächst aus und wie wisst ihr was genau zusammenpasst?
Mittlerweile besteht schon ein großer Erfahrungsschatz, was zusammenpasst und was nicht, aber wir machen im Schnitt pro Woche einen Testsud, um neue Techniken, Ideen und Zutaten auszuprobieren.

Was ist euer absoluter Favorit unter euren Bieren? Oder gibt es diesen nicht wirklich?
Das variiert. Aktuell steht Elsa, unser neues Kellerbier, als Feierabendbegleitung recht hoch im Kurs.

Craft Bier Hype oder Weiterentwicklung der Biervielfalt?
Wir denken nicht, dass „Craft Beer“ nur ein kurzlebiges Phänomen ist.

Was kommt als Nächstes?
Wir fokussieren uns mehr auf Bier-Wein-Hybriden, und haben kürzlich auch endlich die ersten Holzfässer bekommen – wir planen auch Collabs, evtl kommt auch bald ein neues Frucht-Sauer, also, da kommt bald wieder viel Neues!

Vielen Dank an Dominik Pietsch für das klasse Interview. Es ist super spannend zu erfahren, wie ihr euch gefunden habt und wie es hitner den Kulissen von einer unserer Lieblingsbrauereien aussieht.